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Channel: Der Volo-Blog der Freien Presse
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Schmeckt irgendwie nach Urlaub

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VON FRANZISKA PESTER

Bestimmt läuft er gleich grün an. Das Gesicht, das unser Fotograf Georg Dostmann zieht, legt die Vermutung zumindest nahe. „Iss es lieber schnell. Das Ding wird dich gleich anspringen. Riecht schon komisch“, sagt er, der strikte Verweigerer von Fisch und anderem Meeresgetier. Tatsächlich geht von der Auster, die auf dem Teller vor mir liegt, ein leichter Geruch nach Meer, Fisch und Algen aus.

Auster

Die frischen Austern wurden mit einer Prise Pfeffer und Zitrone serviert. Foto: Franziska Pester

In einem Auer Einkaufscenter wurde gestern eine Ausstellung mit Fotos aus der bretonischen Stadt Guingamp eröffnet. Und weil die Bretagne und Austern einfach zusammengehören, wurde die Delikatesse bei der kleinen Vernissage zum Sonderpreis verkauft.

Dass ich mal eine probieren wollte, war klar. Doch wie isst man eine Auster? Vom berühmten Austern-Schlürfen hat vermutlich jeder schon einmal gehört. Aber ist das alles? „Wenn du Pech hast, musst du sie knacken. Aber das ist eher unwahrscheinlich, wenn die Dinger bei so einem Termin serviert werden“, erklärte mir ein Kollege, den ich um Rat gefragt hatte. „Dann stocherst du das Fleisch mit dem Austernmesser locker, träufelst Zitrone darüber und kippst dir alles in den Mund.“ Das Kauen sollte ich nicht vergessen, rief er mir noch im Gehen zu. Der schlimmste Anfängerfehler sei, das Muschelfleisch sofort im Ganzen zu verschlucken. Ein guter Crashkurs. Das Volontariat ist eben doch mehr als nur Schreiben-und-Layouten-Lernen.

Knacken muss ich nichts. Fein angerichtet, mit etwas Pfeffer bestreut und einem Viertel Zitrone serviert, liegt die Muschel also vor mir. Die Neugier siegt. Kalt. Salzig-saures Wasser und sehr, sehr weiches Muschelfleisch. Schmeckt nach Fisch und Meer – nach Urlaub irgendwie.

Auster-essen

Volontärin Franziska Pester scheute sich nicht, die Auster zu essen. Foto: Georg Dostmann

„Und?“, fragt Fotograf Georg. „Ganz lecker. Kann man essen“, antworte ich. Wenn es bei einem feinen Abendtermin irgendwann mal Austern gibt, bin ich jetzt jedenfalls gewappnet. Oder…Moment: Das Hantieren mit der Schneckenzange muss ich noch üben. Nicht, dass es mir geht wie Julia Roberts in dem Film „Pretty Woman“. Aber wer weiß, was mich im Volontariat noch erwartet.


Tagged: Aue, Austern, Bretagne, Erzgebirge, Essen&Trinken, Frankreich, Guingamp, Termin

Zschopauer Budenzauber

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VON CHRISTOPH PENGEL

Weg vom Schreibtisch, rein in die Halle: Das Fußball-Team der Freien Presse ist am Samstag auf dem siebten Platz beim Hattrick-Firmen-Cup in Zschopau gelandet. Den Titelverteidiger des vergangenen Jahres plagten vor allem personelle Engpässe.

Das hatten sie sich anders vorgestellt: Mit 2:8 Toren und einem Punkt kamen die Freie-Presse-Bolzer nicht über einen vierten Platz in der Gruppenphase hinaus. Dabei hatte Andreas Bauer im Vorfeld noch hohe Erwartungen geschürt: „Es gilt, einen Titel zu verteidigen“, sagte der Sportreporter für Sachsens größte Tageszeitung in Zschopau.

Unter anderem fehlte jedoch Benjamin Lummer (Lokalsport Chemnitz), der sich am selben Tag eine akute CFC-Berichterstattung zugezogen hatte. Der Freie-Presse-Kader verkleinerte sich dadurch auf fünf Spieler. Ein- und Auswechslungen waren somit ausgeschlossen, ein konditioneller Nachteil vorprogrammiert.

Am Ende stand dennoch ein Sieg: Mit einem 3:0 im Spiel um Platz 7 verabschiedete sich die Freie Presse vom Hattrick-Cup. Der Wanderpokal ging diesmal an die Auswahl der Deutuna Versicherung aus Annaberg-Buchholz.

Die Freie Presse in der Einzelkritik:

Christian Gesellmann

Die Ruhe selbst: Christian Gesellmann. (Foto: Christoph Pengel)

Christian Gesellmann, Stürmer, Lokalredaktion Zwickau
Zwischen Meditation und Frustration: Der Torschützenkönig des vergangenen Jahres zeigte sich weniger treffsicher als sonst. In der Offensiv-Abteilung stach er dennoch hervor: Vier Treffer gingen auf sein Konto, darunter ein Eigentor.

Andreas Bauer

Strahlender Vorletzter: Andreas Bauer. (Foto: Christoph Pengel

Andreas „Andilton“ Bauer, Verteidiger, Pauschalist in der Redaktion für Lokalsport in Zschopau
Gute Laune zu schwerer Stunde: Zog die Fäden im Aufbau-Spiel der Freien Presse, brach immer wieder mit Tempo-Dribblings in die Spitze vor. Nur selten rannte er sich dabei fest. Unermüdlich im Zweikampf.

Uwe Oertel

Fels in der Brandung: Uwe Oertel (Foto: Christoph Pengel)

Uwe Oertel, Torwart, Ingenieur für Energie und Umweltschutz in Zschopau, Freie-Presse-Leser

Zschopauer Urgestein: Erklärte sich als Nicht-Mitglied der Freien Presse bereit, den Spielermangel auszugleichen. Überzeugte mit hoher Strafraum-Präsenz, war bei den Gegentoren in der Regel machtlos. Den Vertrag zur Festanstellung als Redakteur wollte er nicht unterzeichnen.

Patrick Herrl, Verteidiger, Pauschalist in der Redaktion für Lokalsport Annaberg

Patrick Herrl

Patrick Herrl stärkt sich nach Spielende. (Foto: Christoph Pengel)

Hatte sich die Pause verdient: Der lauffreudige Bärensteiner war überall auf dem Platz zu sehen, vorne wie hinten. Verlor dabei zu keinem Zeitpunkt die Übersicht. Viele Ballkontakte, hohe Passquote, solide Leistung.

Christoph Pengel

Erschöpfter Neuzugang: Christoph Pengel (Foto: Andreas Bauer)

Christoph Pengel, Stürmer, Volontär Kultur
Aus der Puste: Versuchte den Spagat zwischen hoher Einsatzfreude und objektiver Berichterstattung. Steuerte ein Tor im letzten Spiel bei. Glänzte mit nervigen Reporter-Fragen und schlechten Witzen.


Tagged: Fußball, Zschopau

Volos in Zahlen

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leute

Foto: Infogr:am

Die Spezies „Volo“ ist in der Bundesrepublik nicht selten. Tausende wollen beim Fernsehen und Radio landen. Dementsprechend knifflig sind auch die Aufnahmetests. Wer weiß denn schon, wie viele Fans MDR JUMP bei Facebook hat? (130.081 – wurde beim letzten Aufnahmetest vom MDR gefragt). Letztendlich tummeln sich die meisten Volos dann doch in Zeitungsredaktionen.

Jetzt bekommt ihr von uns ein paar Zahlen vor den Latz geknallt. Ihr erfahrt wo sich die jungen RedakteurInnen am häufigsten rumtreiben, wie viele Münzen in der Tasche klimpern und wie die Chancen stehen, dass sie danach vor die Tür gesetzt werden. Die Volontäre in Zahlen:

Zahlen 1

Das sind Zahlen des Deutschen Journalisten Verbands. Zeitungssterben hin oder her, dort sammeln sich noch immer die meisten Volontäre. Ganz interessant ist es jetzt, die Mediennutzung dem gegenüber zu stellen. Der Spiegel hat in einer Studie zur Zeitungsdebatte ausgewertet, wie oft und welche Medien genutzt werden. Dabei kam heraus, dass 40% fernsehen, 30% Radio hören,    18,6 % im Internet Medien nutzen, 6,8% Zeitung lesen und 4,6% Nachrichten auf ihrem Handy abrufen. Man sieht also, dass Fernsehen einen sehr hohen Stellenwert hat und viele Menschen erreicht. Zeitungsredaktionen gibt es einfach flächendeckend sehr viele. Darum kommt dort die hohe Anzahl von Volontären zusammen. Aber grundsätzlich stellt sich schon die Frage, warum so viele Volos immer noch mit Stift und Papier hantieren, anstatt ihre Stimme und ihr Auftreten zu trainieren…

gehalt 8

Das sind die Tariflöhne, die 2012 für Volontäre in deutschen Medienhäusern festgelegt wurden. In der Realität ist es natürlich so, dass sich viele Arbeitgeber nicht an diese Vorgaben halten. Wenn man sich mit KollegInnen unterhält, gibt es auch manche, die mit 800 Euro pro Monat auskommen müssen. Wenn ihr euch für ein Volo interessiert, dann klärt mit dem potenziellen Arbeitgeber vorher, ob ihr euch die Arbeit überhaupt leisten könnt.

90 Prozent der Volontäre haben studiert. Ein Studium ist an sich aber keine festgeschriebene Voraussetzung. Ein paar Eckpunkte könnten sein:

    • Freie Mitarbeit
    • Praktika
    • Veröffentlichte Arbeitsproben
Zahlen 3Volos in Zahlen | Create Infographics

57% der Volos sind Frauen, 43% Männer. Der Nachwuchs ist also mehrheitlich weiblich. Wenn man aber in die Chefbüros hinein kuckt, dann sieht man fast ausschließlich Männer. Die Initiative “ProQuote” fordert deshalb eine Frauenquote von 30 Prozent in den deutschen Chefredaktionen. Unterstützt haben das 2012 383 Frauen und Männer aus der Branche. Der Medienwirbel war groß, aber mal ganz ehrlich, was hat sich denn seitdem verändert? Wo sind die krassen Personalwechsel geblieben?

Ein Drittel bekommt nach dem Volo eine Festanstellung. Also die wenigsten. Der Rest bewirbt sich entweder bei anderen Medienhäusern oder – das ist wahrscheinlicher – schlägt sich als freie/r Journalist/in durch. Arbeit gibt es sicher genug, aber die Bezahlung für gedruckte Texte lässt ganz schön zu wünschen übrig. Trotzdem ist das Volo eine sehr gute Basis – nur kein Garant für den Traumjob im Journalismus.


Tagged: Ausbildung Journalisten, Freie Presse Volontariat, Gehalt, Mediennutzung, Nach dem Volo, Volo, Volontariat, Volos, Wie viele Volontäre

Live und in Farbe: Die FP-Volos auf den Azubi- und Studientagen

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Seit knapp einem halben Jahr sind wir Volontäre der Freie Presse unter die Blogger gegangen. Schreiben über Anekdoten aus unserem Arbeitsalltag oder Themen, die uns irgendwie beschäftigen. Wenn ihr uns nun aber doch lieber mal “in echt” kennen lernen möchtet, um zu erfahren, wie man eigentlich Volo wird, habt ihr dazu am kommenden Wochenende die einmalige Gelegenheit. Gemeinsam mit den Auszubildenden der Freien Presse betreuen wir einen Stand bei den Azubi- und Studientagen in der Messe Chemnitz. Von 10 bis 16 Uhr könnt ihr am Samstag und Sonntag mit uns ins Gespräch kommen.

Wir freuen uns auf euch!

Messe Neu neug

 


Tagged: Azubimesse, Freie Presse, Messe Chemnitz, Volo, Volontäre

Facebook: Wenn dich die Kommentarflut überrollt…

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VON CORNELIA HENNERSDORF

Das erste Quartal 2014 ist rum – und ich habe mich so ziemlich jeden Tag mit komplett unterschiedlichen Themen beschäftigt. Ich habe in der Online-Redaktion gearbeitet, im Newsdesk die beliebte Klatschseite mit verrückten, kuriosen, krassen oder bewegenden Nachrichten aus aller Welt gefüllt und im Ratgeber-Ressort verschiedene Beiträge geschrieben.

Screenshot freiepresse.de

Screenshot freiepresse.de vom 28.3.2014, 22 Uhr

Am spannendsten finde ich nach wie vor die Online-Redaktion. :) Ich habe mich durch die sozialen Netzwerke soviel näher und unmittelbarer am Leser gefühlt, die ganze Nachrichtenwelt dreht sich online viel schneller als im Print und ich war manchmal acht Stunden lang wie im Rausch: Polizeimeldungen checken, Artikel wichten, Rangfolgen festlegen, Bildstrecken bauen, neue Ideen entwickeln, Strukturen überdenken, Themen beobachten, Aktionen planen, und natürlich permanent die sozialen Netzwerke Facebook, Twitter und Google+ sowie die Kommentare der Nutzer auf freiepresse.de im Auge behalten.

