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Tillich versus Gebhardt – Eine exklusive Wahl-Debatte

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VON TANJA GOLDBECHER UND JULIA LAPPERT

Stanislaw Tillich (links) und Rico Gebhardt (rechts) im Gespräch mit den Chefredakteuren.

Stanislaw Tillich (links) und Rico Gebhardt (rechts) im Gespräch mit den Chefredakteuren.

Knapp zwei Wochen vor der sächsischen Landtagswahl haben die drei Chefredakteure der großen sächsischen Zeitungen die beiden Kontrahenten, Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Oppositionsführer Rico Gebhardt (Die Linke), in Dresden ins Kreuzverhör genommen. Im Publikum saßen rund 450 Leser der drei Zeitungen und sehr viele Journalisten. Auch die beiden Volontärinnen Tanja Goldbecher und Julia Lappert waren bei dem exklusiven Event.

Twitter-Tussi und Trüffelschwein

Zeit, um sich die beiden Politiker genau anzuschauen, bleibt uns aber nicht. Julia twitterte über den Account der “Freien Presse”, Tanja machte sich nach der Veranstaltung auf die Suche nach Lesern, die erzählen sollten, welchen Eindruck sie von der Wahl-Debatte hatten.

Die drei Chefredakteure der Sächsischen Zeitung, der Leipziger Volkszeitung und der Freien Presse stellen die Fragen.

Die drei Chefredakteure Torsten Kleditzsch von der “Freien Presse”, Uwe Vetterick von der “Sächsischen Zeitung” und Jan Emendörfer von der “Leipziger Volkszeitung” nehmen die Kandidaten in die Mangel.

Die Leserin vor der Debatte

Eine halbe Stunde vor Beginn der Debatte sichert sich Angelika Beer einen Platz in der dritten Reihe. Sie ist 59 Jahre alt und aus Chemnitz angereist. Ihre Karte hat sie über die „Freie Presse“ bekommen und damit Glück gehabt. Denn insgesamt verschenkte jede der drei Zeitungen jeweils nur 150 Freikarten an ihre Leser. Ein Porträt der beiden Politiker hat Beer bereits in der Zeitung gelesen. Aber sie will sich selber überzeugen, wer der bessere Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten ist. Neben ihr nehmen viele ältere Menschen Platz. Journalisten und Politiker füllen die ersten beiden Reihen auf.

Twitter

Immer mehr Menschen kommen in den Saal. Zeit ein erstes Bild zu twittern. Über den Kurznachrichtendienst halten wir alle, die nicht bei der Debatte dabei sein können mit den Themenblöcken und wichtigsten Thesen von Gebhardt und Tillich zusammen. Politiker-Sprech in knackige 140 Zeichen zu packen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Interpretieren dürfen wir die Zitate natürlich nicht. Zu groß ist die Gefahr, dass man sich mit einer Wertung auf die eine oder andere Seite schlagen könnte. Viele andere Politiker, Journalisten und auch ein paar Leser diskutierten über Twitter mit – und wünschen sich einen Live-Stream, um die Debatte komplett mitverfolgen zu können.

Applaus, bitte!

Die Fragen der drei Moderatoren bringen die Diskussion nicht nur in Gang, sondern lockern die Stimmung auch gewaltig auf. Allen voran Uwe Vetterick von der “Sächsischen Zeitung” schafft es, Tillich und Gebhardt ein Verlegenheitsgrinsen abzugewinnen. Leises Gelächter zieht immer wieder durch die Reihen der Leser. Unterstützender Applaus kommt abwechselnd vom linken Zuschauerflügel und von der großen Masse in der Mitte des Saals. In der Diskussion werden politische Widersprüche aufgezeigt, die tatsächlich nur belächelt werden können. Ist die Linke nun für mehr Polizeieinsatz oder dagegen? Und kennt die CDU den Unterschied zwischen Marihuana und Crystal Meth?

Twitter

Langsam füllt sich der Saal vor der Veranstaltung.

Langsam füllt sich der Saal vor der Veranstaltung.

Vorallem die Accounts der CDU-Fraktion und der Linken sind besonders aktiv dabei an diesem Abend. Sie favourisieren Tweets von uns – oder beschweren sich auch ganz schnell, wenn sie meinen, dass ihr Kandidat ein wenig zu kurz kommt. Obwohl die beiden Kandidaten unterschiedlich lange sprechen, müssen wir versuchen, keinem zu viel Raum zu geben. Ein guter Vergleich sind die Accounts der “Sächsischen Zeitung” und der “Leipziger Volkszeitung”, die ähnliche Inhalte twittern wie wir. Auch Anhänger und Politiker der Grünen und der SPD sind im Saal und zeigen über den Kurznachrichtendienst ihr Interesse an der Veranstaltung. Dieser Abend beschert dem Twitter-Account der “Freien Presse” knapp hundert Follower mehr.

So wurde die Lesermeinung zwei Tage nach der Debatte in der “Freien Presse” abgedruckt.

Die Leserin nach der Debatte

Für Angelika Beer ist die Debatte spannend verlaufen. Sie glaubt, dass sich der Ministerpräsident souveräner dargestellt hat. Rico Gebhardt erschien ihr sehr aufgeregt. Ihrer Meinung nach haben beide viele Fragen nicht beantwortet. Und das Thema Mindestlohn wurde gar nicht diskutiert. Ihre Wahlentscheidung hat sich jetzt nicht geändert. Tatsächlich haben viele Menschen nach dem Duell gesagt, dass die Debatte interessant war, aber nichts Grundlegendes für sie ändert. Für viele sind nicht nur die Spitzenkandidaten entscheidend, sondern die politische Ausrichtung der Partei ist es.

Leider stürmen die meisten Zuschauer sofort aus dem Saal – sicher mit Blick auf den langen Heimweg. Eine ausführliche Umfrage wird schwer. Über Twitter läuft die Diskussion zwar weiter, aber wäre es nicht cool, sich dabei zur Abwechslung auch mal in die Augen zu sehen?

 


Tagged: CDU, Dresden, Freie Presse, Julia Lappert, Landtagswahl, Leipziger Volkszeitung, Linke, Rico Gebhardt, Sächsische Zeitung, Stanislaw Tillich, Tanja Goldbecher, Volontäre, Wahldebatte

Stilblüten des Lokaljournalismus: Wenn Schlagzeilen missglücken

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VON DER REDAKTION

Fehler gibt es in Zeitungen und Online-Medien immer wieder. Manche sind peinlich, einige skuril. Toll allerdings, wenn sie lustig sind.

Fehler sind menschlich. Sie passieren, einfach so. Auch im Journalismus. Nur: Was der Reporter falsch macht, steht am nächsten Tag in der Zeitung. Oft feilt man stundenlang im stillen Kämmerlein an Formulierungen, stellt Wörter um, bastelt Texte. Doch statt geflügelter Sätze findet der Leser am nächsten Tag missglückte Vergleiche, Rechtschreibfehler oder einfach nur Kurioses.

Um die lieben, hart arbeitenden Kollegen nicht in die BredouilleIn zu bringen, haben wir in der “Freien Presse”  nur nach lustigen “Ausrutscher” Ausschau gehalten. Hier eine kleine Auswahl.

IMG_20140820_190447Komischer Name für ein Kabarett. Worum es da wohl geht?

IMG_20140820_190423Ein Teufel, pardon Schelm, wer Böses dabei denkt.

IMG_20140820_182505“Joggerin trifft nackten Mann”: Hatten die etwa eine Verabredung?

IMG_20140820_190035Achtung Gegenverkehr! Wald und Radfahrer rasen aufeinander zu. Welcher “Verkehrsteilnehmer” sich da wohl durchsetzt?

GeyerDiese Geyer! Sind die mal eben zu ihrem Obergeyer rübergeflattert? Klingt schon irgendwie absurd …

??????????????????????????????? Mit Sicherheit können auch die Menschen etwas von der glücklichen Partnerschaft der süßen Häschen lernen. <3

ArbeitstierDie Frage ist nur, wer auf dem Bild die Edelkarosse ist und wer das Arbeitstier …?

IMG_20140820_190057“Willi”? Das nennen wir mal ‘ne Überschrift.

IMG_20140821_090534Schöne Lektüre zum Morgen-Kaffee – wenn der Scheidenpilz (eine Anzeige) auf der Politik-Seite sprießt.

IMG_20140820_190438“Die Schalen dürfen sogar auf den Boden geworfen werden.” Wow, wow, wow. Und wenn die riesige Erdnuss gen Himmel aufsteigt! Danke, das hat uns Lachkrämpfe beschert.

Ihr habt einen, nun ja, ungewöhnlichen Artikel in der “Freien Presse” gefunden? Dann her damit. Einfach eine Mail schicken an volo@freiepresse.de.

Link-Tipp: “Lepra-Gruppe löst sich auf”, “Kuh tötet Frau”, oder “Riesen-Fische aus dem Po gezogen”: Mehr Stilblüten des Lokaljournalismus sammelt die Facebook-Seite “Perlen des Lokaljournalismus”. Sie zeigt, das Fehler Spaß machen können – zumindest mit etwas journalistischer Selbstironie. Über 100.000 Fans hat die Seite inzwischen.

Update, 27.08.2014: Das Teufels-Bild haben wir auf Wunsch nachträglich “gepixelt”.


Tagged: Ausrutscher, Fehler, Freie Presse, Journalismus, Perlen des Lokaljournalismus, Rechtschreibfehler, Reporter, Stilblüten, Volontariat, Zeitung

Aufruf: Volontäre gesucht!

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VON DER REDAKTION

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Drei der aktuellen Volos. Foto: Sebastian Siebertz

Chemnitz wächst – klingt komisch, ist aber so – im vergangenen Jahr um genau 0,3 Prozent! Der Zeitpunkt ist also ideal, um in diesem Strom dabei zu sein und das kreative Potential in Karl-Marx-Stadt weiter zu erhöhen. Außerdem freuen wir uns über Volo-Nachwuchs. Beim Volo-Blog haben die Neuen einen Sonderstatus: Sie dürfen die besten Beiträge schreiben, als schönstes Fotomodel herhalten und die Grenzen der Pressefreiheit am meisten austesten. Nach der Arbeit über die Arbeit und das Leben diskutieren: Das machen wir regelmäßig, aber in ganz lockerer Runde versteht sich.

Und bevor ihr sofort mit Spucke euer Passbild auf den Lebenslauf klebt, hier die harten Fakten:

Die Bewerbung:

  • An: Freie Presse
    Chefredaktion
    Brückenstraße 15
    09112 Chemnitz
  • Bis spätestens 17. September
  • Mit Anschreiben, Lebenslauf, Abi-Zeugnis, Studienabschlusszeugnis, fünf bis sechs Arbeitsproben (Artikel) und wenn ihr habt:  Praktika-Nachweise und Beurteilungen

Das Volo:

  • Dauert zwei Jahre
  • Alle drei Monate wird die Redaktion gewechselt
  • Pflichtstationen sind: Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport, Online, Lokales…
  • Wohnort ist am besten in Chemnitz
  • Volo-Gehalt reicht hier gut zum Leben
  • Führerschein wird gebraucht

Ihr solltet:

  • ein abgeschlossenes Studium haben
  • nicht viel älter als 30 Jahre sein
  • schon journalistische Erfahrungen gesammelt haben
  • auf Menschen zugehen können
  • euch für verschiedene Themen interessieren
  • Sachsen kennenlernen wollen

Wenn ihr noch Fragen habt, dann schreibt einfach an volo@freiepresse.de.


