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Von leeren Seiten zur fertigen Zeitung – So entsteht tagtäglich die „Freie Presse“

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Von Franziska Pester

Ihre Namen stehen so gut wie nie in der Zeitung. Trotzdem sind die Layouter – die sogenannten Seitengestalter – bei der Produktion der „Freien Presse“ unverzichtbar. Denn sie erstellen den Aufbau der einzelnen Zeitungsseiten, wählen Fotos aus, kontrollieren die Texte der Redakteure und Autoren auf Fehler und bringen sie – wenn notwendig – in die passende journalistische Form. Zwischendurch schreiben sie Nachrichten und kurze Meldungen. Richtige Allrounder also, diese Seitengestalter.

Franziska Pester zeigt, wie die erste Seite der Auer Lokalausgabe aussieht – links gedruckt und rechts als Entwurf.       Foto: Toni Söll

 

9.30 Uhr: Arbeitsbeginn in der Redaktion in Annaberg-Buchholz. Wir produzieren die Zeitung für den nächsten Tag. Das grobe Gerüst steht bereits. Am Abend zuvor haben der Lokalchef Aue-Schwarzenberg, die Reporter und ich entschieden, über welche Themen wir auf welcher Seite in welchem Umfang berichten. Doch bleibt alles so? Jeden Morgen schaue ich mir als erstes die Pressemitteilung der Polizei an, um zu erfahren, was vom späten Abend des Vortages bis zum Morgen passiert ist. Gab es einen schweren Unfall, über den wir umfassend berichten müssen? Wenn ja, informiere ich den Lokalchef und gestalte gegebenenfalls die erste Seite unserer Lokalausgabe neu. Doch heute ist nichts passiert. Die Polizei informiert uns lediglich über einen Unfall mit Blechschaden in Lauter-Bernsbach.

10.15 Uhr: Der Lokalchef schickt mir Pressemitteilungen. Der Zoo der Minis in Aue hat eine neue Tierpatenschaft vermittelt und morgen wird anlässlich des Jahrestages des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 ein Kranz niedergelegt. Ich entscheide, dass wir diese Nachrichten auf den Seiten zwei und drei der Zeitung platzieren. Die kurzen Texte schreibe ich mithilfe der Pressemitteilungen gleich selbst. Dann kommt ein Anruf. Ein Redakteur ist mit seinem Artikel fertig und bittet mich, den Text Korrektur zu lesen.

12 Uhr: Die erste Redaktionskonferenz des Tages steht an. Sowohl die Auer als auch die Schwarzenberger Ausgabe wird morgen fünf Seiten umfassen. Die drucke ich jetzt alle aus, weil ich sie dem Regionalleiter des Erzgebirges, der die Verantwortung für insgesamt sechs Ausgaben trägt, vorlegen muss. Dabei überprüft er zum ersten Mal, ob das Layout korrekt gestaltet ist und ob die Themen von ihrer Bedeutsamkeit her richtig gewichtet sind. Gleichzeitig bekomme ich einen Überblick über die Themen, die in den anderen Lokalausgaben, die im Erzgebirge erscheinen, eine Rolle spielen.

12.45 Uhr: Mittagessen :-)

13.20 Uhr: Weiter geht’s. Nach und nach werden die Texte von den Reportern fertig und müssen Korrektur gelesen werden. Bei einem Text gibt es Probleme. Die Überschrift des Autors gefällt mir ganz und gar nicht. Wir diskutieren am Telefon. Am Ende einigen wir uns auf einen komplett neuen Titel. Dann ruft der Lokalchef an. Die Meldung auf Seite drei in Schwarzenberg wäre auch für die Leser in Aue interessant. Ich soll sie deshalb in der Auer Ausgabe an gleicher Stelle platzieren.