Ehrlicher, als einem manchmal lieb ist

Dabei habe ich aber auch gemerkt, dass der Leser längst nicht immer so tickt, wie wir Journalisten uns das vorstellen, wünschen, erträumen.  Denn: Was lesen Freie Presse-Leser eigentlich gerne? Was regt sie auf? Was berührt sie? Was langweilt sie? Die Antworten bekomme ich nun knallhart auf dem Silbertablett präsentiert: Klickzahlen schwindeln nicht. Und die Kommentare der Online-Leser und Facebook-Nutzer sind oft ehrlicher, als einem lieb sein kann.

Screenshot der Freie Presse-Facebook-Seite

Screenshot der Freie Presse-Facebook-Seite vom 28.3.2014, 22Uhr

Ich bleibe mal beim Thema Facebook: Mittlerweile hat die Freie Presse mehr als 29.000 Fans. Die Sächsische Zeitung finden rund 21.000 Leser gut, die Leipziger Volkszeitung knapp 16.500. Etwa 6000 Leser mögen die Lausitzer Rundschau, knapp 3500 Leute sind Fan vom Vogtlandanzeiger. Das sind alles Zeitungen in Sachsen. Wow, könnte man denken, 29.000 – das sind ja viele! Ja, sind es auch :) Aber nicht alle vergöttern uns (Ach nee!). Im Netz ist dem Ärger schneller Luft gemacht als im realen Leben, am Lesertelefon, per E-Mail oder Brief. Es lässt sich leichter kommentieren, diskutieren, meckern und besserwissern.

Screenshot Facebook-Post

Screenshot Facebook-Post vom 28.3.2014,  22 Uhr

Hin und wieder entwickeln sich spannende Diskussionen zu einem Artikel, den wir auf Facebook posten. So zum Beispiel hat das Thema 2015 sollen die ersten Schulen Tablet-Computer im Unterricht nutzen unterschiedliche Kommentare aus den Nutzern herausgekitzelt

Und was heißt das für uns?

Ist doch gut, wenn alle diskutieren! Das bringt Klicks, Klicks, Klicks. Ja, das dachte ich am Anfang. Bis ich im Minutentakt neue Kommentare daraufhin kontrollieren durfte, ob sie beleidigend, bedrohend, pornografisch, obszön, diffamierend, verleumdend, volksverhetzend oder rassistisch sind. Jeden. Einzelnen. Kommentar. Checken.

Da stellen sich Fragen wie: Wo liegt die Grenze zwischen “ok, geht noch” und “geht nicht mehr”? Ab wann blende ich einen Kommentar aus? Begründe ich diesen Schritt den Kommentierenden gegenüber? In welche “Schlammschlacht” mische ich mich – stellvertretend für die Freie Presse – ein, um ein paar Fakten klar zu stellen?

Es ist ein permanentes Abwägen. Ja oder nein. Vielleicht gibt’s nicht. Und trotzdem muss ich von Fall zu Fall entscheiden.

Die eigentliche Krux an der ganzen Sache ist aber, dass der ganze Spuk nicht mit Redaktionsschluss aufhört (mal abgesehen davon, dass es in einer Online-Redaktion eigentlich keinen Redaktionsschluss, keine Deadline gibt). Auch spät am Abend, mitten in der Nacht oder Tage nachdem der Artikel gepostet wurde, wird dieser noch kommentiert. Nur gerät er mit weiteren Facebook-Posts aus dem Auge und im laufenden Tagesgeschäft auch mal aus dem Sinn. Trotzdem ist der Anbieter einer Fanseite bei Facebook für den Inhalt auf seiner Seite verantwortlich.

Manche Themen können nicht mehr gepostet werden

Damit komme ich zum Kern des Problems: Wie soll es eine kleine Online-Redaktion mit wenigen Mitarbeitern schaffen, die Posts aller spannenden, kontroversen Themen rund um die Uhr zu kontrollieren? Die Ressourcen sind begrenzt und die Pflege des Facebook-Auftritts nur eine von vielen Aufgaben der Online-Redaktion. Die Antwort: Es können einfach nicht alle spannenden, hohe Wellen schlagenden Geschichten gepostet werden, weil die Flut der Kommentare uns regelrecht überrollen würde und wir zu nichts anderem mehr kommen, als Facebook-Kommentare zu beurteilen. Das gilt besonders bei Themen wie beispielsweise Asylbewerber, die rechte Szene oder Hartz IV. Innerhalb von wenigen Stunden schaukeln sich die Facebook-Kommentatoren gegenseitig so hoch und vertreten – oft hinter Pseudonymen versteckt – die verworrendsten, krassesten Meinungen, die sie in einer realen Diskussionsrunde vermutlich niemals äußern würden.

Screenshot freiepresse.de

Screenshot freiepresse.de vom 28.3.2014, 22 Uhr

Hier noch ein Beispiel: Anfang Januar sorgte in Freiberg die Geschichte eines Iraners für Aufsehen, der seit 17 Jahren im Asylbewerberheim lebt und trotz Zuckerkrankheit keine eigene Wohnung bekommt. Mich hat die Geschichte betroffen gemacht. Ich dachte: “Hey, das Thema wühlt auf. Das muss ich auf Facebook posten.” Meine Kollegen, die bereits seit einigen Jahren in der Online-Redaktion arbeiten, haben mich gewarnt: “Du kannst die Geschichte gern posten, aber dann kümmerst du dich auch um die Kommentarflut.” Geht klar, dachte ich. Und: Deshalb können wir das Thema doch nicht nicht auf Facebook teilen.

Ich habe es gepostet. Und umgehend die Quittung gekriegt.

Die Kommentare reichten von etwa “Mir doch egal, ob der was isst”, über sowas wie “Das Amt hat versagt” oder “Krasser Fall” bis “Warum ist der überhaupt noch da? Abschieben” und so weiter. Die Kommentare waren immer heftiger geworden, polarisierten, schweiften auch völlig ab vom Thema, sodass wir uns entschieden haben, den Beitrag aus dem Netzwerk wieder zu entfernen. Wir konnten die Kommentarflut einfach nicht stemmen. Schade.

Aber ich habe in den zwei Monaten ein bisschen ein Gefühl dafür bekommen, was geht und was nicht. Ganz oft zählt dabei auch das Bauchgefühl oder eben die Erfahrung der Kollegen – einen Leitfaden á la “So platzierst du Themen bei Facebook richtig” gibt es nicht. Das muss jeder Facebook-Nutzer und jede Online-Redaktion für sich selbst herausfinden.

Zum Schluss eine Frage an euch: Bei welchen Themen zuckt es in den Fingern? Was regt euch auf? Wie kommentiert ihr? Kommentiert ihr überhaupt – oder reicht ein “Gefällt mir” als Beteiligung? Nutzt für eure Antworten einfach die Kommentarfunktion hier :)


Tagged: Cornelia Hennersdorf, Facebook, Freie Presse, Online, Onlineredaktion

Chemnitz von oben – Pressekonferenz mit Aussicht

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VON JULIA KELLER

Pressekonferenzen sind für Journalisten nicht immer interessant. Das liegt auch daran, dass die Vorstellungen der Gastgeber, was über sie in der Zeitung stehen soll, sich sehr davon unterscheiden, was wir über sie im redaktionellen Teil unserer Zeitung stehen haben wollen. In vielen Unternehmen weiß man das natürlich – und möchte deshalb vermeiden, dass die geladenen Journalisten vor Langeweile wegtreten oder sich nur auf Häppchen und Obstspieße konzentrieren. ; D Deshalb lassen sich manche Pressestellen oder Agenturen, die mit der Öffentlichkeitsarbeit beauftragt sind, etwas Besonderes einfallen. Ein Telekommunikations-Unternehmen lud zum Beispiel auf das Chemnitzer Rosenhof-Hochhaus. Dieser Blick auf die Stadt bietet sich nicht so bald wieder, deshalb habe ich gleich mein Handy gezückt um ein paar Fotos zu machen – und der Unternehmenssprecher war so nett, auch ein Bild von mir zu schießen. : ) Nur namentlich genannt werden möchte er nicht.

Blick vom Rosenhof-Hochhaus

Blick vom Hochhaus Richtung Rosenhof und Rathaus.

Julia Keller auf dem Rosenhof-Hochhaus. Blick vom Rosenhof-Hochhaus. Blick Vom Rosenhof-Hochhaus in Richung Lutherviertel. Die Lutherkirche ragt deutlich sichtbar hervor. Blick vom Rosenhofhochhaus nach Norden.

Die Netzmodernisierung, wegen der die Firma zur Pressekonferenz geladen hatte, spielte in meinem Text am Ende übrigens nicht die Hauptrolle. Uns in der Redaktion erschien es relevanter, welche Ursache die Netzausfälle der Tage zuvor hatten und ob sie inzwischen behoben waren.


Tagged: Bilder, Chemnitz, Fotografie, Freie Presse, Handy, Lutherkirche, Rosenhof, Sachsen, Südwestsachsen, Stadt, Volo, Volontariat

Traumjob Redakteur, aber nur mit Volontariat? Dann bewirb dich jetzt!

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Du willst nicht nur irgendwas mit Medien machen, sondern aktuelle Themen recherchieren und kritisch beleuchten?
Du willst nach dem Studium endlich praktisch arbeiten, kreativ sein und dein journalistisches Geschick trainieren?
Du willst nicht mehr nur als freier Mitarbeiter auf Zeile schreiben, sondern die Chance auf eine Stelle als Redakteur haben?

Dann bewirb dich bis 3. Mai für ein zweijähriges Volontariat bei der Freien Presse – und werde ein Teil von unserem Voloteam :-)
Los geht’s!

Werde Volontär

 

 


Tagged: Annaberg-Buchholz, Ausbildung, Chemnitz, Freiberg, Freie Presse, freier Mitarbeiter, Job, Karriere, Medien, Mitteldeutschland, Plauen, Redakteur, Sachsen, Studium, Vogtland, Volontariat, Zwickau

Journalisten-Nachwuchs informiert über Berufseinstieg

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VON JÜRGEN FREITAG

„Wie funktioniert das eigentlich mit dem Volo?“ Wir erklären es euch! Morgen sind wir bei den Studentischen Medientagen der TU Chemnitz. Zwei Volontäre der „Freien Presse“ sprechen auf dem Podium über den Beruf des Journalisten, Chancen für Studierende und den Einstieg ins Volontariat. Auch Anekdoten aus unserem Arbeitsalltag gibt’s zu hören. Der Vortrag startet am Samstagmorgen um 11 Uhr und dauert ungefähr eine halbe Stunde. Der Eintritt ist frei.

Volos sprechen bei den 10. Studentischen Medientagen in Chemnitz – Karriere als Redakteur

Wo? Neues Hörsaalgebäude, Reichenhainer Straße 90, Chemnitz

Wann? Samstag, 26. April, 11 Uhr

Was? Vortrag zum Thema Berufseinstieg: Studium und dann …

Mehr Infos gibt’s auf: http://www.medientage-chemnitz.de/

 

 


Tagged: Berufseinstieg, Chemnitz, Freie Presse, Medientage, Studenten, Volontariat, Vortrag

Medienarbeit ist auch Handwerk – Ein Rückblick auf die Medientage

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VON JULIA LAPPERT UND JÜRGEN FREITAG

Wie geht’s weiter nach dem Studium? Das haben sich letztes Wochenende die Medienkommunikationsstudenten der TU Chemnitz gefragt. „Vielleicht mit einem Volo” antworteten wir. Denn Julia Lappert und Jürgen Freitag aus dem Volo-Team waren bei der 10. Auflage der Studentischen Medientagen im Neuen Hörsaalgebäude der Uni dabei. Berufspraktiker aus der Kommunikationsbranche erzählten aus ihrem Arbeitsalltag und gaben Tipps für den Berufseinstieg. Denn schließlich war das Motto „Get connected”.

Studentin Juliane Damm. Foto: Julia Lappert

Studentin Juliane Damm. Foto: Julia Lappert

Wir hielten einen Vortrag über die Redakteursausbildung bei der Freien Presse und kamen mit den Studenten ins Gespräch. Zum Beispiel mit Juliane Damm. Die 25-Jährige studiert Medienkommunikation im dritten Semester und wollte mehr über das Volontariat wissen. Bei den Chemnitzer Medientagen war sie nicht nur Zuhörerin, sondern hat auch hinter den Kulissen mitgewirkt. „Da ich gelernte Mediengestalterin bin, war ich Teil der Layout-Gruppe“, sagte sie.