Tagged: 2 Jahre, Ausbildung, Chemnitz, Freie Presse, Junge Menschen, Lokalredaktion, Redaktion, Volo, Volontariat

Bis Mitternacht nah dran am Geschehen – Landtagswahl in Sachsen

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Von Franziska Pester

Am Sonntag wurde in Sachsen ein neuer Landtag gewählt. Die “Freie Presse” hat über den Verlauf der Wahl und die Ergebnisse berichtet. Heute morgen konnten die Leser am Frühstückstisch in der Zeitung lesen, welche Partei im Landtag in den nächsten Jahren die Mehrheit stellt und welche Politiker den Einzug ins Parlament geschafft haben. Für die Redakteure der “Freien Presse” bedeuten Wahlen lange aber auch spannende Arbeitstage. Volontärin Franziska Pester gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

Am Morgen nach der Landtagswahl in Sachsen hält Franziska Pester die Zeitung mit der Wahlberichterstattung in den Händen. Die letzten Artikel sind erst wenige Stunden zuvor fertig geworden. Foto: Toni Söll

L wie langer Arbeitstag. Wenn nach Mitternacht in den Redaktionsräumen der „Freien Presse“ noch Licht brennt, dann kann das zweierlei bedeuten: a) eine Katastrophe, welcher Art auch immer, ist eingetreten oder b) es ist Wahl. Gestern blieben wir von der Katastrophe verschont und berichteten über die Landtagswahl in Sachsen. Am nächsten Morgen wollten die Leser wissen, welche Partei die meisten Stimmen bekommen hat, welche Politiker ins Parlament einziehen und wer seinen Platz räumen muss. Deshalb müssen wir Journalisten warten, bis alle Stimmzettel ausgezählt sind, bevor wir mit dem Schreiben unserer Artikel beginnen können. Die letzten Ergebnisse kamen am Sonntag gegen 23 Uhr. Bis dahin haben wir Prognose und Hochrechnungen beobachtet, mit Politikern und Wahlleitern gesprochen. Dann war Eile geboten. Denn wir hatten nur eine anderthalb Stunde, um die Zeitungsseiten ins Druckhaus zu schicken.
Awie Andruckzeit. Normalerweise laufen die großen Druckmaschinen im Druckzentrum der „Freien Presse“ ab 23 Uhr auf Hochtouren. Dann muss die Zeitung fertig sein. Nicht so an einem Wahlabend. Da alle Kollegen aus Erfahrung wissen, dass die letzten Wahlergebnisse erst sehr spät kommen, haben wir an so einem besonderen Tag die Andruckzeit verschoben. Am Sonntag musste die letzte fertige Zeitungsseite erst 0.40 Uhr ans Druckhaus gesendet werden.
N - wie NPD. Die Wahlkreise, die erst gegen 23 Uhr ihre vorläufigen Endergebnisse lieferten, waren entscheidend: Die NPD hat den erneuten Einzug in den sächsischen Landtag knapp verfehlt. Vorläufiges Endergebnis: 4,95 Prozent. So manchem Kollegen wirbelte diese Wendung den Plan für die Wahlberichterstattung durcheinander. Hatte er in seinem Artikel doch schon sämtliche Politiker darüber schimpfen lassen, dass die NPD es erneut in den Landtag geschafft hat. Doch es half alles nichts. Der komplette Text musste neu geschrieben werden.
Dwie Direktmandate. Die spannende Frage: Der Spitzenkandidat welcher Partei holt in den Wahlkreisen, über welche die Zeitung berichtet, das Direktmandat? Ein kurzes Interview nach Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses ist für jeden Redakteur, der an einem Wahlsonntag Dienst hat, Pflicht. Wer nicht zur Wahlparty gehen will, besorgt sich im Vorfeld die Handynummer und ruft an.
Twie Telefonnummern. Wer sich auf einen Wahlsonntag gut vorbereiten will, besorgt sich von sämtlichen Direktkandidaten, dem Wahlleiter und anderen Leuten, deren Einschätzungen und Bewertungen für die Berichterstattung wichtig sein könnten, Handynummern und vereinbart einen telefonischen Gesprächstermin am Wahlabend.
Awie Abendbrot. Abendbrot gegessen wird an einem Wahlsonntag im Kollegenkreis in der Redaktion. Pause muss sein.
G wie Gesamtergebnis. Das Gesamtergebnis ist interessant. Doch viele Leser der „Freien Presse“ wollen wissen, wie in ihrem eigenen Wahlbezirk abgestimmt wurde. Oder sie interessieren sich dafür, welche Partei in welchem Stadtteil die meisten Stimmen erhalten hat. Deshalb veröffentlicht die „Freie Presse“ am Dienstag nach der Wahl sämtliche Ergebnisse auf einer Sonderseite.
Swie Stimmabgabe. Auch wenn sie am Wahlsonntag arbeiten müssen, geben die Redakteure der „Freien Presse“ natürlich trotzdem ihre Stimme ab. Ich selbst war am Morgen, vor Dienstbeginn wählen. Anderen Kollegen ist das zu stressig. Sie haben ihren Stimmzettel schon vorher ausgefüllt und per Briefwahl gewählt.
W wie Wahlleiter. Er ist an einem Wahlsonntag einer der wichtigsten Ansprechpartner der Redaktion. Denn vom Wahlleiter bekommen wir Hintergrundinformationen zum Ablauf der Wahl: Gab es in irgendeinem Wahllokal Probleme? Waren alle Stimmzettel korrekt? Wann ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen? Eine gute Zusammenarbeit ist bei der Wahlberichterstattung unverzichtbar.
A wie Absatztag. Gewählt wird immer an einem Sonntag. Das bedeutet, dass die Redakteure an einem eigentlich arbeitsfreien Tag in der Redaktion sind. Denn am Montag wollen die Leser ihre Zeitung lesen. Als Ausgleich bekommen die Redakteure einen sogenannten Absatztag. Das heißt, sie dürfen an einem anderen Wochentag zu Hause bleiben, um ihren freien Tag nachzuholen.
Hwie Homepage. Auf der Homepage der „Freien Presse“ konnten sich die Leser am Sonntag ab 18 Uhr über die Landtagswahl informieren. Die Kollegen stellten die Ergebnisse erster Hochrechnungen online und veröffentlichen nach und nach die Ergebnisse aus den einzelnen Wahlkreisen im gesamten Freistaat. Außerdem berichteten Redakteure in einem Live-Ticker über sämtliche Ereignisse rund um die Wahl: In Mittelsachsen tauchten falsche Stimmzettel auf und in Chemnitz musste ein Wahllokal umziehen. Ganz schön viel Stress für die Journalisten. Aber unsere Leser sind rund um die Uhr sofort informiert.
Lwie Landtag. In wenigen Wochen nimmt der neu gewählte Landtag seine Arbeit auf. Über die Debatten und Entscheidungen in Dresden berichten dann die beiden Dresden-Korrespondenten der „Freien Presse“. Dabei achten sie immer besonders auf die Politiker, die im Verbreitungsgebiet der Zeitung zu Hause sind. So erfahren die Leser, ob der Politiker, den sie gewählt haben, seine Wahlversprechen hält und ob er sich für die Belange seiner Heimat in der Landeshauptstadt stark macht.


Tagged: Franziska, Landtagswahl, Politik, Sachsen, Sonntagsdienst, Volontariat

Umfrage: Welche Medien nutzt du?

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Von Julia Lappert und Tanja Goldbecher

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Leonard Elbers informiert sich in Print, Fernsehen und Internet. Foto: Juila Lappert

Jaja, heute liest keiner mehr Zeitung und Nachrichten sind eh nur aus aller Welt interessant. Wir sind durch die Chemnitzer Innenstadt gezogen und haben junge Menschen gefragt, ob und wie sie sich den News-Kick geben. Dass viele Leute eine App auf ihrem Handy nutzen, ist sicherlich wenig überraschend. Doch auch die gute alte Druckerschwärze klebt ab und zu an ihren Fingern. Trotzdem: Online gehört die Zukunft.

Leonard Elbers, 17, aus Hamm – aber zu Besuch in Chemnitz:

„Meine Eltern haben den Westfälischen Anzeiger abonniert. Ich informiere mich also über die Zeitung. Außerdem schaue ich um 20 Uhr die Tagesschau. Auf meinem Handy habe ich die NTV-App installiert.“

Julian Imberg, 24, Landau – zu Besuch in Chemnitz

„Ich nutze das Internetportal von der Süddeutschen Zeitung. Manchmal kaufe ich auch die Süddeutsche und die Zeit. Aber ich informiere mich auch über die Bing News App auf meinem Handy“.

Marie Elbers, 21, aus Hamm – studiert in Chemnitz

„Ich nutze auch die Bing News App, die ist bei Windows 8 automatisch installiert. Da werden mir Artikel aus allen Zeitungen zusammengestellt. Zurzeit habe ich aber auch ein Probeabo der Freien Presse.“

Ingrid, 20, aus Freiberg – Sportlerin

„Ich höre MDR Figaro und Deutschland-Radio Kultur, wenn ich mit dem Auto fahre. Mein Vater liest die Freie Presse. Wenn er etwas Interessantes gelesen hat, dann reden wir darüber. Manchmal informiere ich mich dann über das Thema im Internet. Da ich selbst Volleyballerin bin, lese ich auch Nachrichten auf der sächsischen Volleyballseite.“

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Ingrid hört Nachrichten im Radio und recherchiert im Internet. Foto: Julia Lappert

Sophie, 21, aus Görlitz – studiert in Chemnitz

„Ich informiere mich nur über das Internet und habe die NTV-App auf dem Handy installiert. Manchmal höre ich auch Radio Energy.“

Reiner, 29, Döbeln – studiert in Chemnitz

„Ich schaue um 20 Uhr die Tagesschau. Ansonsten lese ich Nachrichten auf Spiegel Online. Mich interessieren nur überregionale Nachrichten. Was in Chemnitz und Umgebung passiert, ist mir eigentlich egal.“


Tagged: App, Chemnitz, Fernsehen, Freie Presse, Handy, Internet, Junge Menschen, Medien, Medienforschung, Mediennutzung, Nachrichten, Radio, Umfrage, Zeitung

Das ABC des Lokal-Journalismus

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Von Christoph Pengel

Grabstein, Handtuch, Schusterjunge – was hat das mit Zeitungen zu tun? In unseren Redaktionen herrschen seltsame Sprechweisen. Ein kleines Lexikon.

A wie Aufmacher: Der Hauptartikel, der eine Seite optisch und inhaltlich dominiert. An prominenter Stelle platziert, “macht” er die Seite “auf”. Warum es noch keine “Aufmacherin” gibt, wird im Betriebsrat derzeit heftig diskutiert. Eine Quote ist im Gespräch. Zur Debatte stehen auch die alternativen Varianten “Aufmacher_In” oder das geschlechtsneutrale “Aufmachendes”.

Die drei Hauptkomponenten einer Seite: Aufmacher (grün), Keller (rot), Handtuch (violett)

Die drei Hauptkomponenten einer Seite: Aufmacher (grün), Keller (rot), Handtuch (violett)

 

G wie Grabstein: Wenn lokale Veranstalter wüssten, dass wir ihre Termine zu Grabe tragen, noch bevor wir darüber berichten! Der Begriff “Grabstein” ist ein Beispiel dafür, dass sich Print-Journalisten oft stärker von der Form statt vom Inhalt leiten lassen. Denn nur rein äußerlich und mit viel dunkler Phantasie erinnert die Reihe rechteckiger Kästen auf unserer Wohin-Seite an einen Friedhof. Sie handeln aber nicht von der Vergangenheit, sondern von künftigen Veranstaltungen. Negative Gefühle wecken sie nur dann, wenn sie kurz vor Redaktionsschluss noch unbeschriftet sind

Ein dunkles Fantasie-Produkt: Der Grabstein.

