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Reporter, Redakteur, Volontär – Licht im Begriffs-Dickicht

VON ANNE SCHWESINGER

Ich bin Volontärin. So weit, so gut. Aber woher kommt der Begriff, der so verdächtig nach Freiwilligendienst klingt (siehe volunteer im Englischen)? Und wie ist er in deutsche Redaktionen gewandert? Apropos Redaktion: Hier sitzen Redakteure, Reporter und Journalisten an ihren Schreibtischen und hauen in die Tasten. Aber was genau bedeuten diese Bezeichnungen? Die Suche nach den feinen Unterschieden führt über den Duden bis zur Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU).

Volontär

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Volontärin am Schreibtisch

Manchmal recherchiere ich vom Schreibtisch aus, oft sind wir Volontäre aber auch draußen am Ort des Geschehens. Foto: Ricarda Terjung

Der Ausdruck Volontär hat laut Duden seinen Ursprung im Französischen: Das Wort volontaire bedeutet freiwillig. Jahrhundertelang war Französisch die Weltsprache der Eliten. Als im 18. Jahrhundert das Zeitungswesen erstarkte, wurden vermutlich die freiwilligen Journalistenschüler als Volontäre bezeichnet. Dieser Begriff setzte sich offenbar durch, erklärt Cornelia Hass von der DJU, die zur Gewerkschaft Verdi gehören. Heute wird man zwar auch noch freiwillig zum Azubi im redaktionellen Bereich – aber nun wird die Arbeit vergütet. Seit 1990 gibt es einen Tarifvertrag, in dem auch Dauer und Inhalte der Ausbildung empfohlen werden. Während der zumeist zweijährigen Lehrzeit arbeitet ein Volontär nicht nur in verschiedenen Redaktionen der Zeitung, sondern besucht auch Seminare.

Neben dem Nachwuchs im Journalismus wird der Begriff Volontär auch für Auszubildende in anderen Bereichen verwendet: Bei großen Fernsehsendern gibt es Volontariate für Aufnahmeleiter und Medienarchivare. Museen suchen Volontäre, PR-Agenturen und auch Schulbuchverlage.

Journalist

Im Prinzip kann sich jeder in Deutschland Journalist nennen, denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Auch der Begriff stammt aus dem Französischen: journaliste. Er umfasst alle, die hauptberuflich Informationen und Meinungen über die Medien verbreiten. Es gibt keine einheitliche Ausbildung. Dafür gibt es einen guten Grund, wie Gabriele Goderbauer-Marchner in dem Buch „Journalist werden!“ beschreibt: Während der NS-Zeit durfte als Journalist nur derjenige arbeiten, der den Nationalsozialisten genehm war. Legitimiert wurde dies durch das Schriftleitergesetz. Die Beiträge wurden vor- und nachzensiert und mussten NS-unkritisch sein.

Aus dieser Erfahrung heraus wird heute Wert darauf gelegt, dass der Zugang zum Beruf frei von staatlicher Reglementierung ist. Basis sind Presse- und Meinungsfreiheit, die im Grundgesetzt Artikel 5 verankert sind: „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Gut 80 Prozent aller journalistischen Berufsanfänger absolvieren ein Volontariat bei Presse, Rundfunk oder Agenturen. Laut Deutschem Journalisten-Verband spielen die Tageszeitungen dabei mit knapp 1.200 Volontärsplätzen die wichtigste Rolle. Ein Journalist kann als Redakteur, Reporter oder Freischaffender arbeiten.

Redakteur

Der Redakteur ist ein in der Regel festangestellter Journalist. Als Redakteur gilt laut Deutschem Journalisten-Verband, wer kreativ an der Erstellung des redaktionellen Teils von Tageszeitungen mitwirkt. Dazu gehört, Texte und Fotos auszuwählen, eigene Beiträge zu schreiben, zudem die Texte anderer Journalisten zu redigieren (redactere auf Latein, daher stammt der Begriff). Alles Arbeiten, die wir im Volontariat üben. Denn auf so eine Stelle werden wir vorbereitet.

Reporter

Ein Reporter ist häufig am Ort des Geschehens, um anschließend darüber zu berichten (Englisch: to report). Die Reportage gehört auch, aber nicht nur, zu seinen Genres. Er kann festangestellt sein oder als Freier arbeiten. Freischaffende Journalisten schreiben auf eigene Rechnung. Das bedeutet, sie sind eigenständige Unternehmer, die im Auftrag des jeweiligen Unternehmens unterwegs sind und die Leistung in Rechnung stellen.


Tagged: Ausbildung, Journalismus, Volo, Volontariat, Volontäre Image may be NSFW.
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