Ihr Team war für die Gestaltung von Flyern, T-Shirts und Plakaten zuständig, um Werbung für die 10. Auflage der studentischen Tagung zu machen. „Es gibt so viele Möglichkeiten in den Medien zu arbeiten, unsere Veranstaltung bietet Studis an in alle Richtungen zu schnuppern“, findet Juliane.

Die 25-Jährige hat vor ihrem jetzigen Studium ein paar Semester Technikkommunikation studiert, der Studiengang wurde jedoch eingestellt. Von uns wollte sie deshalb wissen, ob sie mit den Inhalten aus ihrem ersten Studium etwas im Journalismus anfangen kann. “Auf jeden Fall”, lautete unsere Antwort, da gerade im Journalismus oft Expertenwissen gefragt ist, wenn es zum Beispiel darum geht, in einem Artikel den Lesern zu erklären, wie eine technische Innovation funktioniert.

Ein junger Student wollte außerdem wissen, was man denn eigentlich bei der „Freien Presse“ verdient? Über Geld spricht man bekanntlich ungern, aber eins können wir verraten: Das Volo-Gehalt orientiert sich ungefähr am Tarifvertrag.

Nach unserem Vortrag kam auch die Frage auf, wie viele und welche Arbeitsproben in die Bewerbung gehören. Während die erste Frage leicht zu beantworten ist (nämlich fünf), gehen die Meinungen bei Frage zwei auseinander. Während die einen raten, die besten Texte zu schicken, meinen andere, es wäre klüger, nur aktuelle Artikel einzusenden. Als Tipp geben wir mit: Die fünf Texte zeigen im besten Fall eine Entwicklung (von einfach zu anspruchsvoll, von alt zu aktuell).

Was auf die Ohren gabs zwar in vielen Vorträgen, dass Arbeit in den Medien auch Handwerk ist, erfuhren die Studis in Workshops. Dort sollten sie zum Beispiel eine Kommunikationsstrategie für den Chemnitzer FC entwickeln oder standen selbst bei einem Fotokurs hinter der Linse.

Julia Kolb, Antonin Fischer und Micele Ulbricht von der Unizeitung "Tuchfühlung". An ihrem Stand wurde die beste Schlagzeile gesucht. Foto: Julia Lappert Die Medientage waren auf allen Kanälen aktiv - hier die Twitter-Wand mit aktuellen News zur Tagung. Foto: Julia Lappert Am Multimediatisch konnten sich die Gäste in der Pause austoben. Foto: Julia Lappert

 

 

 

 


Tagged: Freie Presse, Jürgen Freitag, Julia Lappert, Medienkommunikation, Medientage Chemnitz, TU Chemnitz, Volontariat

Das hätte ich so nicht erwartet

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Von Christoph Pengel
Als Neuling in Chemnitz und bei der Freien Presse: Das ist ernüchternd und überraschend zugleich. Vier Aha-Momente im Leben eines Volontärs.
Christophs Fahrrad

Mein altgedienter Fahruntersatz – vorübergehend außer Betrieb. (Foto: Christoph Pengel)

Wer einen neuen Job antritt und noch dazu in eine andere Stadt zieht, der hat eine Menge Vorurteile im Gepäck – positive wie negative. Die meisten erweisen sich als Illusion. Heute packe ich aus.

1. Vorurteil: Ich brauche kein Auto.

Ich liebe mein Fahrrad. Zugegeben, es ist in die Jahre gekommen. Aber gerade darin liegt sein Charme. Mein Fahrrad hat Charakter, eine Geschichte. Das melodiöse Klappern der Schutzbleche, der schorfrote Kettenrost, der mit Aufklebern tätowierte Rahmen – Altersspuren eines langjährigen Freundes.

Chemnitz ist eine fahrradfeindliche Stadt. Nicht, dass kein Platz dafür wäre. Die Straßen sind so breit, dass Panzer darauf fahren könnten. Allein, Radwege sind rar und das tägliche Kaßberg-Auf-und-Ab stellt die Treue zu meinem altersschwachen Kumpel auf die Probe. Das ist sicher noch kein Grund, ihn abzuschaffen. Immerhin hält mich das fit und wach.

Und dennoch musste ich meinen bis dato ökologisch einwandfreien Fuhrpark kürzlich erweitern. Seit April bin ich für die Freie Presse im Erzgebirge. Ein neuer, motorisierter Freund musste her. Der Traum vom radelnden Reporter: aus.

 

2. Voruteil: Kantinen sind grässlich.

Mir graute es schon immer vor Kantinen. Allein dieses Wort verheißt nichts Gutes. Kantine, das klingt monoton, fad, eintönig – Eigenschaften, die man eher ungern auf seinem Teller vorfindet. Allen Bedenken zum Trotz hat sich die Chemnitzer Kantine als ein tägliches Highlight erwiesen.

Das mag trivial erscheinen. Ist es aber nicht. Denn ein Arbeiter, der morgens keine Brötchen schmieren muss – um sich zur Mittagszeit vor kollegialen Mensaanfragen zu drücken, während er in einer seltsamen Mischung aus Scham und gieriger Vorfreude auf die viel zu kurze Pause wartet, damit er seine tropfenden Zähne selbstvergessen in die alufolienkonservierte Weichheit seines geheimen Rucksackinhalts versenken kann – dieser Arbeiter ist ein glücklicher Arbeiter.

 

3. Vorurteil: Es gibt kein Mobbing in modernen Redaktionen.

Mein erster Tag in der Kulturredaktion Chemnitz: Irgendwann muss ich auf Toilette. Ich frage nach. Den Gang runter, dann links, ganz einfach, ah ja. Doch schnell wird deutlich: Die Strecke ist gefühlte Kilometer lang. So viele neue Gesichter, für die ich ein gequältes Lächeln aufsetze. Auf dem Weg passiere ich zu meinem Entsetzen gleich zwei Frauentoiletten. Oder habe ich etwas übersehen? Ich gehe zurück, prüfe akribisch alle Türen. Nichts. Also wieder in die andere Richtung. Dann endlich, ich hab schon nicht mehr dran geglaubt, das Tor zur Erleichterung…ahhh.

Die matriarchalische Architektur der Chemnitzer Redaktion – nichts für schwache Männerblasen. Ich fühle mich gemobbt. Eins ist klar: Wir brauchen einen Gleichstellungsbeauftragten.

 

4. Vorurteil: Chemnitz ist hässlich

Bei Chemnitz dachte ich früher an ein Grau in Grau aus Plattenbauten und Fabrikanlagen. Eine Glocke aus Auto- und Industrieabgasen, so stellte ich mir vor, würde die Stadt von allem Guten, Schönen und Wahren abschirmen. Unter der Glocke würden sich miesepetrige Menschen durch die müllverstopften Straßen schieben. Die giftige Atmosphäre würde das Sonnenlicht zu kuriosen Farben brechen. Bei saurem Regen würden sich alle in ihre asbestverseuchten Wohnungen verkrümeln.

Und heute? Nun, ich wurde eines Besseren belehrt. Zwar ist Chemnitz nicht schön im Sinne eines Ich-will-hier-sofort-ein-Haus-bauen-und-Kinder-groß-ziehen-Schön. Aber wer sich drauf einlässt, der kann dem Flickenteppich aus Jugendstilvillen (Kaßberg), ausladenden Grünflächen (Küchwald), betäubendem Leerstand (Brühl) und kulturindustriellen Überbleibseln (der Rest) ein gewisses Kribbeln abgewinnen.

Kaßberg

Na bitte, ist doch ganz hübsch: Die Weststraße auf dem Kaßberg. (Foto: Christoph Pengel)

 

 


Tagged: Chemnitz, Freie Presse, Volontariat

Brüssel – So weit weg und doch ganz nah

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VON CORNELIA HENNERSDORF
 “Einmal von Chemnitz nach Brüssel bitte!” – “Sehr gern! Einmal gen Westen, quer durch Deutschland, rund 730 Kilometer.”
Direkt neben den hohen Glasfassaden zeigen kleinere, bunte historische Häuser, dass man sich tatsächlich in Belgien befindet.

Direkt neben den hohen Glasfassaden der EU-Gebäude zeigen kleinere, bunte historische Häuser, dass man sich tatsächlich in Belgien befindet.

Katzensprung? Gefühlt ist Brüssel, das Headquarter der Europäischen Union, unendlich weit weg von unserer sächsischen Provinz – und den Themen, um die sich unser Tagesgeschäft im Lokaljournalismus dreht. Dass die Gesetze, die in der belgischen Hauptstadt gemacht werden, aber sehr wohl Auswirkungen auch auf die kleinsten sächsischen Gemeinden haben, ist einem oft nicht so bewusst.

Deshalb laden die Presse-Mitarbeiter von Europäischer Kommission und Europäischem Parlament zweimal im Jahr Volontäre – vermeintlich junge, frische, unvoreingenommene und unversaute Journalisten – auf eine zweitägige Bildungsreise nach Brüssel ein. Anfang April durfte ich dabei sein und mir den ganzen Brüssel-Rummel gemeinsam mit Volontären von Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Mitteldeutscher Zeitung, Emder Zeitung, Lübecker Nachrichten, Kieler Nachrichten, der Hannoverschen Allgemeinen, der Märkischen Allgemeinen und anderen anschauen.

Tag 1: Die EU-Kommission entwirft die Gesetze und kontrolliert sie. Als Erfolg gilt, wenn ein Vorschlag tatsächlich zum Gesetz wird.

Am ersten Tag haben uns drei Abgeordnete der Kommission von ihrer Arbeit berichtet: Michel-Eric Dufeil von der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung meint: “Die Regionalpolitik ist die einzige EU-Politik, die direkt an die Bürger herankommt, weil sie konkrete Projekte unterstützt.” Laut Dufeil wurden in den vergangenen sieben Jahren allein in Deutschland 300.000 bis 400.000 Projekte finanziert. “Nicht alle Projekte sind erfolgreich, aber wenn 60 % davon erfolgreich sind, haben wir mehr geschafft, als wenn wir gar nichts gefördert hätten”, sagt Dufeil. Willi Schulz-Greve von der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, wie das Bilaterale Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA derzeit verhandelt wird. Als dritte erklärte Edith Hofer, Assistentin des Generaldirektors für Energie, Dominique Ristori, die Ziele der europäischen Energiepolitik: Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit. Alles, “um den Strompreis nicht explodieren zu lassen”, sagt sie.

Tag 2: Das EU-Parlament prüft die Gesetzesentwürfe, macht Änderungsvorschläge, stimmt zu oder lehnt sie ab. Die Parlamentarier müssen im Parlament so viele Mehrheiten wie möglich für ihren Standpunkt zu einem Gesetzesentwurf gewinnen. Gelingt das, zählt es als Erfolg.

Fünf deutsche Parlamentarier haben sich Zeit genommen, uns aus ihrem Ressort zu erzählen.

  • Knut Fleckenstein (SPD, Hamburg) ist Mitglied im Verkehrsausschuss und Vorsitzender der EU-Russland-Delegation.  Es sei sein “Traumjob, Kompromisse mit Menschen aus 27 anderen Ländern zu finden”. Im Parlament seit: 2009
  • Helmut Scholz (Die LInke, Landkreis Dahme-Spreewald) ist Mitglied im Handelsausschuss und der deutsch-amerikanischen Delegation. Ihm ist durchaus bewusst, dass “für viele Brüssel wie ein Nebel ist” und dem deutschen Bürger kaum ein Abgeordneter bekannt ist, weil gar nicht mehr kommuniziert werde, wer eigentlich was macht, sagt er. Im Parlament seit: 2009
  • Gesine Meißner (FDP, Hamburg, Niedersachsen), einst freiberufliche Kommunikationstrainerin, ist im Verkehrsausschuss tätig und Mitglied in der lateinamerikanischen Delegation. Sie kennt sich in den Themen Fischerei und Integrierte Meerespolitik aus. Für den Fall, dass sie nicht wiedergewählt werden sollte, sagt sie, habe sie immer einen Plan B. Im Parlament seit: 2009
  • Helga Trüpel (Grüne, Bremen) hat in Literaturwissenschaften promoviert und ist im Europäischen Parlament stellvertretende Vorsitzende des Kultur und Bildungsausschusses und Mitglied in der China-Delegation. Im Parlament seit: 2004
  • Werner Kuhn (CDU, Mecklenburg-Vorpommern) ist Ingenieur und Mecklenburg-Vorpommer mit Leib und Seele. Bevor er Mitglied im Verkehrs- und im Fischereiausschuss wurde, saß er auch im Landtag und im Bundestag. Einst hat er in einer Schiffbau-Werft gearbeitet. Im Parlament seit: 2009

Leider haben wir auf unserer kurzen Reise keinen Abgeordneten aus Sachsen getroffen. Klar geworden ist trotzdem: Sie alle vertreten im Parlament die Interessen der EU, müssen in EU-Dimensionen denken, planen und verhandeln. Gleichzeitig wollen sie in ihrem jeweiligen Wahlkreis in Deutschland für ihre Bürger da sein und deren Anliegen ernst nehmen. Wenn das kein Spagat im Kopf ist!  Am Sonntag wird sich zeigen, wer von den Parlamentariern seinen Posten räumen muss, und wer noch eine Runde drehen darf.