Ein  finsteres Fantasie-Produkt: Der Grabstein.

 

H wie Handtuch: Sie haben sicher schon mal Lebensmittel in Zeitungspapier eingewickelt. Vielleicht auch nasse Schuhe – zum Trocknen – mit dem Anzeigenteil der “Freien Presse” vollgestopft. Aber haben Sie die Zeitung schon mal als Handtuch benutzt? So nennen unsere Redakteure die äußerste rechte Spalte einer Seite.

Bislang ist das nur ein bildliches Gedankenspiel – wieder so ein Form-Inhalt-Ding. In der Praxis hat das noch keiner ausprobiert. Leser, die für uns freiwillig den Test machen, können ihre Probe-Exemplare an volo@freiepresse.de senden. Bitte getrocknet und in pdf-Format. Gewinner mit den schönsten Einsendungen erhalten einen “Freie-Presse”-Handtuch-Halter oder einen Dauer-Grabstein (siehe Buchstabe G) mit ihrer favorisierten Werbung.

K wie Keller: Nein, das hat nichts mit sinkenden Auflagen zu tun. Der Keller ist ein fundamentaler Baustein in der Architektur unserer Zeitung. Er bildet die unterste Etage einer Seite und nimmt eine Breite von mindestens drei Spalten ein.

 

 

 

Ein lästiger Zeitgenosse: Der Schusterjunge.

Lästiger Zeitgenosse: Der Schusterjunge.

S wie Schusterjunge: Versteckt sich gern in Kellern, ist aber auch schon in Aufmachern gesichtet worden. Wenn eine einzelne Zeile so aufliegt, wie im Bild zu sehen, sprechen Redakteure von einem Schusterjungen. In der Regel machen wir kurzen Prozess mit solchen Rotzlöffeln. Oft verscheuchen wir ihn, nur damit er an anderer Stelle wieder auftaucht. Wie auf dem Jahrmarkt, wo man mit einem Klöppel auf einen Teufel einschlägt, der seinen Kopf aus Loch 1, 2 oder 3 herausstreckt. Wie es der Schusterjunge immer wieder aufs Neue schafft, in unser System einzudringen, ist unbekannt.

 

 


Stilblüten des Lokaljournalismus: Wenn Schlagzeilen missglücken

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VON DER REDAKTION

Fehler gibt es in Zeitungen und Online-Medien immer wieder. Manche sind peinlich, einige skuril. Toll allerdings, wenn sie lustig sind.

Fehler sind menschlich. Sie passieren, einfach so. Auch im Journalismus. Nur: Was der Reporter falsch macht, steht am nächsten Tag in der Zeitung. Oft feilt man stundenlang im stillen Kämmerlein an Formulierungen, stellt Wörter um, bastelt Texte. Doch statt geflügelter Sätze findet der Leser am nächsten Tag missglückte Vergleiche, Rechtschreibfehler oder einfach nur Kurioses.

Um die lieben, hart arbeitenden Kollegen nicht in die BredouilleIn zu bringen, haben wir in der “Freien Presse”  nur nach lustigen “Ausrutscher” Ausschau gehalten. Hier eine kleine Auswahl.

handball_torwartMan weiß auf jeden Fall, wer NICHT gewonnen hat!

dinosaurier_heuteHat sich offensichtlich gut versteckt, der Kleene!

 

Falscher_Kapitän_CFC_fink

Was sagt wohl Bundestrainer Jogi Löw dazu, dass der Drittliga-Torjäger vom Chemnitzer FC den Weltmeister anführt?

IMG_20140820_190447Komischer Name für ein Kabarett. Worum es da wohl geht?

IMG_20140820_190423Ein Teufel, pardon Schelm, wer Böses dabei denkt.

IMG_20140820_182505“Joggerin trifft nackten Mann”: Hatten die etwa eine Verabredung?

IMG_20140820_190035Achtung Gegenverkehr! Wald und Radfahrer rasen aufeinander zu. Welcher “Verkehrsteilnehmer” sich da wohl durchsetzt?

GeyerDiese Geyer! Sind die mal eben zu ihrem Obergeyer rübergeflattert? Klingt schon irgendwie absurd …

??????????????????????????????? Mit Sicherheit können auch die Menschen etwas von der glücklichen Partnerschaft der süßen Häschen lernen. <3

ArbeitstierDie Frage ist nur, wer auf dem Bild die Edelkarosse ist und wer das Arbeitstier …?

IMG_20140820_190057“Willi”? Das nennen wir mal ‘ne Überschrift.

IMG_20140821_090534Schöne Lektüre zum Morgen-Kaffee – wenn der Scheidenpilz (eine Anzeige) auf der Politik-Seite sprießt.

IMG_20140820_190438“Die Schalen dürfen sogar auf den Boden geworfen werden.” Wow, wow, wow. Und wenn die riesige Erdnuss gen Himmel aufsteigt! Danke, das hat uns Lachkrämpfe beschert.

Ihr habt einen, nun ja, ungewöhnlichen Artikel in der “Freien Presse” gefunden? Dann her damit. Einfach eine Mail schicken an volo@freiepresse.de.

Link-Tipp: “Lepra-Gruppe löst sich auf”, “Kuh tötet Frau”, oder “Riesen-Fische aus dem Po gezogen”: Mehr Stilblüten des Lokaljournalismus sammelt die Facebook-Seite “Perlen des Lokaljournalismus”. Sie zeigt, das Fehler Spaß machen können – zumindest mit etwas journalistischer Selbstironie. Über 100.000 Fans hat die Seite inzwischen.

Update, 27.08.2014: Das Teufels-Bild haben wir auf Wunsch nachträglich “gepixelt”.


Tagged: Ausrutscher, Fehler, Freie Presse, Journalismus, Perlen des Lokaljournalismus, Rechtschreibfehler, Reporter, Stilblüten, Volontariat, Zeitung

THIS IS RADIO!

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Von Tanja Goldbecher

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Foto: Tanja Goldbecher

Die journalistische Recherche bleibt gleich. Ansonsten werden die Informationen im Radio aber ganz anders verarbeitet als bei der Zeitung.

 

Das Manuskript zum Beitrag:

Radio und Zeitung haben eine Gemeinsamkeit: Die journalistische Recherche muss gründlich sein. Allerdings werden die gesammelten Informationen sehr unterschiedlich verarbeitet.

Ein Zeitungsartikel liegt direkt vor den Lesern. Zahlen und Fakten stehen dort schwarz auf weiß. Beim Radio müssen die Informationen so logisch und schlüssig dargestellt werden, dass sie die Hörer auf Anhieb verstehen.

Deshalb stellt sich der Radiomoderator vor, dass er direkt zu den Hörern spricht. Wer nun glaubt, dass man die Schriftsprache damit vergessen kann, täuscht sich.

Für alle Radiobeiträge, die nicht live gesendet werden, fertigen die Journalisten Manuskripte an. Erst wenn die Redaktion diesen Text genehmigt hat, kann sich die Reporterin vor das Mikrofon setzen.

Viele Beiträge werden mit O-Tönen versehen. Das heißt, dass zum Beispiel ein Experte angerufen wird oder man direkt mit dem Mikrofon Menschen interviewt. Das Zusammenschneiden der verschiedenen Töne und Stimmen erfolgt meistens in der Redaktion.

Weil der Sprecher ganz allein im Studio ist, kann es ihm schwerfallen, sich die Zuhörer vorzustellen. Da hilft es Atempausen und die Betonung im Text zu markieren.

Freies Sprechen will geübt sein. Viele Journalisten nehmen dafür Sprechtraining. Besonders hohe Anforderungen gelten an die Moderatoren: Sie sollten gute Stimmen haben, sympathisch klingen und natürlich »rüber kommen«.

Zwei Minuten und dreißig Sekunden dauert ein durchschnittlicher Beitrag im Radio. Nun kann man sich die Unterscheide zur Zeitung gut vorstellen. Wer einen Artikel mal laut vorliest, braucht sicher länger dafür.

Radio ist schnell. Informationen können jederzeit aktuell gesendet werden. Zeitung schafft es dafür, Zusammenhänge ausführlicher darzustellen. Wer hauptsächlich Online-Medien konsumiert – wie diesen Blog – könnte den Vergleich sowieso überflüssig finden. Dort werden diese Medienarten häufig einfach miteinander kombiniert.


Tagged: Beitrag, Freie Presse, Journalismus, Manuskript, MDR, O-Ton, Radio, Soundcollage, Volontariat, Zeitung

Top10

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VON DER REDAKTION

Gebote, Ziffern, Finger, die Basis unseres Dezimalsystems oder, um Prof. Dr. Wiki Pedia zu zitieren: “Die natürliche Zahl zwischen Neun und Elf.” – Zehn. Das ist nun auch die Anzahl derer, die sich Volontäre der “Freien Presse” nennen dürfen.

Und hier ist der Nachwuchs-Journalist, der aus den “Neun Gefährten” die “Top 10″ gemacht hat: Michael Kunze

 

Michael Kunze

Mein Weg zur Freien Presse … war ein verschlungener. Zum Journalismus kam ich erst relativ spät. Ich hatte während meiner Promotion einen Korrespondenten der F.A.Z. kennengelernt, der mich zu einem Praktikum einlud. Auf den Geschmack gekommen, suchte ich nach weiteren Gelegenheiten – und fand sie beim Rheinischen Merkur, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und bei MDR Figaro. Das Radio-Einmaleins lernte ich beim Chemnitzer Uni-Sender, bis ich im Herbst 2011 für eine Vertretung bei der Freien Presse anheuerte. Und – mit einer Pause – blieb, zunächst als Freelancer, nun als Volontär.

Wenn ich nicht bei der Freien Presse gelandet wäre, …  dann vielleicht an der Uni als wissenschaftlicher Mitarbeiter, mich in einem Studierstübchen hinter Büchern vergrabend.

Mein erster veröffentlichter Artikel …, geschrieben in Düsseldorf, erschien im Juni 2009 in der F.A.Z.-Rubrik „Streifzüge“. Er trug den Titel „Schulbekleidung wird zur Marke“ und handelte von Schuluniformen.

Wenn ich Chefredakteur wäre, … hätte der Kulturteil ein, zwei Seiten mehr Platz.

Wen ich am liebsten mal interviewen möchte … Martin Mosebach und, lebte er noch, Louis de Funès. Aber auch Alf wäre ein Knüller, mit dem ich über die Lage in Nicaragua sprechen oder – wäre Willie dabei – Verben konjugieren würde.

Zurück zur Übersicht                                                                                                                             Mail an Michael Kunze


Tagged: Ausbildung, Freie Presse, Journalismus, Michael Kunze, Volontariat, Volontäre, Zeitung

Junge Journalisten in Frankreich lassen sich nicht einschüchtern

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Von Tanja Goldbecher

"Je suis Charlie" zeigt die Solidarität mit den getöteten Journalisten von "Cherlie Hebdo". Foto: Hugo Flotat-Talon

“Je suis Charlie” zeigt die Solidarität mit den getöteten Journalisten des Satiremagazins “Cherlie Hebdo”. Foto: Hugo Flotat-Talon

Französischer Journalist Hugo Flotat-Talon, Foto: H.F-T.