14 Uhr: „Die Todesanzeigen sind da“, ruft jemand in  den Newsroom. Soll heißen: Wir wissen jetzt, wie viel Platz die Traueranzeigen auf den Zeitungsseiten einnehmen werden. Jetzt kann ich mich um diese Seiten in meinen beiden Ausgaben kümmern. Sie tragen den Titel „Erzgebirge & Region“. Hier können Artikel und kurze Meldungen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der „Freien Presse“ platziert werden – sofern sie so außergewöhnlich und interessant sind, dass sie für unsere Leser Relevanz erlangen. Also heißt es für mich Zeitung lesen. 17 Lokalausgaben müssen bei der Suche nach geeigneten Geschichten durchforstet werden.

15.15 Uhr: Ein freier Mitarbeiter hat seinen fertigen Artikel und ein Foto per E-Mail an die Redaktion geschickt. Doch der Text ist zu lang. Das bedeutet lesen und dann kürzen. Auch der ein oder andere Satz muss umgeschrieben werden. Zum Schluss muss ich einen Vorspann und eine Überschrift formulieren, die sowohl zum Text als auch zum Foto passt.

15.30 Uhr: Die zweite Pressemitteilung der Polizei ist im E-Mail-Postfach gelandet. Ich lese mir die Meldungen zum Geschehen des Tages kurz durch. Zwei Unfälle im Aue-Schwarzenberger Gebiet. Doch das muss jetzt warten. Der Text des freien Mitarbeiters ist noch nicht fertig redigiert (Journalisten-Sprech für: bearbeiten).

16 Uhr: Die Polizeimeldungen habe ich mittlerweile geschrieben. Jetzt findet die zweite Konferenz des Tages statt. Telefonisch werde ich mit den Redaktionen in Aue und Schwarzenberg verbunden, denn die Planung der Zeitung für den übernächsten Tag steht an. Mein Lokalchef sagt mir, welche Texte ich auf welchen Seiten platzieren soll. Außerdem kann jeder Redakteur sein Thema kurz vorstellen, damit ich weiß, wie viele Zeilen und Bilder ich einplanen muss. Außerdem wird bestimmt, welcher Redakteur welche Seite der Ausgabe für morgen noch einmal liest und Rechtschreibfehler korrigiert.

16.25 Uhr: Direkt nach der Planungskonferenz lasse ich die Arbeit an der aktuellen Ausgabe kurz liegen, denn die Redakteure lesen alles, was bereits fertig ist, noch einmal Korrektur. Ich layoute in dieser Zeit die zehn Seiten der übernächsten Ausgaben. Zwischendurch ruft die Kollegin aus Schwarzenberg an. Sie bittet mich, eine Meldung von der Seite eins auf den übernächsten Tag zu schieben, weil sie noch eine Information hat, die morgen unbedingt in der Zeitung stehen muss. Gesagt – getan.

17 Uhr: Die letzten Artikel kommen an. Also geht es weiter: Lesen, umschreiben, korrigieren, kürzen oder manchmal auch verlängern.

18 Uhr: Die dritte und letzte Konferenz steht an. Wieder müssen alle Zeitungsseiten ausgedruckt und dem Regionalleiter vorgelegt werden. Jetzt werden die Überschriften und Vorspänne der einzelnen Artikel kontrolliert. Passt alles? Entspricht es den redaktionellen Vorgaben? Ein paar kleine Änderungen hier und da sind fast immer notwendig.

18.30 Uhr: Geschafft. Ich rufe den Spätdienst an. Das ist ein Reporter, der erst um 12 Uhr mit seiner Arbeit begonnen hat, dafür aber solange bleiben muss, bis alles fertig ist. In der Ausgabe für Aue und auch in der für Schwarzenberg fehlt noch ein Bild. Der Fotograf wird es sicher erst nach 19 Uhr schicken. Doch das ist nicht mehr meine Aufgabe. Ich erkläre dem Spätdienst, was noch zu tun ist. Dann geht’s nach Hause – Feierabend.


Tagged: Ausbildung, Job, Layout, Newsdesk, Newsroom, Produktion, Redakteur, Seitengestalter, Zeitung

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