Die Fotogalerie gibt einen kleinen Einblick in zwei Tage Brüssel. Weiter unten gibts Links zu Recherchequellen, Kontakte zu Pressestellen und zu kostenlosem Fotomaterial.

Gigantisch sind in Brüssel die Dimensionen, die das EU-Viertel in Brüssel einnimmt. Hier: das Gebäude der Europäischen Kommission. Direkt neben den hohen Glasfassaden zeigen kleinere, bunte historische Häuser, dass man sich tatsächlich in Belgien befindet. Als eine von 16 Volontären schaute ich mir zwei Tage lang an, wie EU-Politik funktioniert. Der Pressesaal der Europäischen Kommission: Hier findet täglich 12 Uhr eine Pressekonferenz statt. An den Sitzen befinden sich Kopfhörer, über die man das Gesprochene auf Englisch oder Französisch hören kann. Hinter den Glasscheiben oben sitzen die Dolmetscher. Auf ein Bier mit einem Abgeordneten: In diesem Irish Pub gleich neben der Kommission ist ab mittags richtig was los. Die Rue Franklin: Auch hier wimmelt es mittags vor wichtigen Leuten. Ob Pressesprecher, Journalisten, Lobbyisten oder Abgeordnete: In Brüssel trifft man sich öfter in Cafés und Restaurants als in klimatisierten Büros. Im feinen Hotel L' Atelier wurden auch wir erwartet... ...und mit einem feinen Aperetivo begrüßt. Dann wurden wir in diesem vornehmen Saal mit einem Drei-Gänge-Menü bewirtet... während Mina Andreeva von ihrer Arbeit als Pressesprecherin von Viviane Reding, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und Kommissarin für das Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft, berichtete. Die zwölf gelben Sterne auf blauem Untergrund prangen an so ziemlich jeder Tür. Besucher müssen überall zuerst durch eine Sicherheitskontrolle, bevor sie durch die heiligen Hallen der EU wandeln dürfen. Gesichter einer anderen Welt: Dass José Manuel Barroso Präsident der Europäischen Kommission und Viviane Reding die Vize ist: Ok, soweit wusste ich Bescheid. Auch von Energiekommissar Günther Oettinger hat man schon mal was gehört. Aber der Rest? Nach einem umfangreichen Programm in der Kommission, war es abends Zeit, die Stadt zu erkunden. Blick auf die Kathedrale St. Michael und St. Gudula Der Große Platz im Herzen der Stadt. Das gotische Rathaus ist nachts eindrucksvoll beleuchtet. Und der Manneken Pis? ISt natürlich viel kleiner als erwartet. ...aber trotzdem schön, ihn mal live gesehen zu haben. Eine Straßenecke weiter ziert er gleich nochmal eine ganze Hauswand. Tag 2: Arbeitsstimmung in Brüssel. Wir sind auf dem Weg ins Europäische Parlament. Auch das Parlament lässt sich nicht lumpen: Glas, wo das Auge hinreicht. und was soll dieses pompöse Schlößchen mittendrin? Ach natürlich, es ist die Ständige Vertretung des Bundeslandes Bayern, die hier vor Ort die Interessen seines Landes vertritt. Hier spricht man wohl von Schloss "NeuWAHNstein", verrät uns eine Insiderin. Typisch auch für die Stadt: Die Radfahrer tragen leuchtende Warnwesten. In diesem Konferenzraum haben wir mit insgesamt fünf deutschen EU-Parlamentariern darüber gesprochen, was sie hier eigentlich tun. Wahlwerbung überall. Besonders viel Zeit diese zu studieren hat man, wenn man im täglichen Nachmittagsstau steht. Wir haben auf der Pressetribüne Platz genommen und eine kleine Plenarsitzung besucht. Wer da worüber sprach und wie das einzuordnen war, haben wir nicht so recht rausgefunden. Aber es waren auch nur rund 30 der 766 Plätze besetzt. Brüssel - eine schöne Stadt, für die ich gern mehr Zeit gehabt hätte. Das Herzstück des Europäischen Parlaments: Wenn wirklich alle da sind, sind hier 766 Plätze besetzt.

 

Links und Recherchequellen:

Der Europa-Server: Pressemitteilungen aller EU-Institutionen, Kontakte zu Sprechern in Brüssel, Suchmaschine zur Themenrecherche: http://ec.europa.eu/dgs/communication/services/journalist/index_de.htm

Die Europäische Kommission: direkte Kontakte aller Pressesprecher der einzelnen EU-Kommissare: http://ec.europa.eu/dgs/communication/about/contact_us/ec_spokespersons/en.htm

Der Energie-Kommissar Günther Öttinger: http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/oettinger/index_de.htm

Die deutsche Vertretung der EU-Kommission: Aktuelle Pressemitteilungen und -termine, Newsletter, regionale Informationen, die Pressestelle vermittelt Ansprechpartner, Interviews und O-Töne: www.eu-kommission.de

EU-Neuigkeiten mit Deutschland-Bezug: aktuelle Pressemitteilungen, 14-tägige Terminvorschau:
http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/terminvorschau_de.htm

Sachsen und die EU: alle EU-Themen, die auch Sachsen betreffen http://regionalportal.eu-kommission.de/index.php?id=151

Frei nutzbare AV-Bibliothek: Foto-, Audio- und Videomaterial kann kostenlos genutzt werden:
http://ec.europa.eu/avservices/

Historisches Archiv der Kommission: http://ec.europa.eu/avservices/ebs/schedule.cfm

Überblick zum Status von Gesetzesentwürfen: Wo stehen die Verhandlungen zu einem bestimmten Thema? www.europarl.europa.eu/oeil/home/home.do


Tagged: Belgien, Bilder, Brüssel, Chemnitz, Cornelia Hennersdorf, EU, Europäische Kommission, Europäisches Parlament, Freie Presse, Volos

Sonntags aufschreiben – Montag im Kasten!

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Von Tanja Goldbecher, Sebastian Siebertz und Eva Marie Stegmann.

Frau Müller ist Rentnerin. Jeden Morgen stapft sie gegen 6.30 Uhr zum Briefkasten: Voilà! Da ist die Freie Presse hinein geflattert. Jetzt erst mal frühstücken und Zeitung lesen. Wie Frau Müller auch am Montagmorgen zu ihrer Lektüre kommt, zeigen drei Volontäre aus dem hügeligen Vogtland, vom umkämpften Spielfeld und aus der streng geheimen Zentrale.

Montagmorgen sind die Schaukästen gefüllt. Sonntagsdienst ist das Stichwort. Foto: T. Goldbecher

Montagmorgen sind die Schaukästen der Freien Presse gefüllt. Dafür müssen die Redakteure und freien Mitarbeiter auch am Wochenende ins Büro.  Foto: T. Goldbecher


Die Logik im Freie-Presse-System: Freitag wird die Zeitung für Samstag konzipiert. Und sonntags sammeln sich Redakteure und Freie Mitarbeiter, um die Zeitung für Montag zu füllen. Jetzt die Quizfrage: Wann wird an der Zeitung für Sonntag gearbeitet?

Auf ins Vogtland!

Am Wochenende überschlagen sich die Termine: Tattoo-Messe, Kräuterwanderung, 80er-Jahre-Party … Überall wurden die Schreiberlinge hingeschickt. Am Sonntag sollen sie mit vollgekritzelten Notizblöcken in die kuschlige Redaktion pilgern. Dann hämmern die Fingerspitzen auf die Tastatur. Was? Ist es wirklich schon so spät? Mittagspause!

Jetzt eröffnet sich Problem Nummer 1:

Der Döner-Mann mit den leckeren Ofenkartoffeln hat sonntags zu. Da muss man also wieder ein Pausenbrot schmieren. Beim nächsten Mal also besser vorbereitet sein.

Es geht weiter: Texte kommen nur sporadisch, aber sie kommen. Nun beginnt der Lesespaß. Was will der Autor damit sagen? Und warum wurde das Stadtfest verschoben?

Da ist er wieder: Plauens stadtbekannter Straßenmusiker. Auch er muss sonntags arbeiten. Im Büro singen schon die Ersten mit. Foto: T. Goldbecher

Da ist er wieder: Plauens stadtbekannter Straßenmusiker. Auch er muss sonntags arbeiten. Im Büro singen schon die Ersten mit. Foto: T. Goldbecher

Problem Nummer 2:

Es klingelt und klingelt und noch immer nimmt niemand den blöden Hörer ab. Ach ja, die meisten Menschen haben sonntags etwas Besseres zu tun, als im Büro zu sitzen. Die Fragen der Presse werden erst am Montag beantwortet.

Keine Panik. Ein Blick ins sagenhafte Archiv oder Googles Unterwelt könnte helfen. Wenn dort keine Weisheiten vergraben sind, erfolgt Notfallplan B: Die allwissende Person befragen! Sie weiß über alles Bescheid und die Handynummer hat man für solche Momente mit rot notiert und dreimal abgespeichert. Puh, gerettet!

Die Uhr tickt, der Magen knurrt und die Lokalseite drei ist immer noch komplett leer. Die Finger zucken und nur eine Frage im Kopf: Wann kommt der Text über den Kinder-Workshop in den niedlichen Hexenhäusern, die mitten im Wald liegen? Jetzt wird Druck aufgebaut.

Denn Problem Nummer 3 rückt immer näher:

Tatort beginnt um 20.15 Uhr. Es ist aber schon 20.05 Uhr. Also gut, Redakteur-Superkräfte bitte. Sonst macht das Mörderraten keinen Sinn.

Das Wunder geschieht jede Woche: Alle Seiten sind mit Artikeln und Bildern gefüllt, der Rotstift hat zugeschlagen und die Druckerei setzt die Walzen in Bewegung: Wir drucken!

 

Auf zum Spielfeld!

Wochenende ist Sportzeit. Für die bekannten (Fußball-Bundesliga) oder die wahren Helden (alle anderen) der Bewegungskünste. Die Aufgabe der Sportredaktion, die am Sonntag in der Regel rund dreimal so viele Seiten produzieren muss wie sonst (sechs statt zwei), hat dabei mehrere Schwierigkeiten zu bewältigen.

1. Hintergrund: Die meisten Bundesliga-Partien sind am Samstag, auch die Wettbewerbe anderer Sportarten finden sonnabends statt. Wenn Montagmorgen also die Zeitung auf dem Tisch liegt, haben die Leser des Sportteils das Spiel entweder live im Stadion oder vor dem Fernsehen gesehen,  eine Zusammenfassung angeschaut oder im Internet einen Spielbericht gelesen. Das Zauberwort für einen Zeitungsjournalisten ist Hintergrund. Dem Sportinteressierten soll also eine Geschichte präsentiert werden, die er in Rundfunk und Internet so noch nicht gefunden hat. Besonders bei den regionalen Vereinen ist der Ansporn groß und jede Woche journalistische Kreativität gefragt.

2. Zeitdruck: Sportveranstaltungen richten sich nicht nach Andruckzeiten von Tageszeitungen (dieses Privileg besitzen nur die Fernsehstationen). So ist es auch für den Schreiberling durchaus sportlich, einen Artikel zu einem Ereignis in das Blatt zu bringen, das weniger als eine Stunde vor dem Druckstart erst zu Ende ist. Diese Schwierigkeit ist zwar auch unter der Woche, vor allem dank internationaler Wettbewerbe im Fußball, akut – aber durch die Masse an Sportnachrichten, die am Wochenende aus der Region und auch über die Agenturen eintrudelt, läuft die Uhr gegen die Redaktion gnadenlos Richtung Redaktionsschluss.

3. Überblick: Zahlen, Daten und Statistiken – das alles bietet das Internet sicherlich schneller und aktueller als ein Printprodukt. Doch der Überblick über sämtliche Tabellen und Ergebnisse aus regionalem, nationalem sowie internationalem Sport und das übersichtlich und kompakt aufgearbeitet, ist ein Service, der in keiner Montagsausgabe fehlen sollte. Jemand muss sich also durch das Zahlenmeer kämpfen, das hauseigene Sporttabellen-System füttern und dann überprüfen, ob auch alles an der gewünschten Stelle steht und auch optisch den gewünschten Überblick bietet.  Eine wahre Hausfrauen/männer-Arbeit: Wenn alles funktioniert, merkt es keiner, weil es selbstverständlich erscheint. Mogelt sich ein Fehler ein, darf man sicher sein, dass es unter Garantie jemanden stört.