Französischer Journalist Hugo Flotat-Talon, Foto: H. F-T.

Hugo Flotat-Talon studiert Journalismus in Tours in Frankreich. Er arbeitet für verschiedene Radiosender wie France Bleu in Belfort oder RCF, ein lokaler Radiosender in Tours. Von September 2013 bis Juli 2014 hat er in Chemnitz gelebt und als Sprachassistent Französisch unterrichtet. Der 21-Jährige berichtet, wie Journalistenschüler in Frankreich auf den Terroranschlag in Paris reagieren.

 

 

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Schweigeminute in Tours, Foto: Hugo Flotat-Talon

1. Wie haben junge Journalisten in Frankreich auf den Terroranschlag bei „Charlie Hebdo“ reagiert?

Hugo Flotat-Talon: Ich war am Mittwoch gegen 12 Uhr bei einem Jurakurs in der Journalistenschule in Tours. Auf einmal schaute jemand auf sein Handy. Die Lehrerin bat ihn, es wegzulegen. Aber er sagte einfach: „Jemand hat bei Charlie Hebdo geschossen.“ Alle Studenten suchten sofort im Internet nach den Nachrichten. Es gab schon viele Tweets bei Twitter. Uns wurde klar, dass etwas sehr schlimmes passiert ist. Die Lehrerin unterbrach dann ihren Unterricht. Während der Mittagpause war die Stimmung angespannt. Man konnte viele Studenten hören, die über diesen Angriff sprachen. In vielen Räumen liefen Fernseher, die aktuelle Nachrichten zeigten. Am Nachmittag sind die Informationen deutlicher geworden: Die ersten Namen wurden veröffentlicht und wir waren einfach total schockiert.

 

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Journalistenschüler aus Tours, Foto: Julie Roeser

2. Habt ihr in eurem Studiengang darüber diskutiert?

Wir haben natürlich viel über den Terroranschlag gesprochen. Es gab aber nichts Konkretes, worüber wir diskutiert haben. Aber am Mittwoch und am Donnerstag sprachen die Studenten und die Lehrer vor und nach den Kursen sowie während der Pausen ständig darüber. Am Mittwoch organisierten die Studenten spontan ein Treffen, um ein Gruppen-Foto mit Schildern „Je suis Charlie“ oder Bildern von „Charlie Hebdo“-Ausgaben zu machen. Die Fotos wurden danach im Internet gepostet. Und dann, am Ende des Nachmittags haben wir bei  Facebook und Twitter gesehen, dass eine Kundgebung im Zentrum von Tours stattfinden sollte. Wir fuhren also einfach alle ins Zentrum. Es war beeindruckend: Wir waren zwischen 2500 und 4000 Menschen dort. Es war sehr ruhig, die Leuten diskutierten leise. Viele hatten ein Blatt, auf dem „Je suis Charlie“ geschrieben war, bei sich. Anderen hielten einen Stift in der Hand. Der ergreifendste Moment war, als plötzlich alle Leute geklatscht haben.

Heute hatten wir eine Radio-Sendung und wir haben das Programm spontan geändert: Ein Arzt sollte kommen, um über einen Streik zu sprechen. Wir haben ihm abgesagt und unser Gast war schließlich der ehemalige Präsident des Vereins „Reporter ohne Grenzen“ und wir haben mit ihm über den Angriff gesprochen.

Sind Journalistenschüler von dem Vorfall eingeschüchtert?

Solidarität junger Journalisten in Tours, Foto: Hugo Flotat-Talon

Solidarität junger Journalisten in Tours, Foto: Hugo Flotat-Talon

Ich glaube nicht, dass die Studenten Angst haben. Wahrscheinlich waren die Angehörigen der Studenten mehr besorgt als sie selbst. Ich habe Nachrichten von Freunden aus Frankreich und Deutschland und von meiner Familie bekommen. Sie schreiben einfach: „Wir denken an euch. Seid vorsichtig“. Es gibt aber keine Panik. Ich habe heute mit unserem Fotografen von der Journalistenschule und anderen Studenten gesprochen. Ihre Meinung war eindeutig: „Wir müssen unseren Job weitermachen“.

 

 


Tagged: Charlie Hebdo, Frankreich, Journalismus, Journalistenschüler, Journalistenschule, Terrorangriff, Tours

Der rasende Reporter-Nachwuchs

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Von der Redaktion

Wir Volos der “Freien Presse” sind Kinder der 90er Jahre. Die Hörspielkassetten von Benjamin Blümchen waren nicht nur super, um lange Autofahrten mit der Familie erträglicher zu gestalten – sie taugten auch zur frühkindlichen Berufsorientierung. Insbesondere eine Figur ist in hohem Maße verantwortlich für unseren Werdegang: Karla Kolumna – die rasende Reporterin. Betrachtet man unsere Bußgeld-Bilanz hat uns die Geschwindigkeit von Karlas knatternder Vespa wohl besonders beeindruckt. Eine kollektive Beichte.

Zuerst soll festgehalten werden: Bußgelder haben ihren Sinn und Zweck, und wer sich an die StVO hält, hat auch nichts zu befürchten. Wir sind uns unserer Schuld bewusst und möchten unsere Vergehen durch diesen Beitrag weder verharmlosen noch beschönigen. Vor allem aber möchten wir nicht als schlechtes Beispiel vorangehen. Und dennoch: Seit wir Volontäre sind, ist die Anzahl der Strafzettel und Blitzer-Fotos exorbitant gestiegen. Viele von uns waren auch davor schon Autofahrer – und unbeschriebene Blätter. Doch seitdem wir von Termin zu Termin und quer durch Erzgebirge, Vogtland, Mittelsachsen und Westsachsen düsen, ist alles anders geworden. “Ich hab’ ein schönes Bild von dir bekommen”, schreiben uns unsere Eltern immer häufiger per SMS. Oder unsere Liebsten schmieren uns das neueste Vergehen morgens aufs Butterbrot. Gesegnet sind die, deren eigener Name im Zulassungsschein steht. Wenigstens die öffentliche Schmach bleibt ihnen erspart und sie können sich im Stillen aufregen. Lange Zeit dachte sich jeder von uns: “Nur ich bin der Depp.” Bis wir feststellten: Es ist ein volonteus-kollektives Problem. Fast alle von uns sind davon betroffen, und in der Gruppe beichtet es sich schließlich leichter. Deswegen haben wir uns zu diesem Schritt entschieden.

Parktickets gibt's auch preisgünstiger zu erwerben. Hier: Aue, Anton-Günter-Platz

Parktickets gibt’s auch preisgünstiger zu erwerben. Hier: Aue, Anton-Günther-Platz. Foto: J. Lappert

Die Strafzettel:

Ohne Parkschein oder Parkscheibe geparkt, zu lange geparkt, in der falschen Richtung geparkt, auf dem falschen Platz die Karre abgestellt. Gründe für einen Strafzettel gibt es viele. Manchmal passiert es, weil man nur ganz schnell zum Termin muss und dann doch länger braucht als gedacht. Manchmal findet man einfach nichts anderes und muss sich ganz bewusst irgendwo hinstellen, obwohl man weiß, dass es nicht erlaubt ist. Manchmal legt man ein Presse-Schild hinter die Windschutzscheibe, um der Politesse zu signalisieren, dass man im Einsatz ist – und es passiert trotzdem. Oder gerade deshalb. Rekord für das schnellste Knöllchen: fünf Minuten in Aue direkt vor der Redaktion. Kuriosestes Knöllchen: Der Wagen wurde in einer regulären Parkbucht, aber gegen die Fahrtrichtung abgestellt (10 Euro). Das Kuriose waren der Ausstellungstag und die Ausstellungszeit der Knolle: freitags an einem Brückentag um 21.12 Uhr. Insgesamt mussten wir in knapp einem Jahr 370 Euro für Parktickets der besonderen Art bezahlen.

Verkehrssünden

Grüße nach Hause oder direkt hinter der Windschutzscheibe. Foto: J. Lappert

Die Blitzerfotos:

Es gibt Blitzer, die kennt jedes Kind – nur eben nicht der Volo, der nichtsahnend und die richtige Straße suchend durch Südwestsachsen cruist. Man erkennt ihn am Navi, das dann meist mal wieder runtergefallen ist und an dem dümmlich-suchenden Blick. In der Regel ist er zum ersten Mal an diesem Ort – und, ja, es kann sehr, sehr viele erste Orte geben. Oder natürlich man ist bewusst zu schnell unterwegs. Weil die Pressekonferenz nun mal nicht auf einen wartet und, zack, gibt’s einen Gruß in Fotoform an Mutti und Vati in der Ferne. Dümmstes Blitzerfoto: Noch am Vormittag liest Volo XY in der “Freien Presse” vom Blitzmarathon. Wie es sich für eine gute Lokalausgabe gehört, wurde das Thema lokal runtergebrochen. Eine Bildnachricht mit dem Blitzer vor Ort ist es geworden. Volo XY liest diese Bildnachricht auch. Und fährt auf dem Heimweg trotzdem in die Falle. Schlimmster und teuerster Blitzer: Der Rot-Blitzer an der Weststraße in Chemnitz. Foto-Sünden gesamt: 315 Euro.

Die Verkehrskontrolle:

Sorgt immer wieder für Bauchschmerzen. Und manchmal wird es dann teuer. Auch wenn man wirklich alle Register zieht. Kostenfaktor: 25 Euro. Eine Episode in der Kategorie “Man kann es ja mal versuchen”: Die Auer Innenstadt ist ein Labyrinth aus Einbahnstraßen. Links abbiegen? Verboten! Dann stattdessen an der nächsten rechts und wieder auf die Hauptstraße? Ebenfalls verboten! Vom Parkplatz nach rechts weg? Denkste! Stattdessen sah ich mich jeden Abend gezwungen, einen weiten Umweg durch ein Gewirr aus Nebenstraßen zu fahren, wenn ich nach Hause fahren wollte. An einem Abend hatte ich es eilig. Also bog ich einfach nach rechts ab, entgegen der Einbahnstraßen-Regelung, um dann nach etwa 30 Metern auf die Hauptstraße zu kommen. Um mich rum war alles finster; dass mir zwei Scheinwerfer entgegen kamen, sah ich. Dass die zu einem Polizeiauto gehörten, nicht. Kaum abgebogen, leuchtete es hinter mir blau auf. Meinen die mich? Mal lieber anhalten. Sofort kam ein Polizist an meine Fahrertür und verlangte von mir den Führerschein und den Personalausweis. Ob ich eine Idee hätte, welchem Vergehen ich mich schuldig gemacht habe, fragte er. Ich stellte mich dumm. Nach der Belehrung über Einbahnstraßen und deren Benutzung versuchte ich, den jungen Beamten zu besänftigen. Ich würde mich ja nicht auskennen, sei erst seit einer Woche in Aue und er könnte doch bitte, bitte, BITTE mal ein Auge zudrücken, erklärte ich mit meiner süßesten Mädchenstimme und lächelte ihn breit an. Keine Reaktion. Stattdessen: „Das macht dann 25 Euro Bußgeld. Wollen Sie gleich bezahlen oder überweisen?“. Ich wurde sauer. „Nein, Sie bekommen von mir kein Geld. Ich will es überweisen“, sagte ich schnippisch. Ich verabschiedete mich mit dem Hinweis, dass mir selten jemand so den Feierabend verdorben hat.

