Quantcast
Channel: Der Volo-Blog der Freien Presse
Viewing all articles
Browse latest Browse all 101

Auflegen verboten!

$
0
0
VON SEBASTIAN SIEBERTZ

Erste Volontärsstation: „Recherche“. Klingt nach Telefondienst – ist es aber nicht. Die Kollegen (und der Volontär) vom Recherche-Ressort der Freien Presse beliefern von Politik, Wirtschaft bis hin zu Sachsen viele Seiten der Tageszeitung. Telefonieren muss man aber wie in jeder anderen Redaktion natürlich auch. Und genau hier fängt das Problem an.

Bei 80 Prozent der Anrufe  hat man nämlich  – vorsichtig geschätzt – nicht den Gesprächspartner am Ohr, dessen Statement so wichtig für den eigenen Artikel ist. In der Regel verbindet der erste Gesprächspartner dann zum gewünschten oder verantwortlichen Kollegen. Nicht selten braucht es dafür jedoch mehrere Versuche. So hängt der Volontär gefühlt minutenlang an seinem Telefon und lauscht den verschiedensten Warteschleifen. Von Rathäusern über Ministerien bis hin zu mehr oder weniger unabhängigen Instituten und Unternehmen: Jede Organisation pflegt einen eigenen Stil bei der technischen Version des Hörer-Weiterreichens. Diese akustische Untermalung verlorener Arbeitszeit lässt sich grob in vier Kategorien einteilen:

  • Popklassiker: In der Regel eine völlig willkürliche Auswahl frei nach dem Motto: „Das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute“. Oft auch in der instrumentalen Version. Bei guter Titelauswahl verleitet diese Art der Warteschleife durchaus zum vorsichtigen Mitsummen. Muss es aber nicht. Zumal trotz Karaoke-Sound jede Sekunde wieder ein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung auftauchen könnte.
Bild

Achtung! Die meisten Gesprächspartner kennen die Weiterleitungstöne aus dem eigenen Haus nicht und können die gute Stimmung nicht nachvollziehen. Fotos (4): Tanja Goldbecher

  • Die monotone Ansage: Gerne auch in englischer Sprache gehalten, wird sie schon bei der zweiten Wiederholung zur Qual für das Volontärs-Gehör. Ob lasziv gesäuselt oder im maschinellen Stakkato – es ist die Variante, die wohl die meisten Nerven kostet.
Bild

Spätestens beim dritten “Sie werden verbunden” möchte man in den Hörer beißen. Auch Hintergrundmusik macht solche Ansagen nicht besser.

  • Klassische Musik: Entspannend, fast schon beruhigend, lassen sich die Meisterwerke der Größen vergangener Epochen auch über mehrere Minuten anhören. Wartender, was willst du mehr? Problematisch wird es erst, wenn die Wahl der Instrumente nicht stimmt. Beethovens Neunte, vorgetragen mit einem schrillen Kinder-Glockenspiel, treibt einem die Tränen in die Augen.
Bild

Klassische Musik am Telefonhörer beruhigt. Zu viel Entspannung ist aber nicht empfehlenswert!

  • Lobende Erwähnung: Die hat sich an dieser Stelle die Stadt Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau verdient. Als Karl-May-Geburtsstadt bedient sich die Stadtverwaltung der berühmten Filmmelodie aus den Winnetou-Filmen – originell!
Bild

Und der Warteschleifen-Oscar geht an: Stadt Hohenstein-Ernstthal!

Habt Ihr noch einen besseren Warteton im petto? Oder einen, der einem richtig die Nerven zerreibt?
Schreibt uns über die Kommentarfunktion!


Tagged: Freie Presse, Recherche, Sebastian Siebertz, Telefon, Volo, Volontariat, Warteschleifen

Viewing all articles
Browse latest Browse all 101