Fazit: Bei allen Schwierigkeiten, die der Sonntagsdienst für einen Sportredakteur bereithält, muss man als Interessierter doch zu dem Schluss kommen: Nur selber Sport machen ist schöner!

 

Auf in die Zentrale!

Das Newsdesk ist die Station, an der die Fäden zusammenlaufen. Drei Monate durfte ich am „Neuigkeitentisch“ der Freien Presse verbringen. Hier sitzen alle verantwortlichen Redakteure der Mantelressorts. Diejenigen, die die Seiten betreuen und entscheiden, ob der Streit um die Mütterrente einen Aufmacher – das bedeutet übersetzt: der große Text, der oben auf der Seite steht – oder nur eine kleine Meldung wert ist. Ob das Bild vom süßen Katzenbaby auf der Seite „Aus aller Welt“ sinnvoll platziert ist – oder einfach keinen Nachrichtenwert hat und deshalb ganz raus muss. Für den, der keine Affinität zur hohen Kunst des Multitaskings hat, wird das Newsdesk zur echten Herausforderung. Die Nachrichtenagenturen, die im Minutentakt neue Meldungen aus Politik, Wirtschaft und Sport ausspucken, wollen stets beobachtet werden. Mit Kollegen muss debattiert werden. Zeitgleich warten Texte darauf, Korrektur gelesen zu werden. Parallel läuft die manchmal köpfchenzerbrechende Suche nach wohl formulierten Überschriften und leseanreizenden Vorspännen. Agentur aktualisieren, Kollegen zuhören, das „a“ zu viel aus einem Satz raustreichen, Agentur aktualisieren, nachrichtenrelevante Bilder suchen, in der Konferenz seine Vorschläge verteidigen. Aktualisieren.  Debattieren – Am Wochenende steht die Welt nicht still. Unglücke geschehen, Katzenbabys werden geboren, Parlamente gewählt. Wer an einem Wochenende am Neuigkeitentisch zum Dienst eingeteilt ist, der vergisst mitunter, dass nicht Montag, sondern Sonntag ist. So soll es schon vorgekommen sein, dass Kollegen (ich rede hier keinesfalls und unter keinen Umständen von meiner Person) auf Nahrungssuche eiskalt davon überrascht wurden, dass nicht nur der Rewe, sondern auch der Bäcker und der Rossmann um die Ecke geschlossen haben.  Lang geknurrt hat mein Bauch jedoch nie während der Sonntagsdienste. In unserem Süßigkeitenkorb liegen meistens Kuchen, Kekse oder Gummibärchen für alle. Sonntags wie Montags wie Dienstags…


Tagged: Arbeiten, Chemnitz, Freie Presse, Plauen, Sonntag, Sonntagsdienst, Sport, Vogtland, Volontäre, Zeitung, Zeitung machen

Journalisten in der DDR: Der willige Propagandist?

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Von Jürgen Freitag

Ein Arbeitsplatz ohne Computer? Damals selbst verständlich. Die Redakteure hatten stattdessen ein Wähltelefon, einen Kalender und die Karte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) vor Augen. Fotos: Jürgen Freitag/DDR-Museum Berlin

Ein Arbeitsplatz ohne Computer? Damals selbstverständlich. Die Redakteure hatten stattdessen ein Wähltelefon, einen Kalender und die Karte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) vor Augen. Fotos: Jürgen Freitag/DDR-Museum Berlin

Rund 150 Redakteure arbeiten heute bei der „Freien Presse“. Unter ihnen sind einige, die schon zu DDR-Zeiten an den Schreibtischen saßen – und für eine Parteizeitung geschrieben haben. Wie geht das, fragen sich vor allem junge Menschen. Wer zähmte die Journalisten? Und spielte eine politische Überzeugung eine Rolle?

Wenn Jugendliche über „früher“ sprechen, ist da meist nichts. Kein Wissen, keine Idee, keine Vorstellung, wie der Alltag der Menschen aussah damals, vor ein paar Jahrzehnten. So auch beim Thema Journalismus in der DDR. Wie kann man für eine Parteizeitung arbeiten und später für ein freies Medium, lautet eine der häufigsten Fragen.

Der Medienwissenschaftler Rüdiger Steinmetz, Professor an der Universität Leipzig, kennt eine von vielen Antwort darauf: „Manche Journalisten haben mit Leib und Seele geschrieben“, sagt er. Dafür hätten sie die Zensur, die Frustration in Kauf genommen. Dass die Medien aus Berlin gelenkt worden, sei jedem bewusst gewesen. „Alle waren eingebunden in die sozialistische Idee.“

    39 Zeitungen aber nur eine Meinung: Wer politische Informationen suchte, schaute Westfernsehen.

39 Zeitungen aber nur eine Meinung: Wer politische Informationen suchte, schaute Westfernsehen.

Zwar veränderte sich der DDR-Journalismus über die Jahre, aber bestimmte Wahrheiten fanden nicht statt. „Umweltthemen wie das Sterben der Wälder hat man vergebens gesucht“, sagt Steinmetz. Die Medien, die Journalisten waren nicht frei – anders als heute. Zwar gebe es gewisse Zwänge, weil sich die Zeitung verkaufen muss, sagt er. Das sei aber nicht vergleichbar mit einem umfassenden Zensur-System, wie es in der DDR betrieben wurde. „Heute finden sich alle relevanten Informationen und Stimmen in der Zeitung.“

Junge Menschen seien damals in der Regel aus den gleichen Gründen wie heute Journalisten geworden, sagt Michael Meyen, Professor für Medienforschung an der Universität München. „Sie wollten kreativ arbeiten, Dinge sehen, die dem normalen Bürger verborgen bleiben und hinter die Kulissen schauen.“

In den Redaktionsstuben hätten aber auch einige „Überzeugte“ gesessen, so Steinmetz. Der „willfährige Propagandist“ stand zumeist an vorderster Stelle – Chefredakteur, Stellvertreter, Parteisekretär. „Das waren die Leute, die man nach der Wende geschasst hat“, erklärt der Leipziger Medienwissenschaftler.

Dass die Zensur des SED-Zentralkomitees geräuschlos funktionierte, hat mehrere Gründe. Einer sei, dass manche Journalisten ähnliche Ziele verfolgt hätten, sagt Meyen. „Sie wollten die DDR schöner, stärker, besser machen.“ Der Medienforscher untersuchte in 31 Gesprächen, wie wichtige Akteure des DDR-Journalismus ihren Weg in den Beruf fanden. Eine zentrale Erkenntnis: Die Medien in der DDR lassen sich am besten mit der PR-Abteilung einer großen Firma vergleichen. „Die Journalisten waren abhängig von der Politik und haben PR für die DDR gemacht.“

Laut Steinmetz sind die Zeitungsjournalisten trotz Zensur sehr gut ausgebildet gewesen. „Sie kannten alle relevanten Darstellungsformen und wussten, wie man gutes und verständliches Deutsch schreibt. Sie konnten sogar kritisch sein.“ Nur anwenden durften sie das volle Handwerkszeug nicht. „Also haben sich viele zwischen den Zeilen ausgetobt.“

 

"Organ der Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands": Die "Freie Presse" war zu DDR-Zeiten eine Parteizeitung.

“Organ der Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands”: Die “Freie Presse” war zu DDR-Zeiten eine Parteizeitung.

Drei “Freie Presse”-Redakteure erinnern sich an damals:

„Es gab einen ganzen Katalog mit Worten und Themen, über die man nicht berichten durfte“ – Viola Martin, hat im September 1978 bei der „Freien Presse“ angefangen und arbeitet heute in der Lokalredaktion Zwickau:

„Früher stand man immer unter Beobachtung der SED-Kreisleitung und des Rates des Kreises. Ich musste mal jede Menge Stellungnahmen abgeben, nur weil ich geschrieben hatte, dass es abends in Limbach-Oberfrohna kein Brot mehr gab. Und das stimmte. Aber nach dem Motto ‚Weil nicht sein kann, was nicht sein darf‘ hätte ich das niemals schreiben dürfen.

Ich erinnere mich, dass es einen ganzen Katalog mit Worten und Themen gab, über die man nicht berichten durfte. Den hatten die Lokalchefs in ihrem Schreibtisch eingeschlossen. So durfte kein Redakteur die Wortkombination ‚alte Ställe‘ verwenden. Denn in der DDR gab es nichts Altes.

Offensichtlich zu lügen, ging im Lokalen nicht. Man musste ja immer wieder raus und zu den Leuten gehen. Aber Dinge, die nicht in Ordnung waren, wurden einfach totgeschwiegen.

Damals hatten mehrere Redakteure zusammen eine mechanische Schreibmaschine. Jeder schrieb erst einmal mit der Hand ein Konzept und tippte es erst später, wenn er an der Reihe war. Nur der Lokalchef hatte eine für sich. Ich habe oft abends zu Hause auf meiner Erika-Koffer-Schreibmaschine Beiträge geschrieben, die mir besonders am Herzen lagen.“

„Zu DDR-Zeiten war die Zeitung fast fehlerfrei“ – Dietmar Bartel, hat 1981 bei der „Freien Presse“ volontiert und arbeitet heute im Ressort Ratgeber in Chemnitz:

„Ich habe immer gern und viel geschrieben. Schon als Kind war ich von Zeitungen fasziniert. Als ich zu DDR-Zeiten bei der ‚Freien Presse‘ volontiert habe, war sie eine Parteizeitung. Das hieß, dass man getreu der Partei-Linie zu schreiben hatte. Darüber war man sich im Klaren, das hatte man auch irgendwie verinnerlicht. Damals glaubte ich ja auch ans System. Dass ich persönlich über manche Dinge anders gedacht habe, spielte keine Rolle.

Ein Beispiel: Als die Menschen im Jahr 1989 über Ungarn in den Westen gingen, stand davon kein Wort in der Zeitung. Die ‚Freie Presse‘ war nun mal ‚Organ der Bezirksleitung‘. Die Vorgabe aus Berlin hieß: Wir bereiten den 40. Jahrestag der DDR vor und was anderes kommt nicht ins Blatt. Ich erinnere mich, dass wir damals hier in der Redaktion standen, uns angeschaut haben und mit dem Kopf schüttelten. ,Das kann doch nicht wahr sein‘, dachten wir. Aber es hat keiner Widerstand geleistet.

Ein anderes Beispiel: Als ich 1988 als Jungredakteur mit dem DDR-Jugendreisebüro im Rahmen einer Städtepartnerschaft mit Aue (Erzgebirge) nach Genua in Italien fahren durfte, war ich von meiner ersten ‚Westreise‘ so überwältigt, dass ich zu Hause erst einmal geheult habe. In dem Beitrag, den ich für die Zeitung schreiben durfte, habe ich dann aber eben vor allem die „Schattenseiten“, also die Arbeitslosigkeit und den Bettler, von dem ich froh war, ihn zu haben, thematisiert, weil das einfach nur so ins Bild passte. Eine Seite allein darüber, wie schön es dort war, wäre ohnehin nie erschienen.

Die mehrfache Kontrolle der Seiten, dass vor allem politisch nichts Falsches im Blatt steht, hatte übrigens auch ihr Gutes: Zu DDR-Zeiten war die Zeitung fast frei von Rechtschreibfehlern – davon können wir heute nur träumen.“

„Frei oder nicht frei? Es war eben ‚normal‘“ – Silke Luthardt, hat 1972 bei der „Freien Presse“ volontiert und arbeitet im Ratgeber-Ressort in Chemnitz:

„Aus heutiger Sicht stellen sich manche Dinge anders dar, als ich sie damals empfunden habe. Repressionen habe ich persönlich aber nicht erlebt. Vielleicht auch, weil man vom Sozialismus überzeugt war. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, Kritik am System, den Abläufen und Aufgaben in der Redaktion zu üben. Lügen, also wissentlich die Unwahrheit verbreiten, musste ich nie. Das liegt aber auch daran, dass man bei seinen Recherchen gar nicht alles erfahren hat.

Frei oder nicht frei? Es war eben ‚normal‘. Die Recherche gab in der Regel der Abteilungsleiter vor; dann hat man sich bei den Betrieben oder Einrichtungen angemeldet. Dort wurde festgelegt, welche Personen Auskunft geben. Wirklich frei war ich deshalb natürlich nicht – weder bei der Wahl der Quellen, noch der Ansprechpartner.