Innerhalb eines Jahres haben wir wohl knapp ein halbes Volo-Gehalt für unsere Sünden bezahlen müssen. Und, ja, nach dem Text ist uns ein wenig leichter ums Herz. Bis zum nächsten Mal.


Tagged: Blitzer, Bußgeld, Falschparken, Geschwindigkeit, Knöllchen, Straßenverkehr, Verkehrssünden

Klartext, bitte!

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Von Michael Kunze

Journalisten sollen präzise und verständlich schreiben. Oft gelingt ihnen das nicht (mehr). Weil die Zeit fehlt, eigene Texte zu überarbeiten, oder die Fertigkeiten. Aber auch, weil sie mit der Sprache von Dritten umgehen müssen, die sie gern um Unklaren lassen.

„Ständig“ stehen sie „unter dem Einfluss der Sprache anderer“, schreibt der Medienanalytiker Jürg Häusermann. Denn mit Texten, mit Worten Dritter umzugehen – von Politikern wie Unternehmern, Wissenschaftlern, Hausmännern und Tiefseetaucherinnen, Modeschöpfern oder Terroristen, von Jungen und Alten, Muttersprachlern und Zuwanderern –, das ist die Aufgabe von Journalisten. Wer da was sagt oder schreibt, vor welchem Hintergrund, in welcher Absicht – das zu ergründen, darauf kommt es an.

Leicht ist das nicht, ohne Sorgfalt ein hoffnungsloses Unterfangen. Sorgfalt gegenüber dem Inhalt fremder Texte und ihrem Verständnis, auch jedoch dem, was daraus „gemacht wird“. Denn davon hängt die journalistische Glaubwürdigkeit ab. Die Frage nach dem Was kommt aber nicht aus ohne die nach dem Wie – nach journalistischer Form, Stil, Orthografie und Grammatik.

Dass hier längst Defizite bestehen, mag auch an der im Internetzeitalter weiter sinkenden, indes seit jeher geringen Halbwertszeit journalistischer Texte liegen: Was heute aufgeschrieben wird, ist oftmals morgen schon Schnee von gestern. Welchen Aufwand wert ist da der Kampf gegen falsche inhaltliche Bezüge, grammatikalische Konstruktionen, die nicht aufgehen, oder verwirrende Formatierungen?

Wenn es immer wichtiger wird, ein Ereignis schnell zu melden als – zunächst – Hintergründe zu prüfen oder eine zweite und dritte Quelle einzuholen, steht es auch um den Wert von Orthografie, Grammatik, Stil zunehmend schlechter. Sprachliche und stilistische Sorgfalt aber brauchen Zeit, auch wenn Erfahrung und gesunde Routine helfen.

Prinzip „Masse statt Klasse“ setzt verhängnisvolle Dynamik in Gang

Wer liest seine Texte noch ein, zwei, drei Mal selbst, bevor er sie der Schlussredaktion für die Printausgabe oder direkt den Online-Kollegen übergibt? Vor allem der schnelle Schreiber gewinnt den Respekt der Kollegen – mag es auch Unterschiede geben: je nach Anlass, Medium, Redaktion und Textgenre. In der Tendenz jedoch zeichnet sich ab: Wer sich Zeit nimmt für sein Stück, am und mit dem Text arbeitet, gilt schon Wohlmeinenden als Pedant, darüber hinaus aber als lahm oder gar jemand, der auf Kosten der Arbeitspferde, die die „Zeitung füllen“, nach Ansehen strebe. Auch den Vorwurf der Faulheit müssen sich manche gefallen lassen, auf die er nicht zutrifft.

Längst hat die Logik „Masse statt Klasse“, die gleichwohl wörtlich kaum wer offen vertreten wird, eine verhängnisvolle Dynamik in Gang gesetzt – teils als Folge betriebswirtschaftlichen Rationalisierungsdrucks, unter dem besonders die Printmedien seit Jahren ächzen. Paradoxerweise tritt damit auch eine neue Form der Bequemlichkeit – die, nicht mehr nacharbeiten, am Text feilen zu müssen – an den Tag. Und mit dieser sind das Ungefähre und Vage auf dem Vormarsch, nicht das Bestimmte, die Präzision.

„Mitarbeiter der Wahrheit“

Gewiss, Journalisten müssen mit dem klarkommen, was andere gesprochen und geschrieben haben – sie sind auf Pressemitteilungen angewiesen, Expertisen, die sich mitunter widersprechen, auf Geschöntes, Verzerrtes, Einseitigkeiten, Teilwahrheiten, verunglückte Begriffsprägungen, die aus gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen herrühren. Wer Beispiele für letztere sucht, dem sei das jeweilige „Unwort“ der vergangenen Jahre in Erinnerung gerufen (von „Herdprämie“ über „Notleidende Banken“ bis hin zu „Döner-Morde“). Auch Medienleute sind nicht schuldlos an Entstehung und Verbreitung inhaltlich fragwürdiger Konstruktionen.

Trotz all des Nebels und Wirrwarrs, der sie begünstigt: „Enten“ oder falschen Behauptungen dürfen Journalisten nicht aufsitzen. Als ganz weltliche Cooperatores veritatis („Mitarbeiter der Wahrheit“) ist es ihre Aufgabe, diese zu erkennen und – unabhängig davon – mit den Interessenlagen derer umzugehen, die etwas zu Papier bringen, in Mikrofone oder hinter vorgehaltener Hand sagen.

Die Vielfalt der Töne und Zeichen, Worte, Gesten und Gebärden – sie kann verwirren, überfordern, zu Falschdeutungen führen; sie kann die Wahrheit im Unklaren und Verborgenen halten, die aufzuspüren und ans Licht zu bringen eine der Verpflichtungen journalistischer Tätigkeit ist. Denn Journalisten arbeiten nicht für sich, sie stehen auch nicht – allen Verschwörungstheorien zum Trotz – im Dienste finsterer Mächte, von Konzernen, Regierungen oder Geheimgesellschaften (was nicht bedeutet, dass es nicht die Gefahr der Verführung gäbe), sondern sie dienen einem breiten Publikum von Lesern, Hörern, Zuschauern.

Journalisten sind Aufklärer, fassen dazu Bilder in Worte und Worte in Bilder. Dabei muss die Sprache, die sie wählen, klar sein und wohlüberlegt. Dort, wo inhaltliche Klarheit (vorerst) unmöglich ist, da Fakten und Zusammenhänge (noch) unbekannt sind, darf der Rezipient darüber nicht getäuscht werden. Aufklärer sind also auch jene, die das Unklare so benennen, während sie daran arbeiten, Licht ins Dunkel eines Sachverhalts zu bringen.

Der Weg dorthin ist mitunter steinig, oft führt er durch eine verbale Geröllwüste. Er setzt Kompetenzen voraus, die auf Kenntnissen und Erfahrungen beruhen. Wesentlicher Bestandteil ist dabei die Arbeit mit Texten, zunächst jenen von Dritten, schließlich an den eigenen. Gefahr geht von jenen aus, die Pressemitteilungen oder Verlautbarungen von Organisationen, Politikern oder Unternehmen nicht mehr auf deren Wahrheitsgehalt prüfen, sie nicht mehr eingedenk der Absichten des Verfassers interpretieren.

Wider die „Sprachentleerung“!

Diese Gefahr hat Auswirkungen für zwei Gruppen – nicht nur für den Medienkonsumenten, der womöglich über einen Sachverhalt im Unklaren gelassen wird, sondern auch für den Journalisten, auf den dies persönlich und auf seine Zunft insgesamt zurückfällt. Die Angst, sich zu blamieren – vor Kollegen oder Informationsträgern, wenn Nachfragen erforderlich sind, um Inhalte und Hintergründe zu verstehen –, sie bestünde unbegründet. Denn dies sind sie, die Nachfragen, gerade nicht: eine Schande. Sondern Pflicht. Für Journalisten gibt es keine inhaltlich peinliche Rückfrage. Wo sie aber ausbleibt, obwohl erforderlich, wird in der Konsequenz aus Aufklärung mitunter (unbeabsichtigt) Verdunkelung.

„Merkwürdigerweise“ leiste dieser Gefahr gerade die Sprache der modernen, der „verwalteten Welt“ Vorschub, die „nicht etwa eindeutiger, genauer und rationaler geworden“ sei, schrieb der Journalist Karl Korn bereits Ende der 1950er-Jahre. Zeichen der Zeit sei vielmehr deren „Aufschwellung und zugleich eine Entleerung“ – in der Sprache der Formulare und Bescheide, der Bürokratie und angesichts technischer Entwicklungen. Korn führte seinerzeit schon unzählige Beispiele an, die als Abstrakta, obwohl sie „einen konkreten Sachverhalt bezeichnen“, doch jede Anschaulichkeit vermissen ließen: von „Bedarfsträger“ über „Bauleitplan“ oder „Sozialprodukt“ bis hin zu „Störgröße“, „arbeitsmäßig“ oder „Jahres-Bestzeit“. Das Internet hat diese Welle von Wörtern in eine Flut verwandelt.

Mit dieser „Entleerung“ der Sprache muss der Journalist umzugehen lernen, er darf ihr nicht selbst zum Opfer fallen, sie gar befördern. Diese Herausforderung will jeden Tag aufs Neue gemeistert werden, nicht nur für die Reportage über das Lieblingsthema. Sie gilt auch für die kleine Nachricht über den unbedeutenden Blechschaden oder den Bericht über die an Kontroversen arme Gemeinderatssitzung.

Sprache ist die Arbeitsgrundlage des Journalisten wie des Unternehmenssprechers, Politikers, Lobbyisten, Religionsführers. Ihre öffentlichkeitswirksame Verwendung setzt hohes Verantwortungsbewusstsein voraus, ihr Missbrauch kann gefährlicher sein als Tausend Säbel oder Gewehre.

Durch ihre im Wortsinne vermittelnde Rolle tragen Medienleute eine besondere Verantwortung: Sie dürfen Inhalte nicht entstellen, sondern müssen sie freilegen. Das setzt Achtsamkeit voraus – dafür, verständlich zu schreiben, schiefe Sprachbilder, entstellende Redewendungen oder Metaphern zu meiden. Flotte Schreibe jedenfalls, haben die Journalistinnen Jutta Hinkel und Alexandra Rehn geschrieben, ist nicht automatisch Zeichen guten Stils – inhaltliche wie formale Sorgfalt allerdings Merkmal eines guten Journalisten.

Zum Blog des Autors: www.michael-kunze.net


Tagged: Freie Presse, Journalismus, Michael Kunze, Recherche, Rechtschreibfehler, Sorgfalt, Stilblüten, Zeitung

Das Volo-Karussell dreht sich

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Die Erde dreht sich und mit ihr das Volo-Karussell der Freien Presse. Seit Januar in unserem Nachwuchskader: Christian Meyer.

volobild

Mein Weg zur Freien Presse … fing klein und unscheinbar an. Die erste Berührung mit Journalismus bekam ich über mein Engagement für Sportvereine. Da brauchte man immer jemanden, der „mal was für die Webseite schreibt“. Es wurde dann ziemlich schnell mehr als nur die Webseite. Später war ich als Mitarbeiter für verschiedene Stadtmagazine am Start. Parallel dazu Höhenluft-Training im Elfenbeinturm Universität. Nun ist das Trainingslager vorbei und die Volo-Saison beginnt.