Gut funktionierte zu DDR-Zeiten die Mitarbeit sogenannter Volks- und Fotokorrespondenten. Heute sagen wir freie Mitarbeiter. Sie haben schon damals im Auftrag der Zeitung Beiträge oder Fotos geliefert und die Redakteure mit Informationen unterstützt. Das funktionierte besonders gut in den Lokalredaktionen. Auch Personalnot und unterbesetzte Redaktionen waren mir damals ein Fremdwort. Das könnte ein Grund dafür sein, warum damals Termindruck geringer war als heute.“


Tagged: Ausbildung, DDR, Handwerk, Jürgen Freitag, Journalismus, Kommunismus, Medienforschung, Michael Meyen, Parteizeitung, Propaganda, Rüdiger Steinmetz, Redakteure, SED, Stasi, Universität Leipzig, Universität München, Volontariat, Widerstand

Die Floskel ist tot – es lebe die Floskel

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VON SEBASTIAN SIEBERTZ

Floskeln sind so alt wie der Fußball – oder zumindest ähnlich betagt wie die Sportberichterstattung. Herauskristallisiert haben sich in Jahrzehnten an Stammtischen und in zahllosen Rasenkanten-Interviews Redewendungen, Weisheiten und austauschbare Sätze, die sich in den tiefsten Gehirnwinkeln der Spieler und Anhänger festgesetzt haben.Einige sollen schon an Höhlenwände gekritzelt worden sein. Sie stammen in der Regel aus Herbergers Zeiten. Darunter Sätze wie „Der Ball ist rund.“ oder „Ein Spiel dauert 90 Minuten.“, denen man nur schwer widersprechen kann.

Bei dieser WM lässt sich mit Herbergers Fakten nicht mehr punkten. Auch verstaubte Richtlinien wie „der Gefoulte soll nicht schießen“ oder „abseits ist, wenn der Schiri pfeift“ gehören nicht mehr zum Vokabular des Fußball-Hipsters, der mit Panini-Stickern erzogen und ballorientierter Deckungsarbeit sozialisiert wurde. Wie soll man sich dieser Tage ohne Weisheiten denn am Volkssport „Fußballdebatte“ beteiligen, wenn man nicht an der Taktiktafel frühstückt oder den Kicker abonniert hat. Die Antwort sind Floskeln. Ja, genau: Doch wieder Floskeln. Die Kunst ist, sie richtig anzuwenden. Also nicht auf Weisheiten zurückzugreifen, die älter sind als Helmut Schmidt oder häufiger genutzt wurden als  Räuchermännel im Erzgebirge. Tipps dafür gibt es auf dem FP-Volo-Blog frei Haus:

„Das hat XY noch nicht gewonnen.“ – Einfacher Satz, kaum Risiko. Man wählt vor der Partie den (vermeintlich) glasklaren Favoriten und sagt einfach das, worum es beim Sport ohnehin geht: Dass vor dem Spiel eben nichts entschieden ist. Sucht man sich dann noch den bekanntesten Akteur des (vermeintlich) unterschätzten Gegners, lässt sich auch noch der Zusatz „Der Max Mustermann ist zum Beispiel ein richtig Guter” anfügen. Gewinnt doch der klare Favorit, wird sich kaum noch jemand daran erinnern – das Risiko der vollmundigen Ansage entfällt. Stolpert der Favorit, hat man es grandios vorausgesagt.

Achtung: Taktische Ausschweifungen über die Spielweise stecken voller Fallen. Wer den „öffnenden Pass“ (Zuspiel aus der Bedrängnis zu einem Mitspieler, der von weniger Gegnern umgeben ist – meist ein Seitenwechsel) fordert, aber das “Anspiel in die Tiefe” (Pass in die Spitze – meist in den Raum hinter die Abwehrkette des Gegners) meint, fällt bei Experten unangenehmer auf als ein Opel Manta auf einem Volkswagen-Treffen. Mit Versuchen, über Ballbesitz-Fußball, Gegenpressing, falsche Neuner oder diametral abknickende Doppelsechs zu debattieren, wagt man sich unnötig aufs Glatteis. Selbst für vollausgereifte Hobby-Taktiker und Fußball-Hipster sind diese Analysen nur mit Vorsicht zu genießen. Dennoch gibt es auch aus dem Bereich Taktik ein Vokabular, das sich einfach anwenden lässt. Zum Beispiel: „Die Viererkette (bzw. Dreierkette) muss enger stehen.“ Dieser Satz steht für Universalrezept gegen jede Abwehrschwäche und kann bei unsicherer Spielweise der Verteidigung zu jeder Zeit fröhlich herausposaunt werden – egal ob Dreier-, Vierer- oder Perlenkette. Selbst ausgebildeten Fußballlehrern, und -professoren wird es bei einem Live-Spiel nicht gelingen, diese Behauptung zu widerlegen.

Noch ein Tipp aus dem Taktikbereich: Gibt es im Spiel wenige Torchancen, trifft der Spruch „Der entscheidende Pass fehlt einfach.“ in 90 Prozent der Fälle zu. „Es muss mehr über die Flügel kommen“ passt genauso häufig, ist aber ähnlich zeitgemäß wie Plateau-Sohlen von Buffalo oder WM-Lieder der deutschen Nationalmannschaft. Der Fußball-Anhänger von heute sagt: „XY muss das Offensiv-Spiel breiter machen, um Räume zu schaffen, sodass sie in die Tiefe und in die gefährliche Zone spielen können.“ Nicht ganz einfach zu merken, aber kann durchaus für verwunderte Augen beim Public Viewing oder auch auf dem heimischen Wohnzimmer sorgen.


Tagged: Freie Presse, Fußball, Fußball-WM, Sepp Herberger, Sport

Von leeren Seiten zur fertigen Zeitung – So entsteht tagtäglich die „Freie Presse“

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Von Franziska Pester

Ihre Namen stehen so gut wie nie in der Zeitung. Trotzdem sind die Layouter – die sogenannten Seitengestalter – bei der Produktion der „Freien Presse“ unverzichtbar. Denn sie erstellen den Aufbau der einzelnen Zeitungsseiten, wählen Fotos aus, kontrollieren die Texte der Redakteure und Autoren auf Fehler und bringen sie – wenn notwendig – in die passende journalistische Form. Zwischendurch schreiben sie Nachrichten und kurze Meldungen. Richtige Allrounder also, diese Seitengestalter.

Franziska Pester zeigt, wie die erste Seite der Auer Lokalausgabe aussieht – links gedruckt und rechts als Entwurf.       Foto: Toni Söll

 

9.30 Uhr: Arbeitsbeginn in der Redaktion in Annaberg-Buchholz. Wir produzieren die Zeitung für den nächsten Tag. Das grobe Gerüst steht bereits. Am Abend zuvor haben der Lokalchef Aue-Schwarzenberg, die Reporter und ich entschieden, über welche Themen wir auf welcher Seite in welchem Umfang berichten. Doch bleibt alles so? Jeden Morgen schaue ich mir als erstes die Pressemitteilung der Polizei an, um zu erfahren, was vom späten Abend des Vortages bis zum Morgen passiert ist. Gab es einen schweren Unfall, über den wir umfassend berichten müssen? Wenn ja, informiere ich den Lokalchef und gestalte gegebenenfalls die erste Seite unserer Lokalausgabe neu. Doch heute ist nichts passiert. Die Polizei informiert uns lediglich über einen Unfall mit Blechschaden in Lauter-Bernsbach.

10.15 Uhr: Der Lokalchef schickt mir Pressemitteilungen. Der Zoo der Minis in Aue hat eine neue Tierpatenschaft vermittelt und morgen wird anlässlich des Jahrestages des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 ein Kranz niedergelegt. Ich entscheide, dass wir diese Nachrichten auf den Seiten zwei und drei der Zeitung platzieren. Die kurzen Texte schreibe ich mithilfe der Pressemitteilungen gleich selbst. Dann kommt ein Anruf. Ein Redakteur ist mit seinem Artikel fertig und bittet mich, den Text Korrektur zu lesen.

12 Uhr: Die erste Redaktionskonferenz des Tages steht an. Sowohl die Auer als auch die Schwarzenberger Ausgabe wird morgen fünf Seiten umfassen. Die drucke ich jetzt alle aus, weil ich sie dem Regionalleiter des Erzgebirges, der die Verantwortung für insgesamt sechs Ausgaben trägt, vorlegen muss. Dabei überprüft er zum ersten Mal, ob das Layout korrekt gestaltet ist und ob die Themen von ihrer Bedeutsamkeit her richtig gewichtet sind. Gleichzeitig bekomme ich einen Überblick über die Themen, die in den anderen Lokalausgaben, die im Erzgebirge erscheinen, eine Rolle spielen.

12.45 Uhr: Mittagessen :-)

13.20 Uhr: Weiter geht’s. Nach und nach werden die Texte von den Reportern fertig und müssen Korrektur gelesen werden. Bei einem Text gibt es Probleme. Die Überschrift des Autors gefällt mir ganz und gar nicht. Wir diskutieren am Telefon. Am Ende einigen wir uns auf einen komplett neuen Titel. Dann ruft der Lokalchef an. Die Meldung auf Seite drei in Schwarzenberg wäre auch für die Leser in Aue interessant. Ich soll sie deshalb in der Auer Ausgabe an gleicher Stelle platzieren.

14 Uhr: „Die Todesanzeigen sind da“, ruft jemand in  den Newsroom. Soll heißen: Wir wissen jetzt, wie viel Platz die Traueranzeigen auf den Zeitungsseiten einnehmen werden. Jetzt kann ich mich um diese Seiten in meinen beiden Ausgaben kümmern. Sie tragen den Titel „Erzgebirge & Region“. Hier können Artikel und kurze Meldungen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der „Freien Presse“ platziert werden – sofern sie so außergewöhnlich und interessant sind, dass sie für unsere Leser Relevanz erlangen. Also heißt es für mich Zeitung lesen. 17 Lokalausgaben müssen bei der Suche nach geeigneten Geschichten durchforstet werden.

15.15 Uhr: Ein freier Mitarbeiter hat seinen fertigen Artikel und ein Foto per E-Mail an die Redaktion geschickt. Doch der Text ist zu lang. Das bedeutet lesen und dann kürzen. Auch der ein oder andere Satz muss umgeschrieben werden. Zum Schluss muss ich einen Vorspann und eine Überschrift formulieren, die sowohl zum Text als auch zum Foto passt.

15.30 Uhr: Die zweite Pressemitteilung der Polizei ist im E-Mail-Postfach gelandet. Ich lese mir die Meldungen zum Geschehen des Tages kurz durch. Zwei Unfälle im Aue-Schwarzenberger Gebiet. Doch das muss jetzt warten. Der Text des freien Mitarbeiters ist noch nicht fertig redigiert (Journalisten-Sprech für: bearbeiten).

16 Uhr: Die Polizeimeldungen habe ich mittlerweile geschrieben. Jetzt findet die zweite Konferenz des Tages statt. Telefonisch werde ich mit den Redaktionen in Aue und Schwarzenberg verbunden, denn die Planung der Zeitung für den übernächsten Tag steht an. Mein Lokalchef sagt mir, welche Texte ich auf welchen Seiten platzieren soll. Außerdem kann jeder Redakteur sein Thema kurz vorstellen, damit ich weiß, wie viele Zeilen und Bilder ich einplanen muss. Außerdem wird bestimmt, welcher Redakteur welche Seite der Ausgabe für morgen noch einmal liest und Rechtschreibfehler korrigiert.

16.25 Uhr: Direkt nach der Planungskonferenz lasse ich die Arbeit an der aktuellen Ausgabe kurz liegen, denn die Redakteure lesen alles, was bereits fertig ist, noch einmal Korrektur. Ich layoute in dieser Zeit die zehn Seiten der übernächsten Ausgaben. Zwischendurch ruft die Kollegin aus Schwarzenberg an. Sie bittet mich, eine Meldung von der Seite eins auf den übernächsten Tag zu schieben, weil sie noch eine Information hat, die morgen unbedingt in der Zeitung stehen muss. Gesagt – getan.

17 Uhr: Die letzten Artikel kommen an. Also geht es weiter: Lesen, umschreiben, korrigieren, kürzen oder manchmal auch verlängern.

18 Uhr: Die dritte und letzte Konferenz steht an. Wieder müssen alle Zeitungsseiten ausgedruckt und dem Regionalleiter vorgelegt werden. Jetzt werden die Überschriften und Vorspänne der einzelnen Artikel kontrolliert. Passt alles? Entspricht es den redaktionellen Vorgaben? Ein paar kleine Änderungen hier und da sind fast immer notwendig.

18.30 Uhr: Geschafft. Ich rufe den Spätdienst an. Das ist ein Reporter, der erst um 12 Uhr mit seiner Arbeit begonnen hat, dafür aber solange bleiben muss, bis alles fertig ist. In der Ausgabe für Aue und auch in der für Schwarzenberg fehlt noch ein Bild. Der Fotograf wird es sicher erst nach 19 Uhr schicken. Doch das ist nicht mehr meine Aufgabe. Ich erkläre dem Spätdienst, was noch zu tun ist. Dann geht’s nach Hause – Feierabend.