Wenn ich nicht bei der Freien Presse gelandet wäre, …  würde ich jetzt an der Uni an meiner Masterarbeit werkeln, die ich für mein Volo auf Eis gelegt habe. Ob und wann sie von dort wieder aufgetaut wird – da muss ich erstmal den Kaffeesatz lesen.

Mein erster veröffentlichter Artikel … war so klein, in den Tiefen des Lokalsport und wohl noch vom Redakteur bearbeitet, dass ich mich tatsächlich nicht daran erinnern kann (und will).

Wenn ich Chefredakteur wäre, … würde ich alles GANZ GENAU SO machen wie es jetzt ist (Obacht, man weiß nie, wer das hier liest ;)

Wen ich am liebsten mal interviewen möchte … am liebsten interviewt man Menschen mit interessanten Geschichten. Und die haben viele zu erzählen, auch wenn sie nicht den Status „prominent“ tragen. Was die bekannteren Zeitgenossen angeht: Beate Zschäpe. Nicht zuletzt, weil wir jahrelang in der gleich Stadt gewohnt haben.


Aufgepasst! Die “Freie Presse” sucht wieder Volontäre

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Von der Redaktion

AufrufDu suchst den Einstieg in den Journalisten-Beruf? Bist wissbegierig, willst mit deinen Ideen die “Freie Presse” mitgestalten und hast Lust – trotz mancher Unkenrufe -, guten Lokaljournalismus zu machen? Dann ist das jetzt deine Chance! Bewirb dich für ein Volontariat bei der “Freien Presse”, Sachsens größter Abonnentenzeitung.

Außerdem freuen wir, die anderen Volos, uns natürlich immer über Nachwuchs. Das Beste für dich: Beim Volo-Blog haben die Neuen einen Sonderstatus. Das heißt, du darfst die spannendsten Beiträge schreiben, als schönstes Fotomodel herhalten oder das kreative Potenzial der ehemaligen Karl-Marx-Stadt erforschen. Und nach der Arbeit über die Arbeit und das Leben diskutieren: Das machen wir regelmäßig, dann aber ganz locker und in kleiner Runde, versteht sich.

Alle Fakten zur Bewerbung im Überblick:

Die Bewerbung:

  • An: Freie Presse
    Chefredaktion
    Brückenstraße 15
    09111 Chemnitz
  • bis spätestens 30. April
  • mit Lebenslauf, Hochschul- und Abiturzeugnis sowie fünf bis sechs Arbeitsproben

Das Volo:

  • dauert zwei Jahre
  • alle drei Monate wird die Redaktion gewechselt
  • Pflichtstationen sind: Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport, Online, Lokales
  • Wohnort ist am besten in Chemnitz
  • Volo-Gehalt reicht hier gut zum Leben
  • Führerschein wird gebraucht

Ihr solltet:

  • ein abgeschlossenes Studium haben
  • schon journalistische Erfahrungen gesammelt haben
  • auf Menschen zugehen können
  • euch für verschiedene Themen interessieren
  • Sachsen kennenlernen wollen

Wenn ihr noch Fragen habt, dann schreibt einfach an volo@freiepresse.de.


Tagged: Chemnitz, Freie Presse, Journalismus, Journalist, Lokaljournalismus, Reporter, Sachsen, Volontariat, Zeitung

Redaktion ist nicht gleich Redaktion

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Von Eva Marie Stegmann

Das Schöne am Volontariat bei der Freien Presse ist, dass wir die volle Bandbreite des journalistischen Arbeitens erleben. Das hat viele Variationen. So unterscheiden sich zum Beispiel die Kulturredaktion und eine kleine Lokalredaktion nicht nur in der Art des Schreibens. Ein kleiner Vergleich.

Kulturredaktion

Das Schreiben: Als ich für drei Monate im Ressort Kultur arbeiten durfte, bekam ich die Möglichkeit, alle feuilletonistischen Spielarten ausprobieren zu dürfen: ob Buch- oder Theaterkritik, die Besprechung eines Sinfoniekonzerts oder der Verriss einer kabarettistischen Veranstaltung. Mit voller Wortwucht darf hier geschrieben werden. Der Text ist häufig ein Konglomerat aus persönlichen Eindrücken des Erlebten, fachlichen Hintergründen und natürlich Beschreibungen des Gewesenen.

Die Einsätze: Die Termine spielten sich meist am Wochenende ab und führten mich nach Dresden ins Schauspiel, in den Chemnitzer Kabarett-Keller und in die große Leipziger Arena. Den Schreibtisch verließ ich demnach zumeist erst um 18, 19 oder 20 Uhr, da die Veranstaltungen im kulturellen Bereich zum Großteil Abendveranstaltungen sind. Wo andere hingehen, um nach der Arbeit Spaß zu haben, ging ich hin, um zu arbeiten. So schlecht war das nicht.

Das Feedback: Um die Enttäuschung gleich vorweg zu nehmen: Es wird höchstwahrscheinlich niemand anrufen, um dir zu sagen: „Frau Stegmann, Ihre Besprechung des klassischen Konzerts letzte Woche war herausragend.“ Feedback bekam ich nur ein einziges Mal außerhalb des redaktionsinternen Kollegenkreises: Eine Kabarettistin beschwerte sich über meinen Text, in dem sie zugegebenermaßen nicht sonderlich gut weg kam. Das Stück hatte mir nicht gefallen, was ihr wiederum nicht gefiel. Sie stand wenige Wochen später in der Redaktion auf der Matte.

Lokalredaktion Chemnitz (Große Lokalredaktion)

Das Schreiben: im Lokalen gibt es eine enorme Vielfalt an Themen – Kultur, Politik, Soziales, Sport. Letzteres übernahm zum Glück ein dafür zuständiger Kollege. Frei nach dem Motto: Sport ist Mord (mit Ausnahme von gelegentlichem Joggen und Schwimmen) habe ich weder von Praxis, noch von Theorie der Materie den Hauch einer Ahnung. Wie es sich für einen Sportmuffel gehört.

Wichtig ist immer, sachlich zu bleiben. Das heißt: Außerhalb von Kommentarspalten hat die eigene Meinung nichts zu suchen. Dem Leser sollen politische, kulturelle oder soziale Zusammenhänge so dargestellt werden, dass er sie gut nachvollziehen kann. Die Frage lautet immer: Was ist an dieser Geschichte das Interessante Wir sind nicht die Chronisten, sondern die, die Themen mundgerecht verpacken.

Die Einsätze: Immer. Zu jeder Tages- und Abendzeit kann der Schreibtisch verlassen werden. Wenn man morgens in die Redaktion kommt, weiß man oft noch nicht, dass man zwei Stunden später eine Straßenumfrage machen darf oder zu einem Unfallort hinausfährt. Brände, politische Debatten, Ärger unter Mietern … dafür gibt es, anders als im Theater, keinen Spielplan. Ein richtiger Lokaljournalist ist immer im Einsatz, ist nah am Geschehen in der Stadt. Immer mittendrin. Je größer die Stadt ist, desto mehr Geschehen.

Das Feedback: Da viele Themen den Leser direkt betreffen, ob als verärgerter Mieter, als Mutter, die wegen des Kita-Streiks zu Hause bleiben muss oder als Cegida-Gegendemo-Teilnehmer, ist das Feedback hier größer als im Kulturressort. Die Leser nutzen rege unser tägliches Lesertelefon. Oft kritisierten und lobten sie nicht nur, sondern spielten uns Hinweise auf interessante Themen zu.

Lokalredaktion Hohenstein-Ernstthal (Kleine Lokalredaktion)

Das Schreiben: Unterscheidet sich innerhalb der Lokalredaktionen nicht – sollte es zumindest nicht. Dafür unterscheidet sich die Themengewinnung: Während man in Städten wie Chemnitz, wo immer etwas los ist, selten Themen suchen muss, sieht das in einer kleinen Stadt wie Hohenstein-Ernstthal ganz anders aus. Wir gehen nicht zu Terminen, wir machen die Termine. Wir reagieren nicht auf Pressemitteilungen, wir finden Dinge heraus, über die andere dann ihre Pressemitteilungen herausgeben (Achtung, überspitzt!).

Die Einsätze: manchmal auf gut Glück. So kann es vorkommen, dass ich zum Tierheim fahre – ohne Anlass. Mich dort ein wenig unterhalte und schließlich herausfinde, dass es finanziell noch schlechter als in den letzten Jahren aussieht. Und woran das liegt. Zurück in der Redaktion habe ich zwei Geschichten mitgebracht: 1. Tierheim in Not, 2. Städte beraten über mehr Zuschüsse für Tierheime.

Das Feedback: Ist enorm. Während Terminen werde ich regelmäßig auf Artikel aus unserer Zeitung angesprochen. Stelle ich die Frage, warum jemand diese oder jene Party besucht, kommt überdurchschnittlich häufig die Antwort: „Weil ich es in der Freien Presse gelesen habe.“ Das freut einen natürlich sehr.


Tagged: Eva Marie Stegmann, Volontariat

Ein Lob auf das Lokale

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Von Christian Meyer „Landfrauen Kochen mit Kindern und Kartoffeln“, „Löschgruppe fördert Kinder mit Glühwein“, „Polizist schießt mit Messer bewaffneten Mann nieder“ – solche misslungenen und mitunter unfreiwillig komischen Schlagzeilen finden sich zuhauf auf der Facebookseite „Perlen des Lokaljournalismus“. Die Seite ist ein Renner im sozialen Netzwerk und hat aktuell über 151.000 Gefällt-mir-Klicks. Neben seltsamen Headlines gibt es auch jede Menge andere Scharmützel. So ist in einer Meldung von Reisebussen an der „deutsch-italienischen Grenze“ zu lesen, in einer anderen hat ein von der Polizei gestoppter Fahrer tatsächlich „1,9 Promille Blut im Alkohol“. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Das alles ist zunächst einmal ziemlich witzig. Zum anderen spiegelt es aber wohl ein Stück weit den Ruf des Lokaljournalismus wieder: Kleine, unkritische Texte zum nächsten Feuerwehrverein, und dann auch noch Fehler über Fehler!

Mehr als jede zweite Stadt hat nur eine Lokalzeitung

Wenn man als Volontär im Freundeskreis berichtet, dass man gerade in Reichenbach, Rochlitz oder Flöha arbeitet, erntet man gelegentlich mitleidige Blicke. Will sagen: Ist ja nicht gerade der Nabel der Welt! Das mag stimmen. Genau so richtig ist aber, dass in solch kleineren Orten ein guter Journalismus besonders wichtig ist. Denn auch eine 20.000-Einwohner-Gemeinde unterliegt einer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung, die es zu begleiten und zu hinterfragen gilt. Anders als in Millionenmetropolen sind hier aber keine Reporterherden unterwegs. In mehr als jeder zweiten deutschen Stadt gibt es nur eine lokale Tageszeitung. Neben deren Redaktion und vielleicht noch der nächsten Radiostation ist sonst niemand da, der nachhakt, wenn Fördergelder nicht an ihr vorgesehenes Ziel gelangen, wenn eine Schule nach jahrelangen Versprechen noch immer nicht saniert wurde, wenn der Industriebetrieb von nebenan schließt und die Mitarbeiter entlassen werden. Genau das ist aber eine der Aufgaben der sogenannten vierten Gewalt. Man stelle sich vor, es ist Stadtratssitzung – und keiner geht hin. Kommt dann der Stadtrat zu uns? Was würden Abgeordnete tun, wenn sie niemand beobachtet, über sie berichtet und bewertet?

Aber auch (vermeintlich) kleine Geschichten gehören zur Lokalzeitung: Nachwuchs im örtlichen Tierpark, der Frühjahrsputz im Stadtpark, ein Gig in der hiesigen Kulturkneipe, das Jubiläum der Traditionskonditorei. Das interessiert Menschen, die 50 Kilometer weiter wohnen, meistens nicht. Die, die nahe dran sind, schon. Und genau für diese Leser schreibt er, der Lokaljournalist.

Das A und O lernt man hier

Einfach ist dieser Job nicht. Wer objektiv berichten will, braucht auch eine gewisse Distanz zum Gegenstand seines Artikels. Gerade in einer kleinen Stadt, wo man es häufig mit denselben Menschen zu tun hat, ist es schwer, genügend Abstand zu halten. Eine große Kritik am Lokaljournalismus ist denn auch die der Hofberichterstattung. Soll heißen: Verlautbarungen vom Oberbürgermeister oder des Pressesprechers werden unhinterfragt gedruckt, eine zweite Meinung dazu fehlt. Auch in Sachen crossmediales Arbeiten gelten die Lokalen nicht unbedingt als Vorreiter. Die Gründe dafür liegen nicht zuletzt an knapp besetzten Redaktionen, die bei finanziellen Einschnitten besonders häufig betroffen sind. So fehlt dann am Abend auch mal ein zweites Augenpaar, das den Text des Kollegen aufmerksam liest, bevor er in Druck geht (und danach hoffentlich nicht bei den Facebook-Perlen landet).

Klingt jetzt alles nicht so rosig, gerade wenn man weiß, dass ein Großteil des Volontariats bei der „Freien Presse“ im Lokalen stattfindet: im Vogtland, Erzgebirge, West- und Mittelsachsen und in Chemnitz (letzteres hat dann doch deutlich mehr als 20.000 Einwohner). Die Freie Presse-Redaktionen sind hier allerdings mit am stärksten besetzt, können also breit berichten und auch mal tiefer graben – was auch der Anspruch einer regionalen Zeitung ist.

Dass das Volo hauptsächlich in den Lokalredaktionen stattfindet, hat einen guten Grund: Das A und O eines Journalisten lernt man eben am besten hier, wo die Themenpalette breit und die Einsatzmöglichkeit hoch ist. Vormittags Termin beim Baumamtsleiter, am frühen Nachmittag versuchen, den Ortshistoriker an die Strippe zu bekommen, am späten Nachmittag das Interview mit dem Sprecher der Bürgerinitiative vorbereiten. Ach ja, und geschrieben werden muss ja auch noch.

Dabei merkt man dann übrigens ganz nebenbei, dass selbst in den abgelegensten Dörfern interessante Geschichten lauern, die darauf warten, recherchiert und aufgeschrieben zu werden. Genau dafür will man doch Journalist werden …


Vom Volo in den Traumjob

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Von Tanja Goldbecher

Sebastian Siebertz hat es in die Sportredaktion der Freien Presse geschafft. Foto: T. Goldbecher

Sebastian Siebertz hat es in die Sportredaktion der Freien Presse geschafft. Foto: T. Goldbecher

Sportlicher Karrieresprung: Sebastian Siebertz wird nach seinem Volontariat als überregionaler Sportredakteur bei der Freien Presse eingestellt. Termine, Zeitdruck, Planung – diese neue Aufgabe bringt schon mal eine schlaflose Nacht mit sich. Aber einen besseren und spannenderen Job könnte er sich nicht vorstellen. Im Interview erzählt Sebastian, welche Sportereignisse er besonders ins Auge fassen wird und wie gute Sportberichterstattung funktioniert. Ein paar Tipps für alle, die Sportjournalisten werden wollen, hat er ebenfalls in petto.


Sebastian Interview

Und den Oskar bekommt…

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Zum elften Mal wurden am vergangenen Wochenende Sachsens beste Schülerzeitungen mit dem Jugendjournalistenpreis ausgezeichnet. Julia Keller saß für die “Freie Presse” in der Jury – und hat herausgefunden, dass die Arbeit in der Nachwuchsredaktion den Weg zum Traumberuf ebnen kann.

VON JULIA KELLER

Vor einem Jahr hat Tom Solbrig noch selbst im Publikum gesessen und sich voller Spannung gefragt, ob seine Schülerzeitung zu den besten des Freistaats zählt, ob die Redaktion eine der Trophäen namens Oskar mit nach Hause nehmen darf.  Bei der diesjährigen Preisverleihung des Sächsischen Jugendjournalistenpreises steht Tom Solbrig in Leipzig auf der Bühne, gemeinsam mit Jörg Flachowsky, der als Redaktionsleiter bei dem Verlag für Kinder- und Jugendkommunikation “Jungvornweg” arbeitet. Gemeinsam müssen sie sich von Moderatorin Lydia Herms mit Fragen löchern lassen – stellvertretend für alle insgesamt 15 Jurymitglieder, die in diesem Jahr entschieden haben, welche der 82 eingereichten sächsischen Schülerzeitungen preiswürdig sind.

Oskar, der Award des Sächsischen Jugendjournalistenpreises

Die Oskars warten gespannt auf ihre Preisträger. Foto: Julia Keller

Tom Solbrig ist Mitglied der Jurygruppe, die 26 Grundschul-Zeitungen gelesen und bewertet hat. “Es ist schön zu lesen, dass sich so viele mit dem schwierigen Thema Pegida beschäftigt haben”, sagt er. Oft sei die Auseinandersetzung damit sehr differenziert. Doch Schülerzeitungen sollten nicht nur gesamtgesellschaftliche, sondern auch Schulthemen enthalten, erklärt Tom Solbrig. Er ist 18 Jahre alt und hat gerade sein Abi in der Tasche. An seiner Schule, dem Vitzthum-Gymnasium Dresden, gründete er die Schülerzeitung “Vitzional” mit. “Bei Schulthemen kommt die Recherche aus erster Hand. Da ist man richtig Reporter”, erklärt er. Tom Solbrig haben es kritische Themen angetan. Mit einem Satiretext über Geldverschwendung an seiner Schule belegte er 2014 in der Kategorie Einzelautor den ersten Platz beim Sächsischen Jugendjournalistenpreis. Mit einem Artikel über die Auswirkungen der EU-Fischfangquoten auf kleine Fischereibetriebe erschrieb er sich Rang eins für die beste Reportage beim Schülerzeitungswettbewerb des “Spiegel”.

Tom Solbrig, Lydia Herms und Jörg Flachowsky (von links)

Moderatorin Claudia Herms löchert bei der Preisverleihung die Jurymitglieder Tom Solbrig (links) und Jörg Flachowsky. Tom Solbrig findet an den Zugriffszahlen beim Schülernewsletter der “Zeit” vor allem interessant, zu sehen, welche der empfohlenen Texte am häufigsten aufgerufen werden: “eher nicht die politischen Themen, sondern die Texte, die sich eher mit dem täglichen Leben auseinandersetzen”. Foto: Julia Keller

Der Längere Hebel der Lehrer

Nicht alle Schülerjournalisten trauen sich, kritische Themen anzusprechen, erklärt Claudia Hammermüller. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins “Jugendpresse Sachsen”, der am Wochenende zum elften Mal den sächsischen Schülerzeitungspreis verlieh. Schüler fürchten mitunter, “den längeren Hebel ihrer Lehrer”, erklärt Claudia Hammermüller. Dabei gehört es aus ihrer Sicht zu den wichtigsten Funktionen einer Schülerzeitung, dass die Autoren darin auch die Interessen ihrer Gruppe – der Schüler eben – vertreten. Dass sie sich mit Missständen in der Gesellschaft und an der eigenen Schule auseinandersetzen. Auch die Anleitung der Schülerredaktionen ist ihrer Meinung nach längst nicht immer optimal. “Wir würden uns eine viel stärker journalistisch ausgelegte Betreuung wünschen, stärker differenzierte Darstellungsformen zum Beispiel und rechtliches Wissen der betreuenden Kräfte und Redakteure, etwa zu Fotorechten”, sagt sie. Die Jugendpresseverbände in Deutschland bieten zu diesen und anderen Themen Workshops an. “Diese waren in Sachsen im vergangenen Jahr nur leider fast nicht nachgefragt”, so Claudia Hammermüller.

“Die Betreuung ist das A und O”, sagt auch Tom Solbrig. Die Idee, das “Vitzional” zu gründen, hatte er nach seinem Schülerpraktikum in der neunten Klasse. Damals arbeitete er zwei Wochen lang in der Sportredaktion der “Sächsischen Zeitung”. Der Journalismus machte ihm so viel Spaß, dass er damit weitermachen wollte. Eine Gruppe von etwa fünf Schülern versuchte es zunächst ohne Lehrer. Doch der Erfolg kam erst mit einer Betreuungslehrerin. 2013 schaffte es das “Vitzional” auf Platz 2 des Sächsischen Jugendjournalistenpreises. 2014 war das Blatt das beste in der Kategorie Gymnasium, Tom Solbrigs Satire der beste Artikel und auch das beste Foto wurde vom “Vitzional”-Fotografen geschossen. Der Ruhm war aber nur von kurzer Dauer. Vor einigen Monaten standen die “alten Hasen”  kurz vorm Abi und gaben die Geschäfte aus der Hand. Der Redaktionsnachwuchs konnte sich nicht einigen, ob man eine Online- oder eine Printzeitung herausbringen wolle. Nun machen die Vitzthum-Schüler erst einmal gar keine Schülerzeitung mehr. Damit sind sie schon etwa die vierte Zeitung, die  an dem Dresdner Gymnasium gestorben ist, erzählt Tom Solbrig.

Tom Solbrig nach der Preisverleihung vor der "Villa Ida" auf dem Mediencampus Leipzig.

Tom Solbrig nach der Preisverleihung vor der “Villa Ida” auf dem Mediencampus Leipzig. Der Abiturient war in diesem Jahr Jurymitglied und gab einen Workshop. Foto: Julia Keller

Hilfe beim Karrieresprung

Der Fall der Dresdner Schule ist nicht ungewöhnlich, erklärt Claudia Hammermüller. “Viele Schülerzeitungen scheinen eine Art Lebenszyklus mit einer bestimmten Redaktion zu haben, die sich sehr engagiert, und ruhen danach erst einmal, um irgendwann wiederbelebt zu werden.” Generell hätten einige Schülerzeitungen mit häufig wechselndem Personal zu kämpfen, fügt Babette Pohle hinzu, die ebenfalls zu den Organisatoren des Sächsischen Jugendjournalistenpreises gehört.

Für Tom Solbrig war die Schülerzeitung ein Türöffner. Seit Oktober schreibt er abwechselnd mit einer weiteren ehemaligen Schülerredakteurin den Schülernewsletter der “Zeit”. Darin macht er jungen Lesern die Themen der Wochenzeitung schmackhaft. Auch während seines Freiwilligen Sozialen Jahres will er schreiben. Er hat sich bei der “Aktion Zivilcourage” beworben und möchte für deren Magazin arbeiten. Danach will er Onlinemedienmanagement oder Medien- und Kulturmanagement studieren. Die Städte, die er dafür ins Auge fasst: Köln, Stuttgart, Erfurt, Leipzig, Kiel, Hamburg und Düsseldorf.