Tagged: Ausbildung, Job, Layout, Newsdesk, Newsroom, Produktion, Redakteur, Seitengestalter, Zeitung

Sachsenring-GP: 210.000 und ein Volo

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VON SEBASTIAN SIEBERTZ

Wenn sich einmal im Jahr Marktplätze oder Wiesen in bunte Kinderträume verwandeln, kann das nur einen Grund haben: der Jahrmarkt oder Zirkus ist in der Stadt. Leuchten in Hohenstein-Ernstthal aber die Augen vermeintlich ausgewachsener (meist) Männer, dann hat das nur wenig mit Tieren und Clowns zu tun, sondern mit dem Moto-GP-Zirkus auf dem Sachsenring. Mit ihren bunten Teamwagen, den Sponsorenzelten sowie den üblichen Fress- und Trinkständen macht der Motorradsport aus einer Rennstrecke aus Beton und Asphalt für drei Tage ein Volksfest. Rund 210.000 Menschen trieben sich am vergangenen Wochenende zwischen Oberlungwitz und Hohenstein-Ernstthal rum – dazwischen ein Volontär der “Freien Presse”. Neben der sportlichen Berichterstattung sind dem FP-Volo vier weitere nennenswerte Aspekte geradezu ins Auge gestochen beziehungsweise über den Fuß gefahren.

Achtung Moped!

Stefan Bradl Roller

Auch der einzige deutsche Moto-GP-Fahrer Stefan Bradl lässt sich mit einem Motorroller über den Sachsenring kutschieren. Foto: Sebastian Siebertz

Rennmaschinen mit aberwitzigem Pferdestärken heizen am Grand-Prix-Wochenende über den Sachsenring. Für alle Normalsterblichen ist das keine Gefahr. Die Strecke ist rund um die Uhr abgesichert. Doch außerhalb der 14 Kurven muss man auf andere Zweiräder mit weit weniger PS achten: Motorroller. Fotografen, Mechaniker mit allerlei Ersatzteilen oder sonst irgendwelche Menschen, die besonders wichtig sind, schlängeln sich mit den Gefährten durch die Massen. Ob hinter der Boxengasse oder vor den Zuschauertribünen – überall wird gehupt, Gas gegeben und wieder abgebremst. Auch in der Motorsportwelt hat übrigens der Öko-Gedanke Einzug gehalten: Einige Personen sind mit Elektrogefährten unterwegs. Doch genau die sind für den Fußgänger am Sachsenring besonders gefährlich. Ihr Summen ist anders als das Dröhnen der Benzinmotoren kaum zu hören.

 

Männerdomäne Motorsport

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“Grid Girls” in der Boxengasse Foto: Sebastian Siebertz

Ich habe zwar keine Statistik parat, aber die meisten Zuschauer am Sachsenring waren defeinitv Männer. Und was wollen die sehen? Richtig: Schnelle Motorräder. Scherz beiseite. Zur Folklore im Motorsport gehören die “Grid Girls”. Sie stehen in der Startaufstellung mit einem Schild der Fahrernummer oder spenden den Stars mit Schirmen Schatten. Die zentrale Aufgabe jedoch ist: Gut aussehen. Dabei scheint es ein Muster zu geben. Lange Haare, noch längere Beine und möglichst wenig, wahlweise auch hautenge Textilien. Dass die naturgemäß kleinen und schmächtigen Motorradfahrer neben ihren hoch aufgeschossenen “Grid Girls” wie Fünftklässler aussehen, scheint niemanden zu interessieren. Aber Obacht werte Männerwelt: Unter die testosterongeladene Anhängerschaft mischen sich offensichtlich immer mehr junge Frauen. Vor allem Fans zwischen 18 und 30 Jahren sind immer häufiger weiblich. Ich bin gespannt, wann der erste „Grid Boy“ am Sachsenring auftaucht.

 

Der Rossi-Effekt

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Kein durchkommen: Selbst bei nassem Wetter stehen Fans vor dem Yamaha-Wohnanhänger von Valentino Rossi. Foto: Sebastian Siebertz

Egal zu welcher Tageszeit man sich auf dem Sachsenring bewegt, an einer Stelle stößt man immer auf eine Menschentraube: Am Teamwagen von Valentino Rossi. Der Italiener ist der “One Black Penny” unter den Motorradprofis. Nur zu vergleichen mit der einstigen Ausnahmestellung eines Michael Schumachers in der Formel 1. Oft stundenlang stehen die Fans von “The Doctor” an den LKW-Anhängern hinter der Boxengasse, um ein Autogramm zu bekommen oder auch nur einen Blick auf den neunmaligen Weltmeister zu werfen. Ich würde es verrückt nennen, wenn ich nicht selber einen Großteil meiner Mittagspause auf Herrn Rossi gewartet hätte…

 

Spanisches Temperament

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Der Arbeitsplatz im Pressezentrum. Im Bild: (noch) entspannte Kollegen aus Spanien. Foto: Sebastian Siebertz

“Goooooooooooool” – die Emotionen, mit denen spanische und Südamerikanische Journalisten die Tore ihrer Fußballer feiern sind bekannt (Für ein Beispiel aus Argentinien hier klicken). Da die Spanier aber bei dieser WM nicht allzu viel zu jubeln hatten, konnten sich die Journalisten ihre Emotionen offensichtlich für die Motorrad-WM sparen. Hier ist die iberische Dominanz dank Marc Marquez ungebrochen. Der Superstar gewann alle Rennen der aktuellen Saison. Ein Radioreporter schräg vor mir, litt aber nicht nur mit Marquez mit, sondern mit allen Landsmännern auf der Rennstrecke. Stürzte ein Rennfahrer, sprang der Kollege auf, fasste sich an den Kopf und steigerte die Geschwindigkeit seiner Ansprache dermaßen, dass mein Schulspanisch endgültig versagte. Das Gleiche gilt für Lobhymnen, wenn Marquez, Lorenzo oder Co. Überholmanöver ansetzten. Muss man gehört haben – ¡Fantástico!

 

Überschattet wurde das Grand-Prix-Wochenende von einem Unfall in der Qualifikation des Seitenwagenrennens. Der Beifahrer verunglückte am Samstagabend tödlich (zum Bericht der “Freien Presse”).


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30.000 Aufrufe: Wir sagen Danke!

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VON JÜRGEN FREITAG

Es ist geschafft: 30.000 Klicks. Wir sagen Danke.

Es ist geschafft: 30.000 Klicks. Wir sagen Danke. Montage: Cornelia Hennersdorf

Es ist geschafft: Wir haben die 30.000 Aufrufe-Marke geknackt. 30.000 mal wurden wir geklickt, geentert und gegoogelt. Wir feiern den “Meilenstein” frenetisch und danken im Freudentaummel allen Online-Menschen – und Jogi Löw. Denn die Fußball-Weltmeisterschaft und die Floskeln, über die unser Kollege Sebastian geschrieben hat, haben uns auch noch ein paar Klicks gebracht.

Ein Blick in die allwissende Online-Enzyklopädie Wikipedia verrät zudem: Die Zahl 30.000 hat es in sich. Es gibt Filme über sie (“30.000 Meilen unter dem Meer”), vor genau 30.000 Jahren sogar aufwendige Bestattungen (im Jungpaläolithikum) und eine Kleinstadt, mit fast genauso vielen Einwohnern (Emmerich am Rhein).

Seit dem 4. November 2013 bloggen wir. Zeit für einen Rückblick. Zur Feier des Tages öffnen wir heute unser geheimes Statistik-Archiv und präsentieren die “Top 3″ – der erfolgreichsten Monate, Artikel, Bilder und und und …

Die drei erfolgreichsten Monate:

1. November 2013

2. April 2014

3. Januar 2014

Woher kommen die Aufrufe? Hauptsächlich aus Deutschland.

Woher kommen die Aufrufe? Hauptsächlich aus Deutschland. Foto: WordPress.com

28.000 Klicks kamen aus Deutschland. Und der Rest?

1. Österreich

2. USA

3. Schweiz

 

 

 

 

Die beliebtesten Artikel:

1. Facebook: Wenn dich die Kommentarflut überrollt …

2. Journalisten in der DDR: Der willige Propagandist?

3. Die Schneeberger Lichtelläufe – Eindrücke einer Volontärin

 

Unsere Klick-Bringer:

Das beliebteste Bild. Das Verbreitungsgebiet der Freien Presse. Grafik: Freie Presse

Das beliebteste Bild. Das Verbreitungsgebiet der Freien Presse. Grafik: Freie Presse

1. freiepresse.de

2. google.de

3. facebook.com

 

Die beliebtesten Bilder:

1. Unsere Verbreitungskarte

2. Ein Kommentar-Bild

3. Julias Presseschießen

 

Am meisten kommentiert:

1. Facebook: Wenn dich die Kommentarflut überrollt …

2. Journalisten in der DDR: Der willige Propagandist?

3. Auflegen verboten!

 

Wie man uns findet: die Top-Suchbegriffe

freie presse volo blog

freie presse volontariat

freie presse chemnitz volontariat

 

Wem wir aufgefallen sind:

Bild-Blog hat zwei Mal auf uns in seiner Rubrik “6 vor 9″ hingewiesen. Dort wählen die Blogger besonders lesenswerte Geschichten aus alten und neuen Medien aus und stellen sie kurz vor. Jedes Mal gabs viele Klicks für unsere Geschichten dazu.

Und wem haben wir alles zu verdanken? Natürlich nur euch!. Nochmals vielen Dank für die Treue; bis zum nächsten Klick! … Und zum Abschluss zeigen wir noch einen kurzen Videoschnippsel von unserem Fotoshooting:


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Unser Voloblog als Zahl

Don’t drink and hang around – Wie die Redaktion mit dem Alkoholverbot in der Chemnitzer Innenstadt umgeht

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VON JULIA LAPPERT

Seit einigen Wochen gilt auf den Grünflächen in der Chemnitzer Innenstadt von Montag bis Samstag, 9 bis 22 Uhr, ein Alkoholverbot. Doch woher will man für die Lokalberichterstattung wissen, wie genau das Ordnungsamt mit dem Verbot umgeht und wie streng es kontrolliert? Indem man es selbst testet…

Der junge Schreiberling muss raus, raus, raus… und im Idealfall zum Trüffelschwein mutieren. Welcher Chef mir das vor ein paar Jahren bei den ersten journalistischen Gehversuchen mit auf den Weg gegeben hat, weiß ich nicht mehr ­– aber es stimmt. Also Nase raus aus der Redaktion und Fährte aufnehmen. Und manchmal auch in den Dreck stecken, um an Informationen zu kommen. Deshalb bestand ein Vormittag in den letzten Wochen auch daraus, dass ich mich mit einer Flasche Radler auf einer Parkbank in der Chemnitzer Innenstadt niederließ. Denn genau an diesem Tag wurde auf einigen Grünanlagen in der Stadt ein Alkoholverbot eingeführt, das für viel Gesprächsstoff sorgte.

Doch was passiert denn nun, wenn man sich mit einer Flasche eines alkoholischen Getränks dort hinsetzt? Kommt das Ordnungsamt wirklich, was sagen sie zu dem Verstoß? Gibt es gleich einen Platzverweis oder wird man nur aufgefordert zu gehen? Denn ein Bußgeld kann man sich durch einen Verstoß ohnehin nicht einfangen. Der Selbsttest sollte Licht ins Dunkel bringen und so durfte ich einige sonnige Stunden draußen verbringen. Von Entspannung kann aber keine Rede sein, denn ich sollte möglichst umfangreich meine Umwelt beobachten. Schon recht früh fuhren Ordnungsamt und Polizei mit etwas Abstand zu den Sitzbänken, die offiziell zu einer Grünanlage gehören, vorbei. Passiert ist jedoch nichts. Um mich herum ruhten sich Rentner vom Einkaufen aus, jüngere Menschen frühstückten einen Snack vom Bäcker oder tranken vor Arbeit und Schule noch einen schnellen Kaffee in der Sonne. Eine Stunde verging, in der immer mal wieder Ordnungsamt oder Polizei aus der Ferne die Lage überprüften.

Offensichtlich schien ich mit meiner Flasche Radler nicht auffällig genug gewesen zu sein. Ich wechselte den Sitzplatz und plötzlich schlenderten sie den Weg entlang – zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts. Erst wiesen sie einige Meter von mir entfernt einen Mann mit Bierflasche in die Schranken. Und machten sich dann auf den Weg zu mir. Jetzt war ich fällig – und obwohl ich wusste, dass mir nichts Schlimmes passieren konnte, schlug mein Herz schneller. Die blonde Frau wies mich freundlich daraufhin, dass ich ab heute mein Bier woanders trinken müsse. Das war’s. Nach anderthalb Stunden war der Selbsttest vorbei.

 

Mit zwei Bierflaschen in der Hand wollten Eva und Julia auf der Parkbank das Bild zum Artikel darstellen... ... als wir plötzlich von einem Passanten gefotobombt wurden... ... vor lauter Freude über unsere Gesellschaft... ...öffnete der Mann spontan sein mitgebrachtes Bier... ... und wollte mit uns anstoßen. (Fotos: Tanja Goldbecher)
Tagged: Alkoholverbot, Chemnitz, Eva Marie Stegmann, Freie Presse, Journalismus, Julia Lappert, Volontariat

5 Thesen aus dem Wahl-O-Mat – politisiert die Landtagswahl?

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Von Tanja Goldbecher

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Diese These hat es nicht in den Wahl-O-Mat zur sächsischen Landtagswahl geschafft. Fotos: Jürgen Freitag

Ab dieser Woche ist der Wahl-O-Mat für die sächsische Landtagswahl am 31. August freigeschaltet. Jürgen Freitag und Tanja Goldbecher haben sich angeschaut, wie die Thesen in Dresden erarbeitet wurden. Jetzt klicken sie sich selbst durch das Politikspiel und haben ihre Top-Five-Thesen ausgewählt, die der Wahl vielleicht ein wenig politisches Feuer verleihen könnten. 

Schon viele Wochen vor der Landtagswahl, im Juni, haben sich rund 20 junge Leute  –  die meisten von ihnen Studenten – mit zehn Politik-Experten von der Bundeszentrale für politische Bildung in Dresden getroffen. Es gab Obst, Kuchen und Politik. Braune Steckwände wurden mit Zetteln vollgepinnt. Darauf standen Themen, die in der Wahl eine Rolle spielen könnten. Ziel war es dabei, Thesen zu finden, zu denen sich die Parteien unterschiedlich positionieren. Und das war gar nicht so einfach. Oftmals formulieren die Parteien ähnliche Forderungen, auch wenn ihre Motivation dahinter unterschiedlich ist.

38 mal klickt man nun auf „stimme zu“, „neutral“ oder „stimme nicht zu“. „These überspringen“ geht natürlich auch. Am Ende wird die Partei aufgeführt, mit der der Nutzer die größte Übereinstimmung hat. Wählen muss man sie deshalb noch lange nicht. Aber man kann sich selber auf den Zahn fühlen und überprüfen, wie sich die Parteien zu konkreten Forderungen positionieren. Die Parteiprogramme selbst zu lesen, wäre sicher noch ein besserer Test. Nur, wer macht das schon?

Genug von dem Geschwafel: Jetzt spielen wir Wahl-O-Mat.

Die Top-Five-Thesen folgen sogleich.

Nummer 1
These 17: Residenzpflicht

Asylbewerberinnen und Asylbewerber in Sachsen sollen sich weiterhin nur innerhalb des Freistaats frei bewegen dürfen.

Asylpolitik ist in Sachsen ein absolut wichtiges Thema. Erinnern wir uns nur an den Schneeberger Lichtellauf, über den wir auch auf dem Blog berichtet haben. Das Thema verfeindet Nachbarn, Familien, Beamte und Parteien sowieso. Wer sich irgendwie mit Politik in Sachsen auseinandersetzt, stößt auf Fremdenfeindlichkeit, Integration und Menschenrechte. Jeder sollte hier eine Meinung vertreten. Über die Formulierung der These kann man sicher streiten. Aber es geht um eine Grundsatzentscheidung: Wie sollen Asylbewerber in Sachsen behandelt werden?

 

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Auch diese These erreichte nicht die Endrunde. Dabei sind Ost-West-Löhne ein richtiges Aufregerthema.

Nummer 2

These 34: Wahlalter

Bei sächsischen Landtagswahlen: Wählen ab 16 Jahren!

In anderen Bundesländern wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen ist das längst Realität. In einer Region, wo immer mehr ältere Menschen leben und die jungen nach Leipzig und Dresden flüchten, sollte man sich mit dieser Frage beschäftigen. Denn vielleicht gibt es bestimmte Dinge, die jugendliche Wähler ändern würden. Die These eignet sich auch, um den Parteien auf die Finger zu schauen, für wen sie eigentlich Politik machen.

 

 

Nummer 3
These 15: Entgeltfreier ÖPNV

Der öffentliche Personennahverkehr soll in ganz Sachsen entgeltfrei sein.

Zu dieser These kann sich jeder eine Meinung bilden. Schließlich haben sich fast alle Menschen schon einmal mit dem Zug, dem Auto oder einer Straßenbahn fortbewegt. Entweder man ist dafür, dass mehr Leute mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren oder es ist einem Schnuppe, weil man selbst lieber im Auto sitzt oder mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist. Das Gute an der These ist außerdem, dass man sich deren Umsetzung tatsächlich vorstellen kann. In Tallinn, der Hauptstadt von Estland, gibt es bereits dieses System. Die Busse sind dort dementsprechend auch gut gefüllt. Der ADFC Landesverband Sachsen hat CDU, FDP, SPD, die Linke, die Grünen und die Piratenpartei zu ihrer Verkehrsvision befragt.

 

Nummer 4
These 12: Sitzenbleiben

Sitzenbleiben an sächsischen Schulen abschaffen!

Auch hier gilt: Jeder kann in seinen Erinnerungen wühlen. Sitzenbleiben kann einerseits eine Chance sein, den Stoff noch einmal richtig zu lernen. Es kann aber auch als Bestrafung und Trennung von Freunden und Klassenkameraden betrachtet werden. Bildungsangelegenheiten sind Ländersache. Hier kann Sachsen also wirklich etwas verändern.

 

Nummer 5
These 38: Wölfe

In Sachsen sollen Wölfe gejagt werden dürfen.

Ja, das ist ein Thema in Sachsen. 12 Rudel wurden bisher registriert. Schäfer sorgen sich um ihre Herde. Tierschützer freuen sich über die wilden Nachtschwärmer. Und was hat das mit uns zu tun? Dass man Wölfe beim Nachhauseweg kreuzt, ist nicht sehr wahrscheinlich. Dennoch, der Wolf ist ein Symbol, das grüne und konservative Lager auseinander treibt.

Welche Themen vermisst ihr beim Wahl-O-Mat für die Landtagswahl?

Hier geht’s zum Wahl-O-Mat.

 


Tagged: 2014, Asyl, ÖPNV, ÖVP, Blog, Chemnitz, Dresden, Journalismus, Landtagswahl, Leipzig, Sachsen, Schule, Thesen, Volo, Volontariat, Wahl-O-Mat, Wahlalter, Wolf

Und wenn der Leser mal nervt?

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Von Tanja Goldbecher

Reinhard Oldeweme nimmt den Ärger der Leser auf - und lässt ihn auf der Arbeit zurück. Foto: Tanja Goldbecher

Es ist Reinhard Oldewemes Job, den ganzen Tag Ärger aufzunehmen. Er musste erst lernen, ihn bei der Arbeit zurückzulassen. Foto: Tanja Goldbecher

Reinhard Oldeweme ist seit vier Jahren ein Anwalt der Leser  – oder wie er bei der Freien Presse genannt wird: der Leserobmann. Er muss sein Ohr hinhalten, wenn sich aufgebrachte Leser am Telefon über die Zeitung empören. Wir haben ihn gefragt, wie er damit umgeht und was er macht, wenn ihm die Leser mal so richtig auf die Ketten gehen.

Wie oft kommt es vor, dass Sie ein Leser so richtig nervt?

Reinhard Oldeweme: Das ist Alltag. Pro Tag rufen mich zehn bis zwölf Leser an. Anstrengend und nervig werden die Gespräche, wenn die Leser radikale politische Ansichten vertreten. Das heißt, wenn sie linksextrem, rechtsextrem oder auch extrem religiös argumentieren. Das war zum Beispiel nach einem Artikel über Sterbehilfe der Fall.

Und wie wird man so einen Leser wieder los?

Wenn der Leser normal argumentiert, lasse ich ihn zu Ende reden und sage ihm, dass ich meine Kollegen über sein Anliegen informieren werden. Wenn ich mit ihm überhaupt nicht diskutieren kann, dann breche ich das Gespräch ab und lege auf.

Wurden Sie schon einmal bedroht?

Naja, nicht direkt. In meiner Kolumne schreibe ich über sehr persönliche Dinge und vertrete auch eine klare Meinung. Ich habe zum Beispiel geschrieben, dass ich Vegetarier bin – daraufhin hat mich ein Leser als Körnerfresser bezeichnet. Oder ich habe von meinem Fahrradunfall berichtet. Da schrieb mir ein Leser eine Postkarte und sagte, dass der Unfall zu Recht ein Auftragsmord gewesen sein. Für manche Leser ist es auch ein Problem, dass ich ein „Wessi“ bin. Die ultimative Drohung, die ich jeden Tag zu hören bekomme, ist jedoch, dass ein Leser die Zeitung abbestellen möchte.

Was sagen Sie dann dazu?

Ich versuche den Anrufer zu überzeugen, dass es die Zeitung wert ist, gelesen zu werden. Besonders nach einer Preiserhöhung muss ich das immer wieder betonen. In vier Jahren ist es mir allerdings bloß zehnmal geglückt, eine Abbestellung zu verhindern.

Hat Sie ein Gespräch auch schon zu Tränen gerührt?

Manchmal berichten Leser zum Beispiel von ihren Erlebnissen aus dem Krieg. Wenn sie dann anfangen zu weinen, bin ich meistens auch sehr berührt. Aber ich weine nicht in meinem Büro.

Bei welchem Thema melden sich die meisten Leser?

Es geht gar nicht so sehr um Themen, sondern ob es zwei Lager zu einem Sachverhalt gibt. Wenn die Zeitung in ihrem Leitartikel Partei für eine Seite ergreift, melden sich unglaublich viele Leser. Umweltschutz, erneuerbare Energien, Kriegseinsätze oder auch DDR-Bewältigung lassen sich in solche Lager einteilen.

Melden Sie sich auch, um Fehler zu korrigieren?

Klar, wenn zum Beispiel der Ort einer Veranstaltung nicht stimmt, melden sich viele Menschen. Es gibt aber auch Hüter des Genitivs, die mir jeden grammatikalischen Fehler aufzählen. Oder solche, die sich über Anglizismen aufregen.

Fühlt man sich dann nicht als Sündenbock der ganzen Zeitung?

Das ist mein Job. Am Anfang war es schlimm. Ich musste lernen, mit all diesen negativen Gefühlen umzugehen. Nach einiger Zeit habe ich ein dickes Fell bekommen. Heute lasse ich den Ärger der Leser nicht mehr an mich ran. Ich musste eben lernen, die Kritik nicht persönlich zu nehmen.

Was hilft Ihnen, diesen negativen Arbeitsalltag zu verarbeiten?

Ich schreibe jeden Tag einen Beitrag für meinen Blog. Dort kann ich die Dinge verarbeiten, die mich beschäftigen. Ohne diesen Blog könnte ich den Job nicht machen.

Mit welchem Ziel gehen Sie an die Gespräche mit Lesern?

Ich versuche, den Leuten ihren Ärger zu nehmen. Oft wollen sie ja einfach nur Dampf ablassen und fühlen sich hinterher besser. Ich möchte ihr Verständnis für die Journalisten und unsere Arbeit wecken. Außerdem strebe ich immer einen lockeren Umgang mit den Lesern an.

Das längste Telefonat ging über …

Eine Stunde und zwölf Minuten.

Glauben Sie, dass die Kommunikation zwischen Lesern und Journalisten wichtig ist?

Sie ist zwingend erforderlich! So stoßen wir auf Themen und merken, was unseren Lesern wichtig ist.

Was könnten die Journalisten verbessern?

Sie können nicht unbedingt etwas verbessern. Sie bräuchten einfach mehr Zeit, um den Lesern zu zuhören.

Was würden Sie sich von den Lesern wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass die Leser aufgeschlossener sind und Verständnis dafür haben, dass manche Dinge nicht geändert werden können.

Zum Beispiel?

Dass die Zeitung zu einer bestimmten Uhrzeit fertig sein muss und manche Ereignisse es deshalb nicht ins Blatt schaffen.


Tagged: Anwalt der Leser, Austausch, Ärger, Blog, Fehler in der Zeitung, Freie Presse, Journalisten, Kritik, Leser, Leserobmann, Lesertelefon, Nervige Leser, Rechtschreibfehler, Sündenbock der Zeitung, Themenideen, Voloblog, Zeitung
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