Die Sieger

Grundschule

1. Platz: “Der Schulhirsch”, 59. Grundschule “Jürgen Reichen” Dresden

2. Platz: “Der Elbling”, 41. Grundschule “Elbtalkinder” Dresden

3. Platz: “Bachkurier”, Anna-Magdalena-Bach-Schule Leipzig

Förderschule

1. Platz: “Quer-Denker”, Schule am Stadtpark Limbach-Oberfrohna

2. Platz: “Vogelscheuche”, Werner-Vogel-Schule Leipzig

3. Platz: “Der Buchfink”, Hort an der Schule für Erziehungshilfe Dresden

Ein "Oskar" bleibt nicht gern allein.

Ein Oskar bleibt nicht gern allein. 82 sächsische Schülerzeitungen haben in diesem Jahr um ihn gewetteifert. Foto: Julia Keller

Oberschule

1. Platz: “Kreuz & Quer”, Freie Christliche Schule Schirgiswalde

2. Platz: “Blitzlicht”, Oberschule Kamenz

3. Platz: “Teenager News”, Oberschule Leubnitz

Gymnasium

1. Platz: “Crux”, Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden

2. Platz: “Schulz”, Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium Kamenz

3. Platz: “RISS”, Hans-Erlwein-Gymnasium Dresden

Beste Einzelbeiträge von Autoren im Alter von 6 bis 14

1. Platz: Luca P. Führer: “Haustiere”, erschienen in: “Der Elbling”, 41. Grundschule “Elbtalkinder” Dresden

2. Platz: Yorick Meisel: “Wie wird man Journalist?”, erschienen in: “Bachkurier”, Anna-Magdalena-Bach-Schule Leipzig

3. Platz: Lilly Fritzsche und Vincent Koch: “Schatzi, wir brauchen noch die Mütze!”, erschienen in: “Das HOrGAn”, HOGA-Schulen Dresden

Beste Einzelbeiträge von Autoren im Alter über 14

1. Platz: Nadia Metzkow: “Tagebucheintrag 1 von Valerie” und “Tagebucheintrag 2 von Valerie”, erschienen in: “Das HOrGAn”, HOGA-Schulen Dresden

2. Platz: Friederike Teller: “Das Land hinter der Medienmauer”, erschienen in: “Quer”, Evangelisches Schulzentrum Leipzig

3. Platz: Dennis Pieter: “In jedem Krieg stirbt die Wahrheit zuerst”, erschienen in: “Das HOrGAn”, HOGA-Schulen Dresden

Förderpreis Berufsschule

“Spot(t)light, BSZ für E/T/W, Annaberg-Buchholz

Förderpreis Online

ehrenberg.medienportal.org, Christian-Gottfried-Ehrenberg-Gymnasium Delitzsch

Förderpreise Aufsteiger

“Das HOrGAn”, HOGA-Schulen Dresden

Sonderpreis Foto

Julia-Jette Lang und Annika Köhler: “HOloGrAmm mit Frau Dr. Krondorf”, erschienen in: “Das HOrGAn”, HOGA-Schulen Dresden

Der Saal auf dem Mediencampus Leipzig war fast bis auf den letzten Platz gefüllt.

Der Saal auf dem Mediencampus Leipzig war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Musiker Juraj musste spontan einspringen, weil der gebuchte Künstler kurzfristig absagte. Foto: Robert Weinhold/Jugendpresse Sachsen


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Druckfrisch: Wir sind die neuen …

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Die neuen Volos im Druckzentrum

Startschuss für einen neuen Volojahrgang: An unserem ersten Tag ging’s ins Druckzentrum. Foto: Privat

… Volontäre. Wir? Vier neue Volos und ein nicht mehr ganz neuer wurden am 1. Oktober bei der Freien Presse begrüßt. Auf dem Programm stand auch ein Besuch im Druckzentrum des Verlages.

Wir hatten Glück: Die Maschinen liefen und es wurden bereits die ersten Teile der Freie Presse-Ausgabe des kommenden Tages gedruckt. Denn die Ausgabe am Tag vor dem Tag der deutschen Einheit enthält besonders viele Beilagen, so dass schon frühzeitig mit dem Druck begonnen wurde. Der technische Leiter, Erik Hofmann, und Mitarbeiter Jörg Berthold führten uns durch die Hallen bis zur Ausgabe der Zeitungsbündel an die Transporter.

Früher flogen in der Maschinenhalle so viele Farbteilchen durch die Luft, dass man am Ende eines Arbeitstages nach dem Naseputzen sagen konnte, ob mehr Bilder in Blau oder in Rot gedruckt worden waren. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt läuft vieles automatisiert, so dass zum Beispiel die übermannshohen Papierrollen nur noch in Reih und Glied in Position gerollt werden, um dann von einer Maschine angepackt und an die richtige Stelle befördert und von dort aus weiterverarbeitet werden.

Diese riesigen Papierrollen werden in den kommenden Wochen auch mit unseren Artikeln bedruckt werden. Wir sind gespannt auf die Aufgaben in unseren ersten Einsatzorten.

von Anne Schwesinger


Journalist und (Geistes-) Wissenschaftler – einander fremd?

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VON MICHAEL KUNZE

Mit dem Internet geht eine große Beschleunigung einher – des Denkens, der Informationsbeschaffung und -übertragung, dazu immer schnellere Verkehrsmittel. Journalismus und (Geistes-) Wissenschaft sind da nicht außen vor. Während Online- und Printkollegen längst konkurrieren, ist auch die Forscherzunft nicht außen vor. Die kursorische Nabelschau eines Journalisten, der Geisteswissenschaftler ist.

Themen

Die Auswahl ist für Journalisten wie Geisteswissenschaftler gleichermaßen groß. Sie wird in erster Linie (sollte jedenfalls) begrenzt durch die eigene Fähigkeit, sich in unbekannte Zusammenhänge einzuarbeiten oder durch den Themenkreis eines Mediums, in dem das Ergebnis veröffentlicht werden soll.

Beispiele: In einer Lifestyle-Zeitschrift wird es schwierig, neue Erkenntnisse zum Maisanbau unterzubringen. Ein Aufsatz zum baltischen Luthertum Adolf von Harnacks dürfte es in einer Publikation schwerhaben, die sich mit empirischer Sozialforschung befasst.

Arbeitsweise

Hier sind die Unterschiede zwischen  Journalisten und Geisteswissenschaftlern nach wie vor gravierend.

Journalist: In der Regel erfordert der Journalistenberuf Schnelligkeit, gerade in tagesaktuell (weiter zugespitzt bei Internet, Radio, TV) erscheinenden Medien. Voraussetzung ist gutes Allgemein- oder Überblickswissen, nicht so sehr tiefgreifende Fachkenntnisse. Es ist wichtiger zu wissen, wer gefragt werden muss, um eine Frage zu beantworten, als diese selbst klären zu können (im Übrigen auch wahrscheinlicher). Anders ist es, wenn ein Journalist das Glück hat, für ein Medium zu arbeiten, das sich Fachleute mit eng begrenzten Gebieten leisten kann (auch überregional immer seltener).

Geisteswissenschaftler: Für Wissenschaftler im Allgemeinen gilt wie für Geisteswissenschaftler im Besonderen, wenn sie sich einem konkreten Projekt widmen, z.B. der Erarbeitung einer Dissertation oder Habilitation oder auch „nur“ eines Aufsatzes für einen Sammelband oder eine Zeitschrift: Ohne nachgewiesene Kenntnis des Forschungsstandes geht wenig, sonst bekommt der Autor den Beitrag von Kollegen um die Ohren gehauen, die darüber verfügen. Ein einmal ruinierter Ruf lässt sich schwer wieder verbessern. Einfach ist ein Tiefenwissen i.d.R. nicht „anzuhäufen“, da die Erkenntnisse auf vielen Gebieten exponentiell wachsen; darum nimmt auch der Grad der Spezialisierung zu. Es gibt keine Universalgelehrten mehr wie Alexander von Humboldt oder Albert Schweitzer – aus gutem Grund. Unabhängig davon gibt es Forschungsfelder, auf denen sich kaum wer auskennt. Es ist also auch schwer, jemand zu fragen. Für (angehende) Wissenschaftler bedeutet die Erforschung derartiger Felder – oft im stillen Kämmerlein als Einzelkämpfer – die Chance für größten Ruhm oder jahrelanges Vor-sich-hin-Wursteln ohne Anerkennung. Nicht immer haben sie darauf Einfluss. Zwar deutet sich manches “Modethema” über Jahre hinweg an (Populismus, Extremismus, Terrorismus etwa), manches ploppt aber gewissermaßen aus dem Boden.

Arbeits- und Hilfsmittel

Journalist: Inhalte von Gesprächen – vis á vis geführt oder am Telefon – sind Hauptquellen journalistischer Recherche, dazu kommen Interviews mit Fachleuten, Zeit- oder Augenzeugen und nach wie vor der Vor-Ort-Termin, (sehr) selten hingegen Archiv- oder Bibliotheksarbeit. Vorn rangiert indes seit Jahren die Internetrecherche, insbesondere, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Geisteswissenschaftler: Je nach Thema läuft ohne Quellenarbeit in Bibliotheken, Archiven und die Zuhilfenahme von Sekundärliteratur in Sammelbänden, Editionen, Fachzeitschriften wenig. Da immer mehr wissenschaftliche Einrichtungen ihre Bestände online zugänglich machen, auch Fachzeitschriften und Rezensionsportale zunehmend allein im Netz präsent sind, wird auch dieser Recherche- wie Publikationsweg wichtiger.

Arbeits-„Dauer“

Journalist: Je nach thematischer oder geografischer Zuständigkeit, je nach Anlass oder Medienart wird (tages-) aktuell berichtet, das schränkt die Recherchezeit ein. Oft entwickeln sich Themen auch während bereits begonnener Berichterstattung. Neuigkeiten werden oft in einem Atemzug damit geliefert, wie sie bekannt werden. Mit etwas Verzögerung – je mehr, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Annahmen stimmen – folgt die Einordnung von Geschehnissen, die indes ein Mindestmaß an Überblickswissen zu einem Sachverhalt voraussetzt. Die meisten journalistischen Themen sind jedoch nach wenigen Tagen, oft nach einmaliger Berichterstattung, „abgehakt“ (Feste, Jahrestage, Unfallberichterstattung). Selten gibt es Fragestellungen, die monate- oder jahrelang bearbeitet werden (wie die Wirtschafts- und Finanzkrise im Euro-Raum, Mitgration, Terror).

Geisteswissenschaftler: Je nach Umfang und Rechercheaufwand beschäftigen sich Wissenschaftler oft wochen-, monate-, teils jahrelang mit einem Schwerpunktthema und meist darüber hinaus nur mit wenigen verwandten Fragestellungen. Wer auf zu vielen Hochzeiten tanzt, wird in der Zunft nicht ernst genommen.

Ergebnis

Journalist: Die Ergebnisse journalistischer Arbeit werden in Artikeln festgehalten, bei Bedarf mit Fortsetzungen, seltener in Artikelserien (etwa zu Jahrestagen), genauso in Radio- oder TV-Beiträgen, längst auch beispielsweise in Multi-Media-Reportagen.

Geisteswissenschaftler: Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit fließen in Vorträge ein, zum Beispiel auf Tagungen, Konferenzen, Workshops, ebenso in viele Dutzend Seiten lange Aufsätze, noch weit längere Sammelbände, in (Quellen-) Editionen, Bücher, in seltenen Fällen auch in mehrbändige Werke, immer wieder in Zeitungsartikel (meist als Expertenbeiträge). Auch hier immer bedeutender als Publikationsort: das Internet.

Zum Blog des Autors: www.michael-kunze